EU-Recovery in Italien

So profitieren Sie von den Aufbau- und Resilienzplänen

Lesedauer: 4 Minuten

Italien

RRF-Investitionen für Italien

Mit dem Wiederaufbauplan für Italien als Grundlage für den Einsatz der EU-Hilfsgelder sollen bis 2026 umfassende Reformen in Angriff genommen werden. Italien hat der Kommission einen Plan vorgelegt, worin 191,5 Mrd. Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität beantragt werden, davon 68,9 Mrd. Euro Zuschüsse und 122,6 Mrd. Euro Darlehen, siehe Details. Die Projekte konzentrieren sich auf sechs Bereiche:

  • Digitalisierung, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Kultur;
  • grüne Revolution und ökologischer Wandel;
  • Infrastruktur für nachhaltige Mobilität;
  • Bildung und Forschung;
  • Kohäsion und Inklusion;
  • Gesundheit.

Aus dem NextGenerationEU – Aufbauinstrument der Europäischen Union gibt die EU-Kommission vorläufig positiven Bescheid für den Antrag Italiens auf Auszahlung von 21 Mrd. EUR – siehe auch Italy's National Recovery and Resilience Plan Latest state of play

Die geplanten Projekte erstrecken sich auf eine Laufzeit bis 2026 und sollen im Rahmen aller sieben europäischen Leitinitiativen realisiert werden. Siehe dazu:

Österreichischen Unternehmen eröffnen sich vertiefte Geschäftschancen, die Bereiche sind auch Export-Stärkefelder: Maschinen/Anlagen knapp eine Mrd. Euro, Pharma und Life Science sowie Umwelttechnologien. Österreichs ist traditionell mit dem südlichen Nachbarland Italien wirtschaftlich eng verflochten. Italien ist Österreichs zweitgrößter Handelspartner (siehe Italien: Höchstes Wirtschaftswachstum seit 45 Jahren | LOOKAUT). Das „Land des Jahres 2021“ (Economist) feiert mit +6,6 % sein stärkstes BIP Wachstum seit 45 Jahren. Dies dank der Belebung der Inlandsnachfrage um 6 % und einer Investitionssteigerung von 15,7 %. Export- und Importe legen um je 13% zu. Aktuelle Herausforderungen bleiben (Energie-)Preise, Liefer- und Personalengpässe. Insgesamt lag die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr über den Erwartungen. Der Außenhandel Österreich-Italien erzielte von Jänner bis November 2021 einen historischen Exportrekord von 10,3 Mrd. EUR (+26,3%). Auch die Importe legten 10,6 Mrd. EUR (+25,9%) zu.

Zugänglichkeit für österreichische Unternehmen

Niederlassungen österreichischer Unternehmen in Italien oder Investoren können direkte Fördermöglichkeiten ausschöpfen, die teilweise bereits jetzt bestehen (es gibt rund 1000 italienische Firmen mit österr. Beteiligung). Weiters profitieren österreichische Exporteure indirekt von Förderungen, für welche ihre italienischen Geschäftspartner anspruchsberechtigt sind. Das parlamentarische Prozedere zur Umsetzung des Planes ist derzeit im Laufen. Das Gesetz zur Entbürokratisierung ist kurz vor der Sommerpause 2021 vom Parlament abgesegnet worden. Auch die Justizreform und das neue Wettbewerbsgesetz sind auf den Weg gebracht. Im Haushaltsgesetz 2022 sind weitere Aufstockungen der Mittel der o.g. Recovery Maßnahmen geplant, darunter für die Bauwirtschaft (inkl. Superbonus) in den nächsten drei Jahren EUR 37 Mrd (davon EUR 15 Mrd für Superbonus) und für Investitionen 2022-2036 EUR 89 Mrd (davon 20 % für lokale Gebietskörperschaften) und den ÖPNV EUR 1,350 Mrd für 2022-2026.

