Forum IC zeigt den Weg zu Europas digitaler Souveränität
Die Informations- und Consultingwirtschaft warf beim heurigen Forum IC mit internationalen Experten einen positiven Blick auf Europas Chancen bei der „digitalen Nahversorgung“
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Die Digitalisierung prägt alle Bereiche unseres Lebens – von der Wirtschaft über die Bildung bis hin zur öffentlichen Verwaltung. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Computing, Datenanalyse und automatisierte Softwareentwicklung verändern, wie wir arbeiten, forschen und miteinander kommunizieren. Doch während Nordamerika und Asien in diesen Bereichen enorme Fortschritte erzielt haben, droht Europa, technologisch ins Hintertreffen zu geraten. Wenn der Kontinent seine wirtschaftliche Unabhängigkeit und Innovationskraft bewahren will, muss er dringend eigene Kompetenzen aufbauen und seine digitale Souveränität stärken. Das diesjährige Forum IC der WKOÖ-Sparte Information und Consulting griff genau dieses Thema unter dem Titel: „OWN THE FUTURE – Vom Panic-Mode zur digitalen Souveränität“ auf und hatte Expertinnen und Experten zu einem Informations- und Diskussionsabend eingeladen.
Zukunftsthemen aufgreifen, Veränderungen anstoßen
„Das Forum IC ist ein wichtiges Instrument, um Zukunftsthemen aufzugreifen und Veränderungen anzustoßen“, so Spartenobmann Christoph Schumacher. „Mit dem Forum IC wollen wir regelmäßig gemeinsam mit Experten Entwicklungen und mögliche Folgen aufzeigen und Lösungen ableiten“, so Schumacher. „Der Wettbewerb, wem die digitale Zukunft gehört, ist in vollem Gange. Dehalb wollen wir heute einen bewusst positiven Blick in die Zukunft werfen und die Chancen Europas beleuchten.“
„KI ist gekommen, um zu bleiben“, sagte WKOÖ-Vizepräsidentin Lisa Sigl und verwies auf das breite Angebot der WKOÖ zu diesem Thema. „Wir vernetzen die Wirtschaft stark mit den Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen. Themen sind unter anderem Simulation und Robotik, vor allem im Hinblick auf der Arbeits- und Fachkräftemangel.“ Die KI-Tour durch alle Bezirke zeigt Unternehmen, wie man KI praxistauglich anwenden kann. Bei einer KI-Mini-Messe konnte man Firmen aus Oberösterreich kennenlernen, die basierend auf KI Produkte und Services für Firmen entwickelt haben. „Hier geht es um die wichtige digitale Nahversorgung, auch in Sachen KI nah am Kunden zu sein, es geht um Verfügbarkeit, Schnelligkeit und Qualität der Services.“
Experten am Wort
Digitale Statements kamen von internationalen Experten. Die Italienerin Prof. Francesca Bria beschäftigt sich mit Digitalisierungspolitik an der Schnittstelle von Technik, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie leitet auch die EuroStack-Initiative für Europas digitale Souveränität. Statt US- oder China-Modelle zu kopieren, setzt EuroStack auf digitale Infrastrukturen, die Rechte schützen, lokale Wirtschaft stärken und auf gesellschaftliche Bedürfnisse ausgerichtet sind. Es geht nicht nur um Technik – Daten, KI und Dienste – sondern darum, wie Europa eine vertrauenswürdige digitale Zukunft gestaltet. Mit Werkzeugen wie ethischer KI, sicheren Clouds und gemeinsamen Datenräumen soll die Abhängigkeit von ausländischen Technologien sinken. Ziel ist eine digitale Entwicklung, die europäische Werte wie Fairness, Offenheit und Nachhaltigkeit verkörpert. EuroStack fordert dafür kluge Investitionen, klare Regeln und sektorübergreifende Zusammenarbeit – als konkreten Plan für digitale Systeme, die Demokratie und Gesellschaft stärken.
Fernando Cucchietti leitet die Gruppe für Datenanalyse und Visualisierung am Barcelona Supercomputing Center. Er beschrieb die Rolle von Hochleistungsrechnern (High Performance Computing, HPC) als Schlüsseltechnologie für Europas digitale Zukunft. Aufbauend auf den Rahmenbedingungen digitaler Souveränität, zeigte er auf, warum HPC-Infrastrukturen unverzichtbar für den Aufbau einer eigenständigen, europäischen digitalen Innovationslandschaft sind.
Marcello Lenca ist Professor für Ethics of AI & Neuroscience an der TU München. Er erforscht die ethisch nachhaltige Entwicklung von KI-Systemen und Neurotechnologien mit Schwerpunkten wie Gehirn-Maschine-Schnittstellen, der Beziehung zwischen KI und menschlicher Kognition sowie Neuro-Rechten. Ihm geht es darum, wie diese Entwicklungen mit europäischen Werten und Standards in Einklang gebracht werden können und warum ethische Leitplanken und Neuro-Rechte nicht nur Schutzmechanismen, sondern auch ein klarer Wettbewerbsvorteil für die europäische Wirtschaft sind.
Im Anschluss diskutierten Walter Kreisel (neoom), Prof. Andreas Stöckl von der FH Hagenberg und Julia Eisner von „Woman in AI Austria“.
- Julia Eisner: „Es geht nicht nur um die technologische Machbarkeit. Man muss sich auch anschauen, welche Rolle die Menschen hier einnehmen wollen und wie können wir uns fit machen, mit dieser Technik umzugehen.“
- Andreas Stöckl: „Viele KI-Projekte scheitern, aber nicht deshalb, weil die Basistechnologie nicht stimmt, sondern weil die Werkzeuge noch nicht richtig angewendet werden.“
- Walter Kreisel: „Digitale Souveränität hängt eng mit dem Thema Energie zusammen. Ohne zuverlässige Energieversorgung gibt es keine Datensouveränität.“