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„Man muss spüren, dass an die Idee geglaubt wird“

Beim Nachhaltigkeitstag der OÖ Wirtschaft am 5. Juni steht das Thema „Chancen für zukunftsfähige Betriebe“ im Mittelpunkt. Topreferent ist Martin Rohla, einer breiten Öffentlichkeit bekannt aus der TV-Sendung „2Minuten2Millionen“. Die OÖWirtschaft hat ihn im Vorfeld zum Thema nachhaltige Investments befragt.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 19.05.2025

OÖW: Herr Rohla, Sie sind mit Ihrer Beteiligungsgesellschaft seit vielen Jahren erfolgreicher Investor bzw. Initiator von nachhaltig agierenden Unternehmen. Gibt es da ein oder mehrere Schlüsselkriterien für einen Einstieg?

Rohla: People invest in people. Daher kommt es auf die Menschen an. Die handelnden Personen müssen sich inhaltlich einig sein, einer Meinung sein und sich auf ihre Aufgabe konzentrieren. Das muss man spüren. Das psychologische Element spielt also eine ganz große Rolle.

Martin Rohla
© privat Martin Rohla, ein gebürtiger Freistädter, ist Unternehmer, Investor und Biolandwirt. Er ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Goodshares GmbH, die vor allem nachhaltige Projekte unterstützt oder selbst initiiert.

OÖW: Die persönliche Ebene und das Bauchgefühl müssen stimmen? 

Rohla: Ja. Man muss spüren, dass an die eigene Idee geglaubt wird. Es braucht diese langfristige Vision, aber auch ein hohes Maß an Flexibilität. Denn der rasche Weg zum Ziel ist das rasche Zickzack und nicht die langsame Gerade. Start-ups brauchen auch die Unternehmer-DNA. Es braucht den Unternehmer, der im wahrsten Sinn des Wortes etwas unternehmen will. Nicht den Manager. Nicht vergessen darf man auf das Zahlenwerk. Das wird viel zu oft vernachlässigt. Da kann die Idee noch so gut sein, wenn man die Zahlen nicht im Griff hat, scheitert man.

OÖW: Sie halten über 20 nachhaltige Beteiligungen. Welche Erfolgsquote setzen Sie an?

Rohla: Wenn zwei von zehn Beteiligungen nicht scheitern, ist das ein guter Wert. Also 20 Prozent Erfolgsquote als Obergrenze sollte man im Kopf haben. Im Moment steigen wir nur in neue Beteiligungen ein, wenn sie besonders sexy sind.

OÖW: Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Fehler von nachhaltigen Start-ups? Euphorie und zu groß denken oder schlicht mangelhafte Konzepte?

Rohla: Der größte Fehler sind zu optimistische Beurteilungen der eigenen Marktchancen. Es wird zu groß gedacht und die Flexibilität des Konsumenten, der seine Kosten im Blick hat, überbewertet. Denn nur weil ein Produkt als gesellschaftlich oder ökologisch richtig gesehen wird, heißt es noch lange nicht, dass es der Kunde auch kauft.

OÖW: Was würden Sie einem jungen nachhaltigen Unternehmen mit auf den Weg geben?

Rohla: Unbedingt den sozialen und/oder ökologischen Impact genau erarbeiten und nachvollziehbar machen. Und die Zahlen ernst nehmen. Denn es gilt: If you cant messure it you cant manage it. 

OÖW: Green Tech und nachhaltige Start-ups sind aktuell maßgeblich von öffentlicher und/oder privater Unterstützung abhängig. Sind wir da in auf einem guten Weg?

Rohla: Insgesamt bin ich von der Förderlandschaft in Österreich sehr angetan. Besonders möchte ich das aws (Red: Austria Wirtschaftsservice) hervorheben. Dort sind echte Experten, die sehr professionell agieren. Viele Gründungen hätte es ohne das aws nicht gegeben.

OÖW: Stichwort Finanzierung. Investitieren ist aktuell nicht angesagt, hört man.

Rohla: Richtig. Risikokapital aufzustellen ist derzeit extrem schwierig. Die geopolitische Unsicherheit, ausgelöst beziehungsweise noch verstärkt von der Trump-Regierung, verunsichert zunehmend. Es herrscht aktuell nicht nur eine Konsum-, sondern auch eine Investitionszurückhaltung. Jeder schaut auf sein eigenes Geldbörsel und man spürt schon die momentan besonders hohe Sparquote. Auf der anderen Seite ist aber wieder Land in Sicht und genug Geld, das investiert werden will, ist auch da.

Nachhaltigkeitstag der oö. Wirtschaft: ökonomisch, nachhaltig, zukunftsfähig

Der Nachhaltigkeitstag der oö. Wirtschaft widmet sich den „Chancen für zukunftsfähige Betriebe“. Top-Referent beim Nachhaltigkeitstag am 5. Juni, 13 Uhr, in der Wirtschaftskammer OÖ in Linz ist Martin Rohla. Darüber hinaus finden 4 Praxisworkshops zu nachstehenden Themen statt:

Workshop 1: Chancen für zukunftsfähige Betriebe

Wie können Sie Ihren Betrieb zukunftsfit machen?

Wie kommen Sie zu einer nachhaltigen Erfolgsstrategie für Ihr Unternehmen?

Welche Chancen ergeben sich durch nachhaltige Geschäftsmodelle?

Workshop 2: ESG-Initiativen mess- und sichtbar machen

Welche ESG-Kriterien spielen bei der Kreditvergabe und Finanzierung eine Rolle?

Welche ESG-Daten müssen Unternehmen erfassen, und in welcher Form?

Workshop 3: Strategisch handeln statt nur berichten

Welche Neuerungen gibt es bei den ESG-Berichtspflichten?

Wie können sich KMU-Betriebe vorbereiten, wenn sie indirekt von den ESG-Berichtspflichten betroffen sind?

ESRS VSME: der europäische Berichtsstandard für KMU

Workshop 4: KI & Nachhaltigkeit

Welche Unterstützung kann mir KI beim Thema Nachhaltigkeit im Betrieb bieten?

Wie kann eine Effizienzsteigerung im Betrieb mit KI-Tools erreicht werden?

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