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Spartenobmann
© WKOÖ

Kluge Anreize setzen und Investitionen mit Mehrwert fördern

Markus Redl, der neue Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, nimmt im OÖW-Gespräch zu Wirtschaftslage, Konjunktur und Herausforderungen Stellung. 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 23.07.2025

OÖW: Herr Spartenobmann, die letzten zwei Jahre waren hart für die Sparte. Jetzt kommt die Lokomotive Bau wieder in die Gänge. Man rechnet mit einem spürbaren Auftragsplus. Geht‘s wirklich aufwärts? 

Redl: Ja. Das zarte Pflänzchen Konjunktur treibt wieder aus, aber noch nicht überall. Das Baugewerbe sieht schon eine bessere Auftragslage. Diese wird in den baunahen Sektoren aber erst zeitversetzt schlagend. Grundsätzlich hat die Stimmung gedreht und es ist wieder mehr Zuversicht da. Von einem robusten Aufschwung kann aber noch keine Rede sein.

OÖW: Könnte Trumps unseliger Zollkrieg auch unsere Gewerbekonjunktur gefährden?

Redl: Ja. Zum einen über die Welthandelspreise für Rohstoffe, Materialien und Produktionsmittel, die durch Zölle nur künstlich ansteigen. Zölle sind indirekte Kosten, denen man kaum entkommt und die auch unsere Produkte und Leistungen teurer machen. Zum anderen verlängert diese erratische Politik nur die allgemeine Unsicherheit. Unsicherheit ist aber Gift für Konsumenten und Investoren. Denn wenn ich nicht weiß, was in ein, zwei Jahren ist, werde ich mein Geld nicht ausgeben. Es wird gespart statt konsumiert. Ein Beispiel: In Österreich ist in wenigen Jahren die Sparquote von etwas über 8 auf knapp 12 Prozent gestiegen.

OÖW: Was tun, um Konsum und Investitionen anzukurbeln?

Redl: Zum einen muss man den Leuten klarmachen, dass sie nicht mehr auf 0 Prozent Zinsen wie in den 2010er Jahren hoffen brauchen. Das kommt nicht mehr. Vielmehr sollen wir das beeinflussen, was in unserer Macht steht.

OÖW: Zum Beispiel?

Redl: Kluge Anreize setzen und Investitionen mit Mehrwert fördern. Beispiele gibt es längst, etwa die thermisch-energetische Sanierungsförderung, der Handwerkerbonus oder die Schwellenwerte-Verordnung, die man meiner Meinung nach erhöhen und ins Dauerrecht überführen sollte. Das schafft langfristige Planbarkeit und sichert die Auslastung, vor allem in den vielen kleinen Betrieben draußen auf dem Land.

OÖW: Was sollte man nicht tun?

Redl: Ankündigungspolitik, bei der die Umsetzung noch in den Sternen steht. Unsere Betriebe, brauchen Planbarkeit. Noch einmal: Unsicherheit ist Gift. Wer heute nicht einschätzen kann, welche Spielregeln die Politik morgen wieder ändert und ob er seine Ausgaben wieder verdienen kann, wird sein Geld nicht investieren. Auf der anderen Seite steht die Überförderung. Wenn 70 oder mehr Prozent der Projektkosten der Allgemeinheit umgehängt wird, dann ist das schlicht zu viel. Abgesehen davon, dass mittelfristig die öffentlichen Haushalte überfordert werden. Außerdem wird keiner mehr von selbst aktiv und investiert, sondern wartet auf die öffentliche Hand mit dem Ergebnis, dass die gewünschten Effekte nicht eintreten.

OÖW: Kommen wir zu einem Thema, das wie kaum ein anderes das Kernthema des Gewerbe und Handwerks ist, die Fachkräfte.

Redl: Ein Gewerbe- und Handwerksbetrieb ist immer auch ein Dienstleister – egal, ob Fleischer oder Fliesenleger, wir brauchen die besten Leute. Daher hat Aus- und Weiterbildung für die Sparte oberste Priorität. Das gesamte Umfeld rund um Lehre und Fachkräftequalifizierung – Betriebe, Berufsschulen, Berufsbilder oder Weiterbildungseinrichtungen – gilt es auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Bei uns werden Maschinen die Handarbeit nie ersetzen können. Deshalb brauchen wir bestens ausgebildete Fachkräfte. Dass uns die nicht ausgehen, daran werden wir auch in Zukunft mit aller Kraft arbeiten.

Zur Person: Markus Redl ist seit 2020 Landesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Seit 2006 ist er ein Geschäftsführer der Linzer Wohlschlager & Redl GmbH. Der 500-Mitarbeiter-Betrieb teilt sich in die Bereiche Installationen (inkl. Elektro und PV) und umfassende Sanierung von Gebäuden (alle Gewerke). Im Betrieb legt man höchsten Wert auf qualifizierten Nachwuchs – derzeit sind 50 junge Leute in der Lehrausbildung.

Gewerbe und Handwerk in Zahlen

48.285 aktive Mitglieder zählt die oö. Sparte Gewerbe und Handwerk (30. Juni 2025). Dazu kommen 9199 ruhend gemeldete.

165.809 unselbständig Beschäftigte (inkl. geringfügig Beschäftigte) gab es 2024 in den Betrieben. Das ist fast ein Drittel aller Beschäftigten in der gewerblichen Wirtschaft Oberösterreichs. 

8326 davon waren Lehrlinge (30. Juni 2025). Damit bildet das Gewerbe und Handwerk fast 44 Prozent aller oö. Lehrlinge aus.