Das (verlängerte) Gesetz „Nuova Sabatini" unterstützt Ankauf oder Leasingfinanzierung von neuen, intelligenten Maschinen und Anlagen mit Steuergutschriften und bietet Vergünstigungen für Fortbildungsmaßnahmen im Bereich Industrie 4.0 bei KMUs und wurde ebenfalls verlängert. Folgende Maßnahmen sind bereits veranschlagt:

  • Digitalisierung: Hauptadressat ist die verarbeitende Industrie (Steuergutschriften beim Kauf von Industrie 4.0-Ausrüstung 13,4 Mrd. Euro).
  • Diese gelten auch für den Kauf österr. Ausrüstung, sofern sie in Betrieben in Italien zum Einsatz kommt. Weitere Mittel für Tourismussektor, in Restaurations- und Energieeffizienzmaßnahmen von Sehenswürdigkeiten, Museen, Theatern und Unterkünften. Potenzielle Kunden: private und staatliche Einrichtungen.
  • Grüne Revolution: Mit 60 Mrd. Euro ist es der Löwenanteil des Plans. Erneuerbare Energie, Wasserstoff, Netz und nachhaltige Mobilität mit 24 Mrd. Euro gefördert, lokaler Transport 8,6 Mrd. Euro. 15 Mrd. Euro „Superbonus“ für höhere Energieeffizienz von Gebäuden. Österreichische Produzenten von Fenstern, Türen, Wärmepumpen, Isolierungen, auch Berater können profitieren. Die Kreislaufwirtschaft erhält 5,2 Mrd. Euro u.v.m.
  • Mobilität, Bildung, Gesundheit 25 Mrd. Euro für den Bahnsektor, v.a. Hochgeschwindigkeitsstrecken im Norden. Aus- und Weiterbildung insbesondere für die Digitalisierung. Modernisierung des Gesundheitssektors 15,6 Mrd. Euro (davon 7,4 Mrd. Euro für die Erneuerung des Technologieparks). Die Beschaffung wird voraussichtlich großteils über das Consip-Portal erfolgen.

Festhalten lässt sich ferner, dass die Pandemie die lösungsbedürftigen Engpässe nicht nur herauskristallisiert, sondern auch als Treiber für weitere und neue Reformen gesorgt hat. Gleichermaßen dürften die jüngsten geopolitischen Spannungen und damit einhergehende Verschärfung der Energiekrise ebenfalls eine beschleunigende Wirkung in Richtung erneuerbare Energien haben. In Florenz hat die zuletzt Premier Draghi in seiner Rede am 23.02.2022 unterstrichen, dass zwar in die eigenen Gasressourcen aber vor allem auch in die erneuerbaren Energiequellen investiert werden soll.

Chancen für österreichische Unternehmen

Seit 2018 nutzten rund 3000 österreichische Firmen, deren Angebote auf die geförderten Bereiche zugeschnitten sind oder diese tangieren, die Services der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA in Italien. Dazu zählen Anlagenbau/Smart Factory, Automotive, Bildung, Elektro/Elektronik/Mechatronik, Energiewirtschaft, Energieeffizienz/Green Building, Erneuerbare Energien, Gesundheitssystem & Einrichtungen, Life Science & Pharma, Medizintechnik & Laborbedarf, Neue Materialien/Verbundstoffe, Software & IT, Startups, Telekommunikation, Tourismus Know-how & Infrastruktur.

Unterstützungsaktivitäten seitens des AußenwirtschaftsCenters Mailand

Executive Reisen Recovery Plan-Umweltministerium Rom und zur Region Lombardei nach Mailand, Webinare „Zukunftstrends Energetische Sanierung und Green Building“ und Green Packaging Italy siehe auch Veranstaltungsprogramm.

Sie wollen wissen, wie Ihr Unternehmen von diesen Chancen profitiert? Dann kontaktieren Sie das AußenwirtschaftsCenter Mailand. Wir freuen uns auf Sie!

Stand: 10.03.2022

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