Niederlande: Wirtschaftslage
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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht
Die Niederlande sind mit einem Anteil von 5 % am EU-BIP die sechstgrößte Wirtschaftsmacht in der EU, weltweit der sechstgrößte Exporteur von Waren und das viertreichste Land der Welt. Die Niederlande sind als Handels- und Exportnation sehr offen und folglich für Schwankungen in der weltwirtschaftlichen Konjunktur anfällig.
Die Aus- und Einfuhren haben sich im Jahr 2021 mit einem Wachstum von 5,4 % bzw. 7,0 % kräftig erholt. Für 2022 wurde ein Plus von 5,6 % bzw. 4,1 % erreicht.
Das BIP beweist mit einem Plus von 4,9 % für 2021 und 4,5 % für 2022 überraschende Stabilität trotz Krise. Das Wirtschaftswachstum jedoch wird durch eine zeitweise explodierte Inflationsrate von 11,6 % erheblich gedämpft.
Aufgrund der aktuellen politischen Lage in Osteuropa und den damit verbundenen Entwicklungen auf den Energiemarkt und der daraus resultierenden Inflation überrascht die niederländische Wirtschaft mit einem Wachstum von 4,5 % in 2022.
Die Aus- und Einfuhren haben sich im Jahr 2021 mit einem Wachstum von 5,4 % bzw. 7,0 % kräftig erholt. Für 2022 wurde ein Plus von 5,6 % bzw. 4,1 % erreicht.
Besondere Entwicklungen
Der Premierminister Mark Rutte gewann im März 2021 die Wahl mit seiner rechtsliberalen Partei für Freiheit und Demokratie (VVD/RE). Es war sein vierter Wahlsieg (2010, 2012, 2017, 2021) in Folge. Die Gespräche zur Regierungsbildung befanden sich jedoch für lange Zeit in einer Sackgasse. Schließlich wurde im Jänner 2022 die neue Regierung vereidigt. Ruttes oberste politischen Ziele waren stets eine starke Volkswirtschaft, solide Staatsfinanzen und ein wettbewerbsfähiger Standort. Unter seiner Führung sank die Staatsverschuldung innerhalb weniger Jahre von 68 % auf 48 %, es gab Budgetüberschüsse und ein Rekordtief an Arbeitslosen. Trotzdem gibt es unter der niederländischen Bevölkerung eine allgemeine Abneigung zur Landespolitik. Vor allem die unübersichtliche Politik rund um COVID und unpopuläre Maßnahmen trugen dazu bei. Das spiegelte sich in den Wahlen der letzten 2 Jahre wider. Im März 2022 wurden bei der Kommunalwahl gleichzeitig zwei Rekorde gebrochen. Noch nie blieben so viele Wähler zu Hause – die Beteiligung lag bei 50,3 % - und noch nie gingen so viele Stimmen (36 %) an eine lokale Partei. Mehr als ein Drittel wählte eine lokale Partei, weil sie der nationalen Politik misstrauten. Auch 2023 setzte sich der Trend weg von den alten Parteien fort. Bei den Provinzwahlen im März 2023 erhielt die BBB (Boerburgerbeweging, Bauernbürgerbewegung) in allen 12 Provinzen die meisten Sitze.
Die Niederlande sind heute einer der innovationsfreundlichsten Staaten der Welt. Einer der Motoren für Innovation ist der nationale Wachstumsfonds. Die Niederlande wollen sich mittelfristig als der Innovationsmotor in Europa positionieren.
Der Nationale Wachstumsfonds ist so angelegt, dass er über die Zeit dieser Regierungsperiode hinausreicht. In der ersten Tranche wurden 4 Mrd. Euro bereitgestellt, unter anderem für Infrastrukturvorhaben und Projekte in den Bereichen künstliche Intelligenz sowie grüner Wasserstoff. Die zweite Tranche sieht mehr als 7 Mrd. Euro vor.
