Blick auf Sloweniens Hauptstadt Laibach mit vielem weißen Häusern und roten Dächern. In der Mitte schlängelt sich ein Fluss mit Brücken durch die Stadt, rechts im Bild sieht man auf einer Anhöhe eine Burg, im Hintergrund verschneite Berggipfel.
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Slowenien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur slowenischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Sloweniens BIP wuchs 2023 real um 1,3 %. Bis auf die Bauwirtschaft und einzelne Segmente des privaten Konsums lagen alle Wirtschaftsindikatoren unter dem Niveau des Vorjahres, zeigten im 4. Quartal 2023 aber einen Trend nach oben. Während der Güterexport- und -import real um 7 % nachgaben, legte der Dienstleistungshandel deutlich zu. Slowenien kämpft nach wie vor mit den Folgen der schwersten Naturkatastrophe in seiner Geschichte, als im August 2023 zwei Drittel des Landes von heftigen Unwettern und Überschwemmungen getroffen wurden und Schäden an der Straßen- und Energieinfrastruktur, an Privathäusern und Unternehmen in Milliardenhöhe entstanden. Die Investitionen in die Infrastruktur, getragen aus nationalen Mitteln und aus Mitteln der EU, werden 2024 erneut Wirtschaftsmotor sein. Unter Berücksichtigung der internationalen Konjunktur und der leichten Erholung der nationalen Wirtschaft wird für 2024 mit einem BIP-Wachstum von 2,7 % und für 2025 von 2,5 % gerechnet.

Der Konsum verlor 2023 mit einem Plus von nur 0,9 % seine tragende Rolle für die Konjunktur. Erst im 4. Quartal verbesserte sich das Konsumentenvertrauen, was 2024 wieder zu mehr privaten Konsumausgaben (+2,4 %) führen sollte. Entgegen dem Trend bei den kurzlebigen Konsumgütern zeigten sich die Slowenen 2023 bei langlebigen Konsumgütern ausgabenfreudiger. Die Neuzulassungen von PKW erhöhten sich um 5,6 % auf 48.900 und jene von LKW um 7,7 % auf 7.700 Fahrzeuge. Der Trend zum Elektrofahrzeug geht weiter: es wurden 12.600 E-Autos (+39 %) registriert und ihr Anteil an den Gesamtzulassungen stieg von 20 % auf 26 %.

Der Arbeitsmarkt verzeichnete 2023 einen neuen Beschäftigungsrekord: im Dezember betrug die Arbeitslosigkeit 4,2 % (rund 44.000 Personen), lag damit aber etwas höher als zur Jahresmitte (3,5 %). Zum Jahresende suchten speziell der Einzelhandel, die verarbeitende Industrie, das Gastgewerbe und der Gesundheitssektor nach Mitarbeitern. Auch in Slowenien leiden die Firmen enorm unter dem Fachkräftemangel, weswegen verstärkt ausländische Mitarbeiter eingestellt werden. Im Fall von Slowenien kommen diese überwiegend aus Bosnien-Herzegowina und Albanien. 2023 stellten die slowenischen Behörden rund 45.000 Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Bürger aus.

Besondere Entwicklungen

Die Dreier-Koalition von Premierminister Golob (Freiheitsbewegung, Sozialdemokraten und Liste Levica) verliert laut Meinungsumfragen seit Jahresbeginn 2023 kontinuierlich an Zustimmung, da sie noch kaum Erfolge bei ihren Hauptthemen (Steuerreform, Gesundheitsreform, höhere Pensionen, leistbares Wohnen) vorweisen kann und es laufend Rochaden bei den Ministern gibt. Das Verhältnis mit den Arbeitgeberverbänden ist nicht nur aufgrund der hohen Energiepreise getrübt. Im Juli verließen die Arbeitgeberverbände den Wirtschafts- und Sozialrat, nachdem die Regierung ein wichtiges Gesetz ans Parlament weitergeleitet hatte, ohne die Arbeitgeber zu konsultieren. Weitere Unstimmigkeiten sind vorprogrammiert, da die Regierung nach Finanzierungsquellen zur Deckung der Kosten der Naturkatastrophe und für einen Katastrophenfonds für die Zukunft sucht. Eine Bankensondersteuer auf fünf Jahre (100 Mio. Euro pro Jahr), eine zeitlich begrenzte Anhebung der Körperschaftssteuer von 19 auf 22 % und ein obligatorischer Solidarbeitrag (0,8 % des Gewinns vor Steuern bei Firmen und 0,3 % der Einkommensteuer bei Privatpersonen) sollen dafür sorgen.

