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Ohne neue Handelsabkommen droht Wohlstandsverlust

Wifo-Handelsexperte Harald Oberhofer sieht im APA-Gespräch eine „sehr verkürzte Diskussion“ über das mögliche EU-Mercosur-Freihandelsabkommen.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 10.09.2025

Zur in Österreich hitzig geführten Mercosur-Debatte fragte Oberhofer grundsätzlich: „Gibt es für gewisse Branchenvertreter überhaupt ein Handelsabkommen, das in Frage kommt? Wenn nicht, dann wird der gesamtwirtschaftliche Wohlstand mittelfristig geringer sein.“ Eine kleine offene Volkswirtschaft wie Österreich sei „maßgeblich vom internationalen Handel abhängig“. Ein bevorzugter Zugang auf den Mercosur-Markt (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) eröffnet nämlich neue Perspektiven in geopolitisch unsicheren Zeiten, so Oberhofer.

Vor allem für die Industrie ergeben sich Chancen, sollten Zölle von bis zu 30 Prozent wegfallen. Zudem ist es für die Wettbewerbsfähigkeit der Austro- und EU-Firmen enorm vorteilhaft, wenn man ein Abkommen mit dem Mercosur-Raum hat, andere Wirtschaftsblöcke aber nicht. Denn für die bleiben die hohen Zölle bestehen. Nicht zu vergessen ist, dass sich der Außenhandel mit den USA (Zölle) und China (Protektionismus) erschwert hat. Es geht darum, diese Nachteile zu kompensieren, indem man den Zugang zu alternativen Absatzmärkten öffnet.

Quoten und Schutzklauseln

Bei Marktstörungen können laut des vorliegenden Entwurfs Liberalisierungen ausgesetzt werden (zwei plus zwei Jahre). Das gilt für beide Seiten und auch für Sektoren, wo keine Quoten festgelegt sind, so Oberhofer. „Das könnte im Mercosur-Raum im Industriebereich relevant sein, bei uns im Agrarbereich.“

Alles darüber hinaus bleibt verzollt wie bisher. Von einem Überschwemmen mit Billigstfleisch kann keine Rede sein.


Zu den agrarischen Sorgen verwies Oberhofer auf die Schutzklauseln, den Ausgleichsfonds und darauf, dass über die Quoten hinaus die bisherigen Zollsätze bestehen bleiben. Es könnten sich auch für Österreichs Bauern mittelfristig Chancen ergeben. Denn, wenn im Mercosur-Raum ein Markenschutz wie in der EU umgesetzt wird, sind geschützte heimische Produkte auch im Mercosur-Raum geschützt.

Agrarimporte sind gedeckelt

Zudem sind hierzulande besonders kritisierte Rindfleisch-Importe bei der zollfreien Einfuhr in die EU auf 99.000 Tonnen oder 1,5 Prozent des EU-Rindfleischmarkts gedeckelt. Alles darüber hinaus bleibt verzollt wie bisher. Von einem „Überschwemmen mit Billigstfleisch“ kann also keine Rede sein.