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Zwei lächelnde Personen in Jacken stehen dicht nebeneinander und schauen in eine Auslage eines Schmuckgeschäfts, in dem Ketten Ringe und Ohrringe ausgestellt sind.
© Antonio Gravante | stock.adobe.com

Rekord-Goldpreis beeinflusst Kaufverhalten und Produktauswahl im Wiener Schmuck- und Uhrenhandel

Trend zu leichtem und filigranem Schmuck - Nachfrage im gehobenen Schmucksegment bleibt stabil - Altgold erlebt Renaissance

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 26.05.2025

 

Mit über 95.000 Euro pro Kilogramm hat Gold ein historisches Hoch erreicht. Die Entwicklung bleibt auch in der Wiener Schmuck- und Uhrenbranche nicht ohne Folgen: Wer jetzt Goldschmuck erwerben möchte, muss mit höheren Preisen rechnen. Hagop Asvazadurian, Obmann des Juwelen- und Uhrenhandels in der Wirtschaftskammer Wien erklärt, wie sich das auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirkt: „Gold-Schmuck und -Uhren bleiben trotz Rekordpreis gefragt. Der emotionale Wert überwiegt bei der Mehrheit der Kunden den Preis.“ Jedoch führt die Entwicklung zu überlegteren und bewussteren Käufen: „Anstatt ganz auf Gold zu verzichten, treffen die Käufer nun bewusste Entscheidungen - mit klaren Vorstellungen zu Preis, Material und Design.“ 

Schmuck und Uhren sind emotionale Produkte, die man sehen, anprobieren und mit Gefühl auswählen möchte - das geht am besten vor Ort.

Konsumentenstimmung als entscheidender Faktor

Ein signifikanter Rückgang bei Schmuckkäufen ist nicht zu beobachten, heißt es aus der Branche. Goldschmuck und -Uhren sind krisenfest, betont der Obmann: „Die Stimmung der Konsumenten hat größeren Einfluss als die allgemeine Wirtschaftslage. Es gibt auch Kundinnen und Kunden, die ihre Käufe aufschieben, in der Hoffnung auf sinkende Preise, grundsätzlich bleibt die Nachfrage stabil.“ Im gehobenen Segment zeigt sich die Nachfrage weitgehend unbeeindruckt vom derzeitigen Preisniveau. Für die Händler bedeutet der hohe Goldpreis zwar höhere Umsätze, doch die Gewinnspanne bleibt im Wesentlichen gleich wie vor dem Preisanstieg.

Filigrane Schmuck-Designs gefragt

Bei der Produktauswahl gibt es jedoch eine Verlagerung der Nachfrage hin zu leichteren Schmuckstücken, geringeren Karatzahlen und alternativen Edelmetallen wie Platin. „Statt opulenter Stücke stehen filigrane Designs im Vordergrund. Besonders gefragt sind derzeit Schmuckstücke mit 14 Karat sowie international stark nachgefragte 9- oder 8-Karat-Legierungen. Auch der Absatz hochwertiger Platinprodukte hat spürbar zugenommen“, so Asvazadurian. 

Asvazadurian: „Schmuckkauf ist emotional“

Historisch hohe Goldpreise steigern die Wahrnehmung von Gold als wertvolles Investment - insbesondere in Form von Goldmünzen sowie -barren. Diese Anlageprodukte sind bei Investoren besonders gefragt, da sie bei hohem Feingehalt mehrwertsteuerfrei sind: Ab 900 Tausendstel bei Goldmünzen und ab 995 Tausendstel bei Goldbarren. Schmuck hingegen unterliegt der Mehrwertsteuer und wird aus ganz anderen Gründen gekauft, erklärt Asvazadurian: „Kunden, die Schmuck kaufen, unterscheiden sich deutlich von jenen, die in Gold investieren. Der klassische Schmuckkäufer sucht kein Anlageprodukt. Vielmehr geht es um Emotionen und persönliche Bedeutung - etwa bei einem Verlobungsring, einem Geschenk oder einem besonderen Erinnerungsstück.“ 

Kunden machen Schmuck zu Geld

Ein weiterer Trend zeigt sich beim Altgold: Immer mehr Wiener bringen alten Schmuck, Münzen oder Erbstücke zum An- und Verkauf. „Die Leute sehen ihren Schmuck durch - was braucht man noch, was nicht mehr, was lässt sich zu Geld machen - und kommen jetzt vermehrt zu den Fachbetrieben. Auch eine Schätzung ihres Goldbesitzes interessiert viele“, erklärt Asvazadurian. Der Hauptgrund dafür ist der gestiegene Goldpreis, den viele nutzen, um ungenutztes Gold zu Geld zu machen. „Natürlich kann man derzeit Gewinne mitnehmen - ein Verkauf sollte aber gut überlegt sein“, betont er. Zugleich steigt die Nachfrage nach Reparaturen und Umarbeitungen: „Die Wienerinnen und Wiener bringen immer öfter alten Familienschmuck oder beschädigte Stücke zum Juwelier, um sie aufarbeiten oder modernisieren zu lassen.“ Während Anleger meist online recherchieren und über Banken oder Edelmetallhändler investieren, kaufen Schmuckkunden bevorzugt vor Ort - mit persönlicher Beratung und dem Wunsch nach einem emotionalen Erlebnis. Manche Schmuckhändler bieten inzwischen auch Anlageprodukte an, etwa von Privatpersonen angekaufte Münzen oder Barren.

Wiener Fachhandel zeigt sich krisenfest

Der Wiener Juwelen- und Uhrenhandel zeigt sich trotz der Entwicklungen robust. Aktuell gibt es in der Bundeshauptstadt 421 Einzelhändler mit Edelmetallen, Edelmetallwaren, Edelsteinen und Perlen sowie 127 spezialisierte Uhrenhändler. „Unsere Branche reagiert flexibel - mit Erfahrung, Feingefühl und Innovationskraft und einem feinen Gespür für Marktbewegungen“, betont Asvazadurian. Die Kunden profitieren von der hoher Beratungskompetenz der Fachbetriebe. Dabei bleibt das persönliche Einkaufserlebnis zentral: „Schmuck und Uhren sind emotionale Produkte, die man sehen, anprobieren und mit Gefühl auswählen möchte - das geht am besten vor Ort.“

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