Die Zukunft der Energieversorgung ist auch in Slowenien ein großes Thema. Über 90 % des Erdgases für Slowenien kam bis 2022 via Österreich aus Russland. Zur Absicherung der Gasversorgung wurden 2022 daher Abkommen mit Algerien und Kroatien geschlossen. Die Stromversorgung gilt in Slowenien als sicher, da 38 % der Elektrizität aus Atomkraft, 29 % aus Wasserkraft und 28 % aus Braunkohle (und weniger als 4 % aus Erdgas) gewonnen werden. Slowenien stellt aber auch die Weichen in Richtung Wasserstoff: Die Energieholding HSE unterzeichnete Mitte Juli 2023 mit der Clean Hydrogen Partnership einen Vertrag über eine EU-Finanzierung für das Projekt North Adriatic Hydrogen Valley. Das Projekt, an dem 34 Organisationen beteiligt sind und im September anlief, deckt die gesamte Wasserstoffkette ab, von der Produktion und Speicherung bis hin zum Vertrieb und der Endnutzung von Wasserstoff in verschiedenen Sektoren, vor allem in der Industrie und im Verkehr. Beteiligt sind Slowenien, Kroatien und Friaul-Julisch-Venetien. Ziel ist, mehr als 5.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr zu produzieren, zu speichern und zu vertreiben.

Slowenien setzt seinen Nationalen Plan für Erholung und Nachhaltigkeit konsequent um, hat bei der Verwendung der ersten Rate über 231 Mio. Euro alle Bedingungen erfüllt und so im April und Dezember 2023 die nächsten beiden Tranchen über insg. 586 Mio. Euro aus Brüssel erhalten. Bis 2026 sollen 2,5 Mrd. Euro aus dem Wiederaufbaufonds der EU (1,8 Mrd. Euro an Förderungen und 0,7 Mrd. Euro an Krediten) in den grünen Wandel, die Digitalisierung der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung, nachhaltiges Wachstum sowie Gesundheit und soziale Sicherheit fließen.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Handel mit Slowenien

Slowenien genießt für die österreichische Exportwirtschaft einen sehr hohen Stellenwert und nahm 20232 unter den wichtigsten Exportmärkten Österreichs den 12. Platz ein. Mit Importen von Gütern und Dienstleistungen aus Österreich um rund 2.800 Euro pro Kopf und Jahr rangiert Slowenien seit Jahren im weltweiten Vergleich ganz vorne. Ein weiterer Superlativ ist der österreichische Marktanteil von knapp 8,7 % an den slowenischen Gesamtgüterimporten. 

Die österreichischen Güterlieferungen nach Slowenien stiegen 2022 nominell auf 4,9 Mrd. Euro (+41,2 %) und die Einfuhren auf 3,5 Mrd. Euro (+46,8 %). Damit wuchs das Handelsbilanzaktivum aus österreichischer Sicht um 28 % auf 1,4 Mrd. Euro. Die bilaterale Dienstleistungsbilanz weist traditionell ein Aktivum zugunsten Sloweniens auf: 2022 erbrachten slowenische Firmen mit 1,4 Mrd. (+22,9 %) fast doppelt so viele Dienstleistungen in Österreich als umgekehrt.

Ausgehend vom extrem hohen Niveau des Vorjahres verlor der bilaterale Warenhandel im 1. Halbjahr 2023 deutlich an Dynamik. Die Exporte nach Slowenien sanken um 12,4 % auf 2,2 Mrd. Euro, während die Importe um knapp 1 % auf 1,6 Mrd. stiegen. Ausfuhrseitig gab es beinahe eine Halbierung der Lieferungen von elektrischer Energie, Erdöl und Gas auf 370 Mio. Euro. Einfuhrseitig gab es in derselben Kategorie allerdings dank einer deutlichen Steigerung der österr. Importe von elektrischer Energie eine Erhöhung um 11 % auf 380 Mio. Euro. Zudem verkauften slowenische Erzeuger mehr Maschinen nach Österreich.

