Die neuseeländische Wirtschaft
Unser AußenwirtschaftsCenter in Sydney hat die wichtigsten Informationen zur neuseeländischen Wirtschaft für Sie zusammengefasst
- Wirtschaftslage
- Statistik: Länderprofil
- Ausführliche Informationen
- Schwerpunktbranchen des AußenwirtschaftsCenters &
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Wirtschaftslage
Auf Basis der jüngsten Wirtschaftsdaten kann Neuseeland auch im Wirtschaftsbereich optimistisch sein. Statt dem erwarteten Wirtschaftseinbruch von rund 6% dürfte das BIP im Jahr 2020 mit einem Minus von 3% deutlich weniger geschrumpft sein, als bisher erwartet. Die Grundlagen dafür bildeten die Elimination des Virus mit Mai 2020 und ein fiskal- und geldpolitisches Maßnahmenpaket im Ausmaß von rund 20% des BIP.
Dementsprechend optimistischer sind auch die Vorhersagen für das laufende Jahr, wobei das bisher für 2021 erwartete Wirtschaftswachstum von rund 3-4% nun auch deutlich höher ausfallen könnte, insbesondere, wenn die Grenzöffnung auf Grund der internationalen COVID-Situation, Stichwort Impfungen, rascher möglich wird als bisher erwartet.
Trotz der auf über 6% gestiegenen Arbeitslosigkeit ist das Vertrauen der Konsumenten/-innen auf Grund der erfolgreichen COIVD-Bekämpfung, der staatlichen Hilfen und der niedrigen Zinsen (Leitzinssatz der Reserve Bank beträgt 0,25%) auch im langjährigen Vergleich hoch, was die private Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen entsprechend beflügelt.
Davon profitierte auch die weltweit bekannte neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern, die ihre Wiederwahl im Oktober 2020 u.a. auch der erfolgreichen Viren-Eliminationsstrategie und den massiven COVID-Hilfen zu verdanken hat. Die nun mit einer absoluten Mehrheit ausgestattete Labour Regierung hat ein Kooperationsabkommen mit den Grünen unterschrieben, die auch Ministerien (z.B. Klimaschutz) aber ohne Kabinettsstatus leiten. Ein zentrales Instrument der neuen Regierung ist der mit NZD 50 Mrd. dotierte COVID-Hilfs- und Entwicklungsfond, dessen Aufgabe nicht nur die Überwindung der unmittelbaren COVID-Folgen, sondern auch die Unterstützung von zukunftsweisenden Initiativen umfasst.
Die Labour-Regierung hat im Zusammenhang mit der symbolischen Ausrufung eines climate emergency Ende vergangenen Jahres angekündigt, Neuseeland bis 2050 carbon neutral zu machen und die Stromerzeugung bis 2030 ausschließlich auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Besonders herausfordernd sind für die Regierung die Wohnungsknappheit, die Einbindung von Land- und Forstwirtschaft in die Klimapolitik und mittelfristig die erwartete Verdreifachung der Staatsverschuldung binnen der nächsten drei Jahre. Um die Zentrumswähler/-innen nicht zu verlieren, die dieses Mal Labour gewählt haben, ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer größeren Besteuerung von Kapital und Vermögen kommen wird.
Analyse
Die dynamische Entwicklung der privaten Nachfrage zeigen der wichtige Immobiliensektor Neuseelands, der über das Jahr hin eine Preissteigerung von +15% verzeichnete, und die Anzahl der Baugenehmigungen, die mit über 37.000 Einheiten Ende 2020 einen neuen historischen Höchststand erreichte, besonders deutlich. Experten und Expertinnen beobachten die so entstehende Immobilienblase übrigens bereits mit Besorgnis und fordern teilweise schon eine Verringerung der COVID-Hilfsprogramme und Einschränkungen bei den Hypothekarkrediten.
