Steuerpolitische Weichenstellungen sind unverzichtbar
Oberösterreichs Betriebe stehen weiter vor großen Herausforderungen in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld. Gerade jetzt kommt der Steuerpolitik eine entscheidende Rolle zu: Durch gezielte Maßnahmen können zentrale Impulse für Wachstum, Stabilität und Zukunftssicherheit gesetzt werden, lautete die Kernbotschaft beim Steuertag 2025 der Sparte Industrie und der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik der WKOÖ.
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„Es wird sehr langsam etwas besser, wir haben aber noch keinen Aufschwung. Warten und hoffen auf das große Wachstum reicht allerdings nicht, für einen Reformkurs müssen alle etwas beitragen“, startete WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr. „Es braucht eine klare Reformagenda mit einem verlässlichen Plan für eine Absenkung der staatlichen Einnahmequote. Transparenz, Einfachheit und Beständigkeit der Steuerpolitik sind dabei zentral. Die Abgabenquote in Österreich ist zu hoch, es besteht die Frage, wie der Staat mit seinen Mitteln umgeht. Gerade die Belastung des Faktors Arbeit durch Steuern und Abgaben ist im OECD-Vergleich in Österreich sehr hoch, was negative Arbeitsanreize und negative Beschäftigungseffekte nach sich zieht. Die Senkung der Abgabenquote muss daher ein langfristiges Ziel sein. Mutige Reformen sollten jetzt angestoßen werden, um mittelfristig wirken zu können. Auch kurzfristige Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten sind sinnvoll“, so Felbermayr.
Österreich hat die zweithöchste Abgabenquote der Welt
„Wir haben ein Ausgaben- und kein Einnahmenproblem. Österreich hat die vierthöchste Staatsausgabenquote weltweit und gleich hinter Frankreich die zweithöchste Abgabenquote der Welt. Die Industrie wandert ab und ist auch bereits teilweise abgewandert. Wir brauchen ein Steuersystem, das genau das verhindert. Aktuell sind schon einige Gießkannenförderungen abgeschafft worden, wir müssen aber weiterhin ehrlich hinschauen und eine Strukturreform angehen, da liegen die Milliarden. Weiters müssen wir Investitionen und Konjunkturanreize ermöglichen, wie es bereits mit der Anhebung des Investitionsfreibetrags teilweise geschehen ist“, sagte WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. „Die Lohnstückkosten sind im Vergleich zum Mitbewerb in Österreich enorm gestiegen, und zwar deutlich über dem EU-Durchschnitt, was sich bei unserem hohen Exportanteil nicht mehr ausgehen kann. Um diesem insgesamt negativen Trend gegensteuern zu können, braucht es daher sofort eine deutliche und spürbare Senkung der Lohnnebenkosten“, ergänzte Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie.
Die Probleme sind bewältigbar
„Die Industrie ist für uns wichtig, wir werden alles dafür tun, dass der Standort stark bleibt. Wir brauchen die Lage nicht schlecht reden, es wird nach wie vor investiert, die Rezession ist vorbei, aber es ist noch kein Aufschwung. Wir sind aktuell bei den Ausgaben sehr sparsam, die Inflation ist die Wurzel des Übels. Eine nachhaltige Budgetsanierung gelingt nur mit einer guten Konjunktur, wir sehen aber auch im Budget positive Tendenzen, die Budgetkonsolidierung hat höchste Priorität. Eine Senkung der Lohnnebenkosten ist jederzeit verhandelbar, dazu benötigen wir allerdings eine vollständige Gegenfinanzierung. Trotz schweren Erbes ist unsere wirtschaftliche Ausgangslage gut, die Probleme sind bewältigbar, wenn wir zusammenarbeiten und Kompromisse finden“, ist Finanz-minister Markus Marterbauer überzeugt.
Steuerrecht muss konsequent vereinfacht werden
„Besonders wichtig für unsere Industriebetriebe ist die Vereinfachung und Entbürokratisierung im Steuerrecht. Die Unternehmen tragen viel zu hohe administrative Kosten und sehen sich einer weiter zunehmenden Flut an bürokratischen Verpflichtungen gegenüber. Hier muss angesetzt und für Entlastung gesorgt werden“, sagte Anette Klinger, Steuersprecherin der Sparte Industrie, in der Talkrunde mit Martin Sonntag, Obmann der Sparte Handel der WKOÖ und Erich Lehner, vom Kooperationspartner der Veranstaltung, EY Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. „Bürokratie im Bereich Steuern hemmt die Produktivität massiv. Nutzen und Aufwand jeder einzelnen Verpflichtung müssen gegeneinander abgewogen werden“, ergänzte Lehner.
Die Entschärfungen der Registrierkassen-Bestimmungen inklusive der Abschaffung der Belegausstellungspflicht bis 35 Euro stand im Fokus von Martin Sonntag. „Gegen die Flut von Billigprodukten durch Chinesische Online-Plattformen sollte zudem die Bearbeitungsgebühr im Onlinehandel für gestiegene Kontroll- und Abwicklungskosten der Zollbehörden vorgezogen werden“, forderte Sonntag weiters.
Als Abschluss erläuterte Stefan Groß, Steuerberater, Certified Information Systems Auditor und KI-Experte, wie künstliche Intelligenz die (Steuer-)Welt verändert.