Ausgehend vom Rekordniveau des Vorjahres verlor der bilaterale Warenhandel in den ersten drei Quartalen 2023 deutlich an Dynamik. Die Güterexporte nach Slowenien sanken um 12,9 % auf 3,1 Mrd. Euro und die Güterimporte um 11 % auf 2,3 Mrd. Aus österreichischer Sicht standen robusten Zuwächsen bei den Lieferungen von Maschinen, Fahrzeugen, Pharmazeutika, Papier und Nahrungsmittel geradezu dramatische Rückgänge bei Eisen und Stahl, elektrischem Strom und Edelmetallen gegenüber. Einfuhrseitig schlugen vor allem Rückgänge bei den slowenischen Lieferungen von chemischen und petrochemischen Produkten zu Buche.

Österreich ist wichtigster Investor

Ein wesentlicher Grund für den hohen Anteil österreichischer Waren an den slowenischen Gesamtimporten liegt darin, dass Österreich der mit Abstand wichtigste Investor in Slowenien ist. Gemäß den Angaben der Slowenischen Nationalbank stabilisierten sich die Direktinvestitionen der österreichischen Unternehmen 2022 bei 4,6 Mrd. Euro (akkumuliert seit 1991). Dies bedeutet einen Anteil von 22,7 % aller FDI in Slowenien. Auf Österreich folgen Luxemburg (11,6 %), der Schweiz (11,3 %), Deutschland (9,1 %) und Kroatien (9 %).

Slowenien als Hub für Südosteuropa

Slowenien ist und bleibt ein interessanter Einstiegsmarkt für österreichische Firmen. Als Nachbarland und Hub für die ex-jugoslawischen Länder verfolgen immer mehr Unternehmen die Strategie, Slowenien als Standort in Betracht zu ziehen. Slowenien hat neben der Nähe zu Österreich viele weitere Standortvorteile, wie z.B. die gute Hafen- und allgemeine Infrastruktur, und bietet sich somit hervorragend als kompetitiver Produktionsstandort mit qualitativ hochwertigen Produkten, hoher Verfügbarkeit slowenischer Zulieferer, politischer Stabilität und einem starken ökologischen Bewusstsein an.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen 

Slowenien bietet hervorragende Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Unternehmen. Speziell die stark wachsende Logistik- und Infrastrukturbranche führt neben vielen Neubauprojekten auch zur technischen Erneuerung bestehender Infrastruktur und bietet damit hervorragende Chancen in den Bereichen Immobilien- und Anlagenplanung, Automatisierung und Intralogistik, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Intermodalität.
Auch die Automotive-Branche bietet Chancen für österreichische Unternehmen, da Slowenien über eine sehr konkurrenzfähige Zulieferindustrie verfügt, vor allem im Bereich Metallbearbeitung und Werkzeugbau, aber auch im Bereich Kfz-Innenausstattung und Elektrotechnik.
Weitere Einstiegschancen bietet der Markt der alternativen und Bio-Lebensmittel für österreichische Unternehmen, da die Nachfrage stetig wächst und das Potential für weitere Entwicklungsschritte in der ökologischen Landwirtschaft groß bleibt.
Darüber hinaus eröffnet die zunehmende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften Chancen für den heimischen Bildungsmarkt und dessen Anbieter. Auch die steigende Zahl slowenischer Arbeitskräfte in Österreich bieten eine gute Möglichkeit für österreichische Anbieter, ihre Angebote entsprechend zu bewerben.

Außerdem bilden grüne Technologien (erneuerbare Energien, Umwelttechnik), Infrastrukturprojekte (u.a. touristische Infrastruktur), die Bauwirtschaft und der Industrie-Sektor in den Bereichen Papier- und Kartonherstellung, Maschinen- und Stahlwaren etc. besonders interessante Geschäftsfelder.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Slowenien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Slowenien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Laibach anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Slowenien

Das AußenwirtschaftsCenter Laibach berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Slowenien haben. 

Stand: 10.04.2024