Die Investitionstätigkeit der neuseeländischen Unternehmen ist im vergangenen Jahr um rund 15% gefallen. Allerdings hat sich das Business Sentiment in Neuseeland in den letzten Monaten des Vorjahres stark verbessert und erreichte laut verschiedenen Indizes im Dezember 2020 einen Dreijahreshöchststand. Da auch die Lager zwischenzeitlich abgebaut wurden und die Kapazitätsauslastung gestiegen ist, sollte die gute Stimmungslage heuer auch auf die unternehmerische Investitionstätigkeit positiv durchschlagen.
Da die COVID-Maßnahmen kaum Einschränkungen für die Landwirtschaft und bei nachgelagerten Verarbeitungsunternehmen (immerhin 12% des BIP und 50% der Exporte) brachten, verlief die Entwicklung in diesem Bereich 2020 sehr positiv. Dabei hat die VR China wie bereits in der Global Financial Crisis 2008/09 auch jetzt wieder eine wichtige, stabilisierende Rolle als Abnehmerland und Wirtschaftspartner gespielt.
Auch IT-, Telekom-, Energie- und Versorgungsunternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand behaupteten sich in der Krise bzw. erleb(t)en teilweise so etwas wie einen Mini-Boom.
Der Tourismus Neuseelands, der knapp 6% zum BIP beiträgt und etwa 7,5% der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigt, wurde durch die am 19. März 2020 verhängte und andauernde Einreisesperre ebenso stark betroffen wie der Bildungsexport.
Die positive Entwicklung bei den Exportpreisen - 50% der neuseeländischen Ausfuhren bestehen aus land- und forstwirtschaftlichen Produkten - konnte die Einbrüche beim Dienstleistungsexport (Ausbildungswesen und internationaler Tourismus, der 20% der neuseeländischen Gesamtexporte ausmacht) bei weitem nicht ausgleichen.
Der Aktienmarkt, der im März des Vorjahres um mehr als 30% eingebrochen war, verzeichnete im Dezember 2020 einen historischen Höchststand und liegt im Jahresvergleich 13% über dem von Anfang 2020. Der in der COVID-Krise anfangs schwächelnde Neuseeland Dollar (NZ$) stabilisierte sich Ende der ersten Jahreshälfte gegenüber den Weltleitwährungen und könnte in den ersten Monaten 2021 weiter zulegen. Der auf Grund der umfassenden Hilfsprogramme und zu erwartender Einnahmenausfälle prognostizierte massive Anstieg der Staatsverschuldung von 32% auf rund 50% des BIP bis 2023, sollte auch mittelfristig zu keiner Verschlechterung der internationalen Kreditwürdigkeit des Landes führen.
Herausforderungen
Die nun erreichte COVID-Freiheit Neuseelands bringt der nationalen Wirtschaft klare Vorteile. Für wichtige Exportsektoren (landwirtschaftliche Produkte, Lebensmittel, Holz- und Forstprodukte, Bergbauprodukte und Erdöl) stellt diese auch eine sehr tragfähige Basis für den Wiederaufbau der asiatischen Exportmärkte dar, wie das Beispiel China zeigt. Fraglich ist allerdings, wie sich die andauernde harte Grenzschließung auf die Industrie, die in globale Wertschöpfungsketten eingebunden ist und in Sektoren, die stark auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sind, mittelfristig auswirken wird. Auch die derzeit gestoppte Immigration, die historisch ein wichtiger Wirtschaftsmotor Neuseelands ist, wird wohl erst nach einer weitreichenderen Öffnung der Grenzen wieder anlaufen. Da eine generelle Aufhebung der weiterhin bestehenden Grenzschließungen nicht absehbar ist und (2021?) wohl erst kommen wird, wenn die COVID-Impfungen entsprechend wirksam sind, bleiben auch der Tourismus und Bildungsexport mittelfristig Problemfelder der neuseeländischen Wirtschaft.
