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Fehlzeiten – Bauhelm, Handschuhe etc.
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Fehlzeiten kosten Milliarden

Krankenstand, Urlaub, Feiertage: Österreich nimmt dabei einen Spitzenplatz im europäischen Vergleich ein. Die Fehlzeiten drohen zur Wohlstandsbremse zu werden. 

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 09.07.2025

Die Entgeltfortzahlung verursacht aktuell bereits über 4,5 Mrd. Euro an direkten Kosten für die heimische Wirtschaft. Diese Last muss fairer verteilt werden. Ohne die finanzielle und soziale Absicherung der Dienstnehmer zu gefährden, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden, damit die heimischen Dienstgeber von den hohen Entgeltfortzahlungskosten entlastet werden.

Abhängig von der Dauer des Dienstverhältnisses besteht in Österreich Anspruch auf mindestens sechs und bis zu zwölf Wochen volle und vier Wochen halbe Entgeltfortzahlung pro Arbeitsjahr. Der Anspruch besteht auch nach Unfällen bei diversen Freizeitaktivitäten, die ausschließlich dem Dienstnehmer zuzurechnen sind. Dazu kommt noch ein eigenes Kontingent in Höhe von acht bzw. zehn Wochen Entgeltfortzahlung bei Arbeitsunfällen. Letztlich führt die aktuelle Rechtslage zu einer Explosion der Arbeits- und Lohnstückkosten, sie gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Auch ein Blick über die Grenzen zeigt, dass die österreichische Wirtschaft wesentlich höhere Entgeltfortzahlungskosten stemmen muss als der internationale Mitbewerb.

In Deutschland besteht der Anspruch für max. sechs Wochen.  In der Schweiz besteht der Anspruch für drei Wochen im ersten Anstellungsjahr.

Entlastung gefordert

  • Nach dem Urlaubsgesetz wird der Urlaubsanspruch durch entgeltfreie Zeiten nicht gekürzt, sofern nicht gesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Damit entsteht auch während Langzeitkrankenständen unbegrenzt Urlaub. Das führt zu einer Anhäufung von Urlaubsansprüchen. Dies ist vollkommen unsachlich. In Phasen der entgeltfortzahlungsfreien Arbeitsunfähigkeit nach Ausschöpfen des Kontingents soll kein weiterer Urlaubsanspruch entstehen.  
  • Wenn die Fortzahlung ausgeschöpft ist, soll kein neuer Anspruch gegenüber dem Arbeitgeber mit Beginn des neuen Arbeits-/Kalenderjahres entstehen. 
  • Anrechnung von anteilsmäßigem (50-prozentigem) Urlaubskonsum auf freiwillig gewählte Kuraufenthalte. 
  • Viele Schwangere dürfen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt eingesetzt werden. In diesen Fällen benötigt es eine Entlastung der Betriebe durch einen vorzeitigen Mutterschutz, ohne dass werdenden Müttern Nachteile entstehen.
  • Rasche Umsetzung des im Regierungsprogramm vorgesehenen Kontrollorgans und wirksame Maßnahmen gegen Krankenstandsmissbrauch.



WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer:
Umdenken im Gesundheitssystem

Vergangene Woche hat das Wirtschaftsforschungsinstitut den „Fehlzeitenreport“ präsentiert und darin die Entwicklung der Krankenstände in Österreich analysiert. Auf den Punkt gebracht: Es besteht dringender Handlungsbedarf. 

Von 100 bezahlten Arbeitsstunden sind in Oberösterreich mittlerweile mit Urlaub, Feiertagen und Krankheit rund 14,5 Stunden unproduktive Fehlzeiten. Oberösterreich liegt mit durchschnittlich 15,6 Krankenstands­tagen pro Beschäftigten neuerlich über dem Bundesschnitt von 15,1 Tagen.  Auch ganz Österreich nimmt im europäischen Vergleich einen unrühmlichen Spitzenplatz ein.  Die Fehlzeiten drohen zur Wohlstandsbremse zu werden. Sie belasten die Unternehmen durch hohe Entgeltfortzahlungen und sie belasten die gesunden Mitarbeiter durch anfallende Mehrarbeit in den Unternehmen und damit die gesamte Gesellschaft. 

Ich schlage ein umfassendes Maßnahmenbündel vor, das von Unternehmen, Mitarbeitern und strukturellen Reformen im Gesundheitssystem in einem gemeinsamen Kraftakt getragen wird. Es braucht ein generelles Umdenken im Gesundheitssystem, beispielsweise durch verbindliche Gesundheitsziele oder anreiz­orientierte Präven­tionsmaßnahmen. Die Sozialversicherung der Selbständigen sollte hier auch für Unselbständige ein Vorbild sein. Wer etwas für seine Gesundheit tut, zahlt einen niedrigeren oder gar keinen Selbstbehalt für Arztbesuche und Krankenversicherungsleistungen.



Fehlzeiten belasten die Unternehmen durch hohe Entgeltfortzahlungen und die gesunden Mitarbeiter durch anfallende Mehrarbeit und damit die gesamte Gesellschaft. 

 

 

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