Ab dem 1. November 2022 wurden die Energierechnungen der Bürgerinnen und Bürger gesenkt und am 1. Januar 2023 ist eine echte Preisobergrenze in Kraft getreten. Der Mindestlohn wird um 10 % angehoben, was auch zu einem starken Anstieg der Leistungen führen wird. Die Steuern für Unternehmen und Wohlhabende werden erhöht, die Einkommenssteuer für die Bürger gesenkt und einige Freibeträge erhöht. Die Senkung der Verbrauchssteuer auf Kraftstoffe wird in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 beibehalten.
Um all die zusätzlichen Investitionen zu finanzieren, lässt die Regierung das Haushaltsdefizit vorübergehend ansteigen.
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Nach einem durch Corona bedingten Exportrückgang im Jahr 2020 konnte Österreich 2021 ein Plus von nahezu 14 % im Vergleich zum Vorjahr verbuchen und übertraf damit sogar eindeutig den Vergleichswert 2019. Insgesamt exportierte Österreich 2021 für 3.227 Mio. Euro in die Niederlande. Der positive Trend setzt sich auch 2022 fort, es wurde mit 3.738 Mio. Euro etwa 15,8 % mehr in die Niederlande exportiert.
Die Niederlande waren 2022 auf Jahresbasis mit einem Exportanteil von 1,9 % der 14. wichtigste Exportmarkt Österreichs. Im Vergleich zum Vorjahr rutschten die Niederlande damit von Rang 12 um 2 Plätze zurück.
Geschäftschancen für österreichische Unternehmen
Die Niederlande belegen im Logistics Performance Index der Weltbank regelmäßig einen der vorderen Plätze und sind ein führender europäischer Logistik-Hotspot. Durch den Hafen von Rotterdam, der größte Seehafen Europas und dem Flughafen Schiphol welcher über 300 Reiseziele auf der ganzen Welt bedient, sind die Niederlande für Unternehmen, die auf dem europäischen Markt expandieren möchten, die optimale Wahl.
Die Niederlande zählen weltweit zu den Innovationsführern, vor allem in den Gebieten Medizintechnik, Robotik, Maschinenbau, 3D-Printing, Agrar- und Nahrungsmittelindustrie, Bauindustrie und Elektrotechnik. Im Global Innovation Index 2021 belegt das Land Platz 6.
Die Niederlande verfügen über eine sehr moderne und konkurrenzfähige Lebensmittelindustrie. Seit 2005 sind die Niederlande der zweitgrößte Landbauprodukteexporteur weltweit, nicht nur aus eigener Produktion, sondern auch durch Wiederausfuhr über den Hafen Rotterdam. Im Bereich Gartenbau/Floristik sind die Niederlande ebenfalls führend: Royal FloraHolland, das größte Handelszentrum für Blumen und Pflanzen der Welt mit 100.000 Transaktionen pro Tag, befindet sich in Aalsmeer.
Die Vielzahl an (interdisziplinären) Veranstaltungen rund um das Thema Design ziehen ein internationales Publikum in die Niederlande. Dabei sind die Dutch Design Week in Eindhoven, die Modefabrik Amsterdam Modenschau sowie die TEFAF, zu nennen. Auch hier gibt es für österreichische Unternehmen gute Möglichkeiten, Kontakte in der Branche aufzubauen und zu vertiefen. Besonders erwähnenswert ist die „Dutch Design“ welche praxisorientiert, modern, äußerst divers und weltoffen ist. Aufgrund der vielen Stärken im IKT-Bereich in den Niederlanden stehen auch digitale und interaktive Kunstwerke, VR/AR, 3D-Printing sowie Online-Medien im Vordergrund.
In der Klima- und Energiepolitik sind zukünftig wichtige Entscheidungen zu treffen. Die Niederlande müssen in den nächsten Jahren von Erdgas auf Erneuerbare Energien umsteigen. Neben Wasserkraft sind hier insbesondere, Wasserstoff, Windkraft und Photovoltaik gefragt. Gerade im Bereich Wasserstoff sind die Niederlande bei zahlreichen Projekten in der Umsetzungsphase.
Statistik: Länderprofil
Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Niederlande der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik.
Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.
Maßgeschneiderte Informationen
Damit Ihre Marktbearbeitung in den Niederlanden problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Den Haag anfordern können.
Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Niederlande.
Das AußenwirtschaftsCenter Den Haag berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu den Niederlanden haben.