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Daniela Kacerek, Geschäftsführerin der Parfümerien Topsi
© Florian Wieser

Schöne Weihnachtszeit

Das heurige Weihnachtsfest lassen sich die Wienerinnen und Wiener 460 Millionen Euro kosten. Für viele Betriebe ist das die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Die Online-Konkurrenz aus dem Ausland sorgt jedoch für Druck.

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 02.12.2025

Die funkelnden Sterne und Weihnachtsdekorationen sind platziert, Regale und Lager gut gefüllt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für intensive Tage gerüstet: In der Parfümerie Topsi am Wiener Opernring ist man gut eingestimmt auf die Weihnachtszeit. „Für uns ist das eine der Hauptsaisonen”, sagt Daniela Kacerek, seit fünf Jahren Geschäftsführerin des 1960 gegründeten Unternehmens, zu dem noch zwei weitere Standorte im 18. Bezirk gehören. Dank der jeweils angeschlossenen Kosmetikstudios sowie der Fachberatung und Fokussierung auf hochwertige Nischenprodukte und -marken, hat es das Unternehmen bisher gut geschafft, sich gegen Parfümerieketten und internationale Onlinehändler zu behaupten: „Mehr als die Hälfte unseres Umsatzes kommt von der Dienstleistung und ein Gutteil im Verkauf resultiert aus der Beratung im Kosmetikstudio”, sagt Kacerek. Zu Weihnachten seien nicht nur Kosmetika und Düfte gefragt, auch Gutscheine für kosmetische Behandlungen oder die hauseigene Schminkschule boomen. Auch selbst gönnen sich viele Stammkundinnen und -kunden in der hektischen Vorweihnachtsphase noch eine Auszeit für die Schönheit - die Termine in den Topsi-Kosmetikstudios sind derzeit gut gebucht. „Unser Motto heißt: Schön von Kopf bis Fuß”, betont Kacerek. Und wer möchte das nicht sein, gerade zu Weihnachten?

Jeder regionale Einkauf ist eine Entscheidung für37.000 Wiener Händler.

Mobile Gadgets unter dem Christbaum

Auch für den Elektrohandel ist Weihnachten ein entscheidender Umsatzbringer. Für Marc Crane, Geschäftsführer von EP:Mayerhofer in Meidling, ist die Zeit von Mitte September bis Anfang Jänner eine „High Selling Season”. „Besonders beliebt sind mobile Audio-Gadgets, wie Kopfhörer oder Musikboxen, KI-gestützte Gadgets, wie Leicht-Drohnen unter 200 Gramm für Fotos und Videos, und Streaming-Abos. Vor allem Produkte bis 150 Euro werden als Geschenkartikel gesehen”, erzählt Crane. In immer mehr Elektrogeräten, wie in Spiegelreflexkameras, Fernsehern oder in Kochstationen, werde Künstliche Intelligenz eingebaut. „Die Technik kann mittlerweile so viel. Und mit einem KI-Assistenten können auch Personen ohne viel technisches Vorwissen die Geräte bedienen”, sagt Crane. „KI ist unsere Zukunft, aber wir müssen sie sorgsam betrachten. Hier können wir als Fachhandel punkten und die Geräte nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden einstellen. Viele Menschen kommen daher auch nach Weihnachten zu uns, damit wir sie bei der Aktivierung ihrer Geräte beraten”, so Crane. Einen weiteren Trend sieht er im Late-Night-(Christmas)-Shopping, wo Kundinnen und Kunden anfragen, ob sie abends in Ruhe vorbeikommen können, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Weihnachtszeit mit Gegenwind

Für neue Umsatzrekorde sind die Rahmenbedingungen für das heurige Weihnachtsgeschäft alles andere als optimal. Die Konjunktur zeigt erst leichte Tendenzen nach oben, die Inflationsrate liegt mit zuletzt vier Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Euro-Zone und Aussichten auf kräftige Lohnsteigerungen gibt es derzeit auch nicht, wie Wirtschaftsforscher Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria erklärt. „Die Reallöhne stagnieren bestenfalls”, sagt Ziniel. Hinzu kommen steigende Arbeitslosigkeit und eine weiterhin hohe Sparquote - es wird also mehr zur Seite gelegt als ausgegeben. „Das führt unter anderem dazu, dass größere und kostenintensivere Geschenke häufiger zurückgestellt werden”, erklärt Ziniel. „Trotzdem bleibt Weihnachten ein emotionaler Grund einzukaufen.” Und: „Im Jahresverlauf 2025 zeigte sich, dass ein Fünftel der Menschen bewusst weniger gekauft hat, um mehr Mittel für Weihnachten zur Verfügung zu haben.” In Summe erwartet er, dass der Weihnachtsumsatz um etwa zwei Prozent unter dem Vorjahr liegen wird. Von diesem Umsatz wird allerdings etwas weniger als im Vorjahr im regionalen Handel landen: Der Anteil des Online-Handels am Weihnachtsgeschäft legt auch heuer wieder leicht zu, wie die aktuelle Befragung der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien zeigt. Von den im Schnitt geplanten sieben Geschenken pro schenkender Person wollen die Wienerinnen und Wiener heuer 2,6 Geschenke online besorgen - etwas mehr als im Vorjahr. In Summe haben 57 Prozent der Menschen in Wien vor, zumindest eines ihrer Geschenke im Internet zu bestellen. Zwar fließt ein Teil dieser Ausgaben auch in Online-Shops von Wiener Händlerinnen und Händlern - der Großteil geht jedoch ins Ausland.

