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Karin Aigner in ihrem SPAR
© WKOOE

Länger geöffnet

Wenn Karin Aigner um fünf Uhr früh hinter ihrer Feinkosttheke steht, dann ist sie in ihrem Element. Die 55-Jährige führt in sechster Frauenhand den SPAR in Straßham, das Einkaufsgeschäft ist seit 190 Jahren in Familienbesitz. 

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 17.12.2025

„Ich habe schon mit acht Jahren gewusst, was ich will“, schmunzelt die Inhaberin. „Einfach deshalb, weil in so einem Geschäft jeder Tag anders ist.“ Als kleines Mädchen beeindruckten sie die vielen Produkte. „Das war für meine Freundinnen etwas Besonderes“, lacht sie. „Wenn die bei mir waren, dann sind sie nie zu kurz gekommen.“

Auch Karin Aigners  Mutter hat das Geschäft mit zwölf Quadratmetern von ihrer Mutter übernommen und kräftig um- und ausgebaut. Das ursprüngliche Ladenlokal ist noch vorhanden und dient als Nebenraum, Lager und Büro. Die wunderbare Stuckdecke aus der Erbauungszeit des alten Hauses hat sich darin erhalten. „Eigentlich war das Haus mal eine Landwirtschaft“, holt Karin Aigner aus.

„Im Laden gab es alles, was die Bevölkerung für den täglichen Bedarf brauchte.“ Einzelne Schrauben, Ketten, Werkzeug, aber auch die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft waren im Sortiment. „Im Stadel hat mein Mann die Mehlschaufeln gefunden, mit denen das Mehl in Sackerl abgefüllt wurde.“ 

Immer in Frauenhand

Dass das Geschäft immer von Frauen geführt wurde, hatte den Hintergrund, dass es in jeder Generation eine Tochter gab, die zu Hause blieb, während die Söhne weggingen. „Mein Mann hat erkannt, dass er zu mir kommen muss, wenn wir eine Zukunft aufbauen wollen.“ Problem sei das nie gewesen. 

Unterstützt wird sie von ihrem Vater Walter Lehner, der die Buchhaltung und die Bilanz über hat und im Heimdienst Einkäufe mit dem Auto zu den Kunden bringt. „Ohne ihn wäre das alles nicht möglich“, sagt sie. Der 87-Jährige ist fit. Sein Geheimnis: „Ich bin dieses Jahr schon über 10.000 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren, das hält jung.“

Liebe zu den Kunden

Ebenso wie ihr Vater liebt Karin Aigner den Kontakt mit den Kunden. „Die kommen teilweise von weit her, weil wir schon so früh aufsperren.“ Ab sechs Uhr morgens wird die Jause gekauft, viele Handwerker  kaufen sogar zweimal am Tag bei ihr ein. „Morgens die Jause und auf dem Rückweg den Einkauf.“ Viele Kunden kennt sie seit Jahren. Einer hat sich bei ihr verabschiedet, als er in die Pension ging. „Das hat mich gefreut“, erinnert sie sich. ihre Kunden sind ihr wichtig.

Dass nicht alle Gutes im Sinn haben, weiß sie auch. „Wir haben schon mit Ladendiebstahl zu kämpfen.“ Spektakulär sei es gewesen, als ein Ladendieb beobachtet wurde und sie die Verfolgung zu Fuß aufnahm. „Da ist mir eine Nachbarin mit dem Auto hinterhergefahren und hat mich aufgegabelt.“ Erfolgreich war das Duo nicht, aber die hochprozentige Beute konnte samt Rucksack in einem Bach sichergestellt werden. 

Ende einer Ära

Mit ihr wird die Familientradition zu Ende gehen. Karin Aigner ist Mutter zweier Söhne. Der eine Kfz-Meister, der andere Jurist, auch die Schwiegertöchter werden das Geschäft nicht übernehmen. „Das ist halt so“, sagt sie. „Und ich kann es ihnen auch nicht verdenken.“ Alles hat seine Zeit.  Die Konkurrenz in Form von Supermärkten ist groß. Ihr Geschäft aber hat Persönlichkeit.