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Neuseeland ist auf Grund seiner geringen Einwohnerzahl (4,8 Mio.), Entfernung und der Marktstruktur für Österreich ein konstanter, aber kein tragender Absatzmarkt. 2019 stiegen die heimischen Exporte um über 15%, das bilaterale Handelsbilanzaktivum zugunsten Österreichs beträgt angesichts des Handelsvolumens beachtliche EUR 123 Mio. Die jüngsten verfügbaren Handelsstatistiken für 2020 weisen einen Rückgang von rund 30% bei Ex- wie Importen aus.
Mit etwas über 30 Niederlassungen, die in erster Linie Verkaufs- und Servicetätigkeiten durchführen, ist die heimische Firmenpräsenz in Neuseeland als kleinem Überseemarkt mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs gering. Zudem wurden in den letzten Jahren die bestehenden Strukturen immer stärker an die Niederlassungen in Australien herangeführt, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu steigern. Ein Rückzug aus dem Markt angesichts von COVID ist aber bisher wohl auch deshalb nicht zu verzeichnen, weil die österreichischen Niederlassungen in der Regel in weniger betroffenen bzw. in zukunftsträchtigen Nischen tätig sind.
Der neuseeländische Green Deal unter Premierministerin Jacinda Ardern bringt konkrete Chancen für österreichische Firmen im Bereich erneuerbare Energien, Umwelt und Bau. Die Forstwirtschaft und nachgelagerte Industrien sind mögliche Zielgruppen von heimischen Technologielieferanten (Forst-, Säge- und sonstige holzverarbeitende Industrie) und Investoren. Ähnliches gilt für die Bereiche Obstbau, Milchwirtschaft und (Winter)Tourismus. Auch im Bereich Infrastruktur ergeben sich durch Investitionsprogramme im Zusammenhang mit COVID Chancen. Smarte Technologien in den o.a. Feldern und der IT-Bereich haben ebenfalls Potential. Da die während der Krise 2020 stark eingebrochenen neuseeländischen Gesamtimporte nach Schätzungen erst 2023 wieder das Niveau von 2019 erreichen sollen, ist für die heimischen Ausfuhren eine ähnlich verhaltene Entwicklung post-COVID wahrscheinlich. Das in Verhandlung stehende Freihandelsabkommen EU-Neuseeland sollte ab 2022 Erleichterungen beim Markteinstieg bringen, wenn bei Standards, im phytosanitären Bereich und bei der öffentlichen Beschaffung gute, weitreichende Vereinbarungen erzielt werden.
Darüber hinaus steht Ihnen das AußenwirtschaftsCenter Sydney für Auskünfte und eine persönliche Beratung zur Verfügung: Schicken Sie einfach ein E-Mail oder rufen Sie uns an.
Statistik: Länderprofil
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Neuseeland der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.
Schwerpunktbranchen des AußenwirtschaftsCenters & Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Erneuerbare Energien
Mit der Ratifizierung des Paris-Protokolls verpflichtete sich Neuseeland seine Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren (Basisjahr 2005). Ziel der neuseeländischen Regierung ist es durch eine optimale Energienutzung und den Ausbau erneuerbarer Energien eine emissionsarme Wirtschaft zu etablieren. Neuseeland’s Emissionen stammen hauptsächlich aus dem Landwirtschafts- und Energiesektor (inkl. Verkehr/Transport), wobei 40 Prozent der Gesamtemissionen aus letzterem stammen. Der Anteil erneuerbarer Energien – hauptsächlich Wasser, Wind und Geothermie – an der neuseeländischen Stromerzeugung liegt bei 82 Prozent. Betrachtet man allerdings den Gesamternergieverbrauch ist der Anteil erneuerbarer Energien lediglich 40 Prozent und somit deutlich hinter dem fossiler Brennstoffe mit 60 Prozent.
