
"Die Weichen neu stellen"
Österreichs Wirtschaft befindet sich in einer Phase des wirtschaftlichen Abschwungs. „Das Konjunkturtief ist auch ein Alarmsignal für den Standort Österreich“, warnte Doris Hummer anlässlich ihrer Wahl zur Wirtschaftskammerpräsidentin 2025–2030.
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Energiekrisen, geopolitische Spannungen, Lieferkettenprobleme, Inflation, steigende Lohn- und Lohnnebenkosten und zuletzt weltwirtschaftliche Verwerfungen durch die amerikanische Zollpolitik: Das alles stellt uns wirtschaftlich auf eine harte Probe mit ernsten Folgen. Österreich ist in eine echte Rezession geschlittert, die mehr als ein Konjunkturtief ist – sie ist ein Alarmsignal für unseren Standort.
Die Betriebe haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind widerstandsfähiger geworden, aber die Unsicherheiten sind in den vergangenen Jahren mehr geworden. Jetzt ist es notwendig, alte Strukturen aufzubrechen, denn die Welt ordnet sich neu. Dafür wollen wir auch ein Mutmacher und Rückenstärker für die Politik sein. Wir können die neuen Probleme nicht mit dem alten Denken lösen.
Das Arbeitskräftepotenzial wird durch die Bevölkerungsentwicklung weniger, es wird aber auch immer weniger gearbeitet. Im Schnitt arbeiten die Österreicherinnen und Österreicher über sechs Wochen weniger pro Jahr als noch 1995 – bei gleichbleibender Urlaubs- und Feiertagsregelung. Wir brauchen eine Arbeitswelt, die Leistung belohnt und nicht bremst. Wohlstand entsteht durch Arbeit, Fleiß und Innovation. Diesen Wohlstand kann man dann verteilen. Dafür müssen wir die Rahmenbedingungen verändern. Leistung muss sich lohnen, Arbeit muss sich rechnen.
Ohne Investitionen kein Wachstum, ohne Investitionen keine Innovation. Angesichts der Tatsache, dass die Unternehmen derzeit nicht investieren, fordern wir Investitionsfreibeträge und gezielte Förderungen zur Eigenkapitalstärkung und Investitionsprämien.
Thema Energie: Österreich ist im Bereich Energie das teuerste Land in Europa. Während andere Länder es geschafft haben, die Energiekosten in den Griff zu bekommen, war das in Österreich nicht möglich, dabei machen Steuern und Abgaben die Hälfte der Energiekosten aus. Unsere Industrie ist im internationalen Wettbewerb im Nachteil und das nicht theoretisch, sondern ganz praktisch in Auftragsbüchern, Standortentscheidungen und Investitionsstopps.
Auch die Bürokratie bleibt ein Dauerthema. Jedes Formular, das wir nicht ausfüllen müssen, und jeder Bericht, den wir nicht erstellen müssen, ist eine Erleichterung. Es braucht jetzt endlich den Mut, falsch eingeschlagene Wege zu verlassen. Erfreulich, dass die EU-Kommission das endlich auch verstanden hat. Das Aus für das Lieferkettengesetz und die geplante Omnibus-Verordnung zur Reduzierung des Verwaltungsaufwands können aber nur ein Anfang sein. Bürokratie bindet Ressourcen und Geld, das nicht produktiv ist. Es ist ein Thema, das uns jeden Tag bremst.
Digitalisierung ist mehr als Technologie, sie ist ein Standortfaktor. Künstliche Intelligenz ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern ein realer Wirtschaftsmotor. Gerade in Oberösterreich haben wir hier eine Riesenchance, mit unseren Standortpartnern die Kräfte zu bündeln. Viele Betriebe – vor allem kleine und mittlere Unternehmen – tun sich aber noch schwer. Genau hier setzen wir an und bieten den Unternehmen eine breite Palette an Unterstützungen.
Unsere Exporte sind im letzten Jahr um 10 Mrd. Euro eingebrochen. Wir müssen dringend neue Partnerschaften mit Drittstaaten eingehen, Handelsbarrieren abbauen, Abkommen wie Mercosur endlich abschließen und den europäischen Binnenmarkt stärken. Für Unternehmen ist hier die WKO mit der Außenwirtschaft Austria ein wichtiger Türöffner und Begleiter.
Die Welt ordnet sich neu. Wir können die neuen Probleme nicht mit dem alten Denken lösen.
Doris Hummer
WKOÖ-Präsidentin