Wiener Weihnachtsgeschäft in Zahlen
© Quelle: KMU Forschung Austria, Befragung zum Weihnachtseinkauf 2025

Stationärer Handel bleibt Nummer 1

Eine, die sich um die internationale Online-Konkurrenz in der Vorweihnachtszeit wenig Gedanken machen muss, ist die Wiener Modedesignerin Martina Müller-Callisti, die mit ihrem eigenen Modelabel seit fast 20 Jahren erfolgreich ist. „Ich habe immer schon Mode gemacht - schon als Kind habe ich Kleider gezeichnet und ab 13 Jahren auch geschneidert”, erinnert sich Müller-Callisti. „2007 habe ich dann mit einem sehr kleinen Geschäft im 8. Bezirk begonnen - ich wollte mit möglichst wenig Fixkosten starten, denn ich habe alles selbst finanziert. Das hat besser funktioniert, als ich mir das gedacht hatte”, erzählt die Designerin. Vor zehn Jahren ist sie dann in den 1. Bezirk übersiedelt und hat sich damit von 30 m2 auf 105 m2 vergrößert. „Weihnachten fällt bei uns nicht so ins Gewicht”, erklärt die Unternehmerin: Der Hauptumsatz entsteht, wenn die neuen Kollektionen rauskommen - also März bis April (Frühjahrskollektion), September bis Oktober (Herbstkollektion) und Jänner bis Februar (Ballkleider). Wegen der kurzen Ballsaison kämen Ballbesucherinnen heuer schon früher zu ihr. Zudem suchen manche aktuell auch gezielt ein Kleid für Weihnachten oder die Silvesterparty, andere kaufen einen Gutschein für ein neues Ballkleid. Ihr Geschäft hat sie dezent weihnachtlich geschmückt, es kommt auch noch kleiner Weihnachtsbaum, verrät sie. „Ich mag die Zeit. Ich finde, es ist eine nette Stimmung, wenn die einzelnen Geschäfte dekoriert sind und man weihnachtliche Musik hört”, sagt Müller-Callisti, die als Ein-Personen-Unternehmerin alles selbst erledigt - vom Designen und Herstellen der Kleider bis hin zum Verkauf in ihrem Geschäft und ihrem Online-Shop. „Ich kann mich hier selbst verwirklichen.”

Hoffen auf ein gutes Geschäft

„Ein starkes Weihnachtsgeschäft ist heuer wichtiger denn je”, sagt die Wiener Handelsobfrau, Margarete Gumprecht. „Im Wiener Handel lebt die Hoffnung, dass die Menschen sich von der guten Stimmung und dem vielfältigen Angebot inspirieren lassen - und sich am Ende doch ein wenig mehr gönnen, als ursprünglich geplant war”, so Gumprecht. Etwa im Spielwarenhandel, der bis zu 40 Prozent des Jahresumsatzes in der Adventzeit macht. Auch für den Uhren- und Schmuckhandel, den Bekleidungshandel, Drogerien und Parfümerien sowie für Buch- und Elektrofachgeschäfte geht es vor und unmittelbar nach Weihnachten um viel. 305 Euro wollen die Wienerinnen und Wiener heuer im Schnitt für Weihnachtsgeschenke ausgeben. „Sie kaufen früher, legen mehr Wert auf qualitative und regionale Produkte und suchen besondere Einkaufserlebnisse”, berichtet Gumprecht aus der KMU Forschung Austria-Studie. „Für den Wiener Handel ist das eine große Chance.” Jede Entscheidung für einen regionalen Einkauf sei eine Entscheidung für die 37.000 Wiener Händlerinnen und Händler und 113.000 Arbeitsplätze.

Wolfgang Ziniel, KMU Forschung Austria Weihnachten bleibt Rückenwind für Handel
Wolfgang Ziniel, KMU Forschung Austria  
WIE WIRKT SICH DIE AKTUELLE WIRTSCHAFTSLAGE AUF DAS WEIHNACHTSGESCHÄFT AUS?
Sie dämpft die Konsumstimmung sichtbar. Die realen Budgets stehen spürbar unter Druck, was sich im Weihnachtsgeschäft vor allem durch stärker preissensibles Einkaufsverhalten niederschlagen wird: Konsumierende achten auf Rabatte und setzen bewusstere Budgetgrenzen. In Wien kommt eine etwas höhere Arbeitslosigkeit hinzu, was zusätzliche Einkommensunsicherheit erzeugt. Trotzdem bleibt Weihnachten ein emotionaler Grund einzukaufen: 88 Prozent der Wienerinnen und Wiener kaufen heuer Geschenke. Insgesamt geben sie rund 460 Millionen Euro aus - etwa zwei Prozent weniger als im Vorjahr.

WELCHE VERSCHIEBUNGEN BEI DEN GESCHENKEN GIBT ES IM MEHRJÄHRIGEN VERGLEICH?

Im Vier-Jahres-Vergleich zeigen sich deutliche strukturelle Verschiebungen: Gutscheine sind seit Jahren das wichtigste Geschenk, aber nicht mehr in dem außergewöhnlich hohen Ausmaß früherer Jahre. Spielwaren bleiben als Geschenkkategorie konstant stark. Auch Kosmetika und Bekleidung/Textilien bewegen sich seit Jahren im oberen Bereich. Bücher und