Mit der Energiestrategie 2011-2021 sowie der begleitenden New Zealand Energy Efficiency and Conservation Strategy 2017-2022 (NZEECS) werden derzeit erneuerbare Energien, Energieeffizienz und innovative Technologien gefördert. Im Fokus stehen dabei:
- die Erzeugung von Prozesswärme aus erneuerbaren Quellen und deren effiziente Nutzung
- eine effiziente und emmissionsarme Mobilität
- ein effizienter Stromverbrauch
Chancen für österreichische Unternehmen
Potentiale für österreichische Unternehmen gibt es vor allem für Anlagen zur Bereitstellung von Prozesswärme aus erneuerbaren Energien (z.B. thermische Solarenergie, Wärmepumpen oder Biomasse-Anlagen), Biokraftstoffe, E-Mobilität, Photovoltaik sowie Green Building.
Sie suchen ausführlichere Informationen zur Branche Erneuerbare Energien? Kontaktieren Sie das AußenwirtschaftsCenter Sydney.
Hochbau/Baustoffe
Mit 6 % Anteil am BIP ist die neuseeländische Bauindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes, noch vor IT Services und der traditionell starken Forstwirtschaft. Die Bauwirtschaft erzielt jährlich eine Bruttowertschöpfung von rund NZ$ 15,3 Milliarden (ca. 9,1 Milliarden Euro).
Die Wiederaufbauarbeiten nach den Erdbeben der jüngeren Vergangenheit sind zwar weitgehend abgeschlossen und der Immobilienboom in Auckland hat sich auf Grund geringerer Einwanderungszahlen auch etwas abgeschwächt, trotzdem ist die Bauleistung derzeit weiterhin hoch. Dabei schlagen nun auch Projekte der sozialistischen Regierung stark durch, die massiv in die Erneuerung und den Ausbau der sozialen Infrastruktur und den öffentlichen Nahverkehr investiert. Im Straßenbereich sind die Investitionen hingegen derzeit eher stagnierend.
Das seit Jahren dominierende Bauunternehmen Fletcher, das den Sektor von Geräten und Maschinen über Baumaterialien und Zulieferungen bis hin zu Design Built Projekten abdeckte, kam 2018 in Schieflage und zieht sich aus dem gewerblichen Hochbau und einigen anderen, wenig profitablen Bereichen zurück. Die extreme Niedrigpreispolitik, die das Unternehmen vor allem dazu eingesetzt hatte, die Konkurrenz aus dem Markt zu halten/drängen, ist nach Einschätzung von Experten Mitschuld für diese während eines Baubooms unerwartete Entwicklung. Darüber hinaus bot das Unternehmen Kostengarantien, die bei der Material- und Arbeitskostenentwicklung ebenso zu hohen Verlusten geführt haben, wie die fehlende Projektmanagementerfahrung bei Großprojekten. Besonders bei Letzteren wird daher in Zukunft eine vermehrte Beteiligung von internationalen Firmen erwartet.
Chancen für österreichische Unternehmen
In der neuseeländischen Bauindustrie wird vor allem auch aus Kapazitäts- und Kostengründen immer mehr Technologie verwendet, wobei unter anderem auf prefabrication technology und die verstärkte Verwendung von IT (artificial intelligence, building Information modelling etc.) gesetzt wird.
Ein weiterer Trend in der Baubranche ist die Verwendung von Brettsperrholz (CLT = Cross Laminated Timber). Die zunehmende Beliebtheit von CLT ist darauf zurückzuführen, dass es ein attraktives Designelement und einfach und rasch zu verarbeiten ist. Auf Grund der neuseeländischen Bauordnung (Termitenschutz) und von strengen Biosecurity-Beschränkungen sind Importe allerdings mit erhöhten Kosten und Mehraufwand verbunden.
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Ausführliche Informationen
Damit Ihre Marktbearbeitung in Neuseeland problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Sydney anfordern können.
Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Neuseeland.
Das AußenwirtschaftsCenter Sydney berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Neuseeland haben.