Blick auf Lagos, Hauptstadt von Nigeria
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Nigeria: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur nigerianischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 4 Minuten


Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Für 2023 wird ein Wirtschaftswachstum von nur 2,2 % erwartet, im Jahr 2022 waren es 3,3 %. Das jährliche Bevölkerungswachstum wird auf 2,5 % geschätzt. 

Öleinnahmen machen die Hälfte der Steuereinnahmen und mehr als 80 % der Exporteinnahmen des Landes aus. 

Getrieben wird die Wirtschaft Nigerias vom Dienstleistungssektor, der rund die Hälfte des BIP ausmacht, insbesondere von Aktivitäten im Handel (18 %), im IT- und Kommunikationsbereich (13 %) sowie im Immobiliensektor (8 %). 

Die Landwirtschaft hat mit rund einem Viertel des BIP den zweitgrößten Anteil, ist aber stark unterentwickelt und nicht in der Lage, den Eigenbedarf Nigerias an Grundnahrungsmitteln zu decken. Die neue Regierung möchte verstärkt in das landwirtschaftliche Potenzial investieren. 

Die Bauindustrie ist mit 4 % BIP-Anteil bedeutsam. Insbesondere in der Wirtschaftsmetropole Lagos sowie der Hauptstadt Abuja entstehen kontinuierlich neue luxuriöse Wohn- und Büro- sowie ehrgeizige Stadtentwicklungsprojekte. 

Besondere Entwicklungen

Der seit Ende Mai 2023 amtierende neue Präsident Bola Ahmed Tinubu hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit marktwirtschaftliche Reformen wie die Abschaffung der Benzinpreis-Subvention oder das „Floaten“ der Landeswährung Naira umgesetzt.

Dieses Tempo kann angesichts der wirtschaftlichen Gesamtsituation momentan kaum fortgesetzt werden. Die Reformen kamen zu einem Zeitpunkt einer ohnehin bereits hohen Inflation.

Die Verdreifachung des Benzinpreises wie auch der starke Kursverlust des Naira haben den Preisdruck enorm verstärkt und der Bevölkerung einiges abverlangt. Die Inflation erreichte Rekordwerte und lag Ende des Jahres 2023 bei rund 28 %.

Zwischenzeitlich wurde wieder eine verdeckte, wenn auch deutlich geringere Stützung des Benzinpreises eingeführt und auch die Zentralbank greift wieder verstärkt in das Wechselkursregime ein. Nigeria leidet unter Devisenknappheit und viele nigerianische Kunden haben Probleme, ihre Rechnungen an ausländische Lieferanten zu begleichen.

Im Jänner 2024 nahm Afrikas größte Ölraffinerie nahe Lagos den Betrieb auf. Nach jahrelangen Verzögerungen und Baukosten in Höhe von rund USD 20 Mrd. werden große Hoffnungen in diese Raffinerie gesetzt. Ziel ist es, dass Nigeria als Exporteur von Rohöl seine Treibstoffe zukünftig nicht mehr importieren muss, sondern ein viel größerer Teil der Wertschöpfung im Land bleibt. 

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Von Jänner bis September 2023 exportierten österreichische Unternehmen um rund 10 % weniger Waren als im Vorjahreszeitraum. Die Exporte beliefen sich auf 89 Mio. Euro.

2022 nahm der Wert der österr. Lieferungen um 16,6 % zu und erreichte 133,9 Mio. Euro. Die beiden wichtigsten Warengruppen beim Export sind bearbeitete Waren sowie Maschinenbauerzeugnisse. Von großer Bedeutung ist auch der Export von Stickereien aus Vorarlberg. Kleidung daraus wird vor allem von der Oberschicht Nigerias bei festlichen Anlässen getragen.

Die österr. Importe aus Nigeria erreichten in den ersten drei Quartalen 2023 einen Wert von 5,7 Mio. Euro. Rund die Hälfte davon ist auf die Einfuhr von Kakaobohnen zurückzuführen.

Österreich importierte aus Nigeria traditionell fast ausschließlich ein Produkt: Rohöl. Dieses wurde von den österreichischen Abnehmern in der Regel auf dem Amsterdamer Spot-Markt eingekauft. Die Liefermengen schwankten daher stark. Seit 2021 blieben diese Lieferungen praktisch völlig aus. Die Gründe hierfür dürften wohl in der zuletzt sehr niedrigen Produktion Nigerias und der großen Nachfrage aus Asien zu suchen sein. 

Die nigerianischen Gesamtexporte nach Österreich, welche noch 2020 einen Wert von ca. 118 Mio. Euro aufgewiesen hatten, erreichten 2022 nur noch einen solchen von ca. 4,9 Mio. Euro (-98 %).

Die Diversifizierung der nigerianischen Wirtschaft wird die Nachfrage nach Maschinen, Rohstoffen und anderen Produktionsmitteln in Zukunft weiter verstärken.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Nigeria ist die größte Volkswirtschaft in Afrika. Mit etwa 90 % sind Erdöl und Erdgas die wichtigsten Exportprodukte. Die Regierung fördert die vernachlässigte Landwirtschaft, die über ein großes Potenzial verfügt. Diese soll auch die Ernährungslage der Bevölkerung verbessern, die inzwischen auf etwa 220 Mio. angewachsen ist. Nigeria ist als Produktionsstandort insbesondere für die Lebensmittelverarbeitung und die Konsumgüterindustrie interessant. Großer Bedarf besteht an Maschinen und Zuliefermaterialen, z.B. für die Kunststoffverarbeitung, aber auch an Ausrüstung für Energiegewinnung und -erzeugung.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Nigeria der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Podcast: Akustische Geschäftsreise in den Markt

Am Generator in Lagos hängend erzählt der WKÖ-Wirtschaftsdelegierte Guido Stock in der Podcast Folge #17 Lagos über Hürden im Geschäftsleben, Fischen an gefährlichen Orten, Chancen im Privatsektor und warum man auf Nigerias Straßen immer wieder ein Stück Vorarlberg sehen kann.

Der Export-Podcast der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA führt auf akustische Geschäftsreisen in alle Welt. Die WKÖ-Wirtschaftsdelegierten sprechen über ihre Erfahrungen in ihren mehr als 70 Ländern und werfen als lokale Expertinnen und Experten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der Exportmärkte. Sie zeigen Geschäftschancen auf, geben praktische Tipps, informieren über Trends und Innovationen! Versehen mit einer zusätzlichen Prise an Fun Facts, Dos & Don'ts und bunten Erfolgsstories, können österreichische Unternehmen im Ausland mit diesem Know-how ganz einfach punkten, denn AUSTRIA IST ÜBERALL!

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Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Nigeria

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Stand: 29.01.2024