Belgien: Wirtschaftslage
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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht
Die belgische Wirtschaft wird sich 2022 abschwächen, nachdem sie 2021 noch um +6,2 % gewachsen war. Die Welle der Omicron-Variante hatte im ersten Quartal 2022 nur begrenzte Auswirkungen auf die Wirtschaft, da die verbleibenden Beschränkungen für die Wirtschaftstätigkeit schnell aufgehoben wurden.
Für 2022 prognostiziert die EU-Kommission ein BIP-Wachstum von 2,3 %, das von einem starken Übertrag aus dem Jahr 2021 und den besser als erwarteten Zahlen des ersten Quartals getragen wird. Nachdem die belgische Wirtschaft im ersten Halbjahr 2022 noch vom Aufschwung nach der Covid-Krise profitieren kann, stagniert sie im dritten Quartal und wird im letzten Quartal 2022 und im ersten Quartal des kommenden Jahres in eine – laut Belgischer Nationalbank kurze und milde - Rezession schlittern. Der enorme Kostenanstieg für die Unternehmen aufgrund der steigenden Energiepreise und die Lohn-Indexierungen sorgen dafür, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten in Belgien abnehmen. Viele Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Produktion zurückzuschrauben, da ihre Gewinnspanne unter Druck steht.
Der daraus entstehende negative Effekt auf das Wachstum ist bereits im September 2022 spürbar und wird sich wohl im vierten Quartal des laufenden Jahres intensivieren. Die Belgische Nationalbank geht aber davon aus, dass sich die Lage im Laufe des nächsten Jahres wieder entspannen wird. Wenn der derzeitige Druck auf die Energiepreise jedoch anhält oder zunimmt, ist davon auszugehen, dass sich die Wirtschaftslage weiter verschlechtern wird. 2023 wird ein BIP-Wachstum von +1,3 % erwartet, das Belgische Planbüro geht nur von +0,5 % aus.
Besondere Entwicklungen
Die belgische Konjunktur, die nach der Pandemie gerade erst wieder in Schwung gekommen war, wird durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stark eingebremst.
Eine Umfrage des Unternehmerverbands zeigt im Herbst 2022 eine düstere Stimmung unter den belgischen Wirtschaftstreibenden: Viele Unternehmen fahren aufgrund der hohen Kosten (Lohn- und Energiekosten) ihre Produktion oder die Erbringung von Dienstleistungen zurück. Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Landwirtschaft, das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Einzelhandel und die verarbeitende Industrie. Zwar ist der Anstieg der Energiepreise eines der größten Hemmnisse für die Geschäftstätigkeit der Unternehmen, doch gilt dies vor allem für die energieintensiveren Wirtschaftszweige. Der Anstieg der Löhne ist dagegen ein Phänomen, das das belgische Wirtschaftsgefüge breiter betrifft. Diese Erhöhung, die sich derzeit auf 23 Mrd. Euro innerhalb von zwei Jahren beläuft, droht die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen gegenüber ihren ausländischen Mitbewerbern zu gefährden. Die derzeitige düstere Stimmung spiegelt sich auch in der Wahrnehmung eines erhöhten Konkursrisikos wider. Ebenso werden die Investitionen unter dem Klima der Unsicherheit leiden. Die Beschäftigung dürfte hingegen weniger stark von der Krise betroffen sein.
Um den Schock durch den Lohnkosten-Anstieg im Jahr 2023 etwas abzufedern, werden die Arbeitgeberbeiträge im nächsten Jahr reduziert.
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Im ersten Halbjahr 2022 ist die Entwicklung des Außenhandels durchwachsen: während die österreichischen Exporte nach Belgien fallen, steigen die Importe aus Belgien.
Die Ausfuhren nehmen nämlich um -1,6 % auf 1.461 Mio. Euro ab.
Bei den Exporten nach Belgien überholen die Straßenfahrzeuge im ersten Halbjahr 2022 die Pharmazeutika und führen die Exporte mit 304,1 Mio. Euro (-0,1 %) an. Die Pharmazeutika verzeichnen mit -46,8 % einen starken Einbruch und fallen mit 205,4 Mio. Euro auf den zweiten Platz zurück. Maschinen, Apparate und mechanische Geräte folgen mit einem Plus von 6,8 % und einem Wert von 155,5 Mio. Euro auf Rang 3. Auf den weiteren Rängen folgen die Kunststoffe (+11,3 % auf 103,3 Mio. Euro) und Papier & Pappe (+70,9 % auf 81,8 Mio. Euro).
Im selben Zeitraum nehmen die Einfuhren aus Belgien um +25,1 % auf 1.666 Mio. Euro zu.
Nummer 1 sind die Straßenfahrzeuge mit einem leichten Plus von 1,6 % auf 280,7 Mio. Euro. Die Kunststoffe (279,2 Mio. Euro) schieben sich dank eines starken Wachstums von +46,6 % auf den zweiten Platz vor. Dahinter folgen die Pharmazeutika mit einem Zuwachs von 21,5 % auf 233 Mio. Euro. Die Top-5 schließen organische Verbindungen (+108,3 auf 92,6 Mio. Euro) sowie Maschinen, Apparate und mechanische Geräte (+13,3 % auf 92,5 Mio. Euro).
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Belgien bleibt als Zielmarkt für Produkte und Dienstleistungen „Made in Austria“ weiterhin attraktiv.
Die hohe Kaufkraft und die Affinität zu Österreich, das mit Qualität und Verlässlichkeit assoziiert wird und nicht zuletzt als beliebtes Urlaubsland gilt, bieten dabei die beste Ausgangsbasis. Dank der stark differenzierten Waren- und Dienstleistungspalette, die Österreich anbieten kann, bestehen in den folgenden Branchen ausgezeichnete Aussichten für heimische Unternehmen:
- Life Sciences, Gesundheit & Medizintechnik
- Nahrungsmittel & Getränke
- Erneuerbare Energien / Energieeffizientes Bauen
- Logistik / Mobilität
Darüber hinaus werden Bau- und Montageleistungen im Projektgeschäft verstärkt nachgefragt. Interessante Geschäftschancen gibt es auch im Bereich der Zulieferungen sowie im Anlagenbau für die wichtigen belgischen Industriezweige Pharma, chemische Industrie und Automotive.
Statistik: Länderprofil
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Belgien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.
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Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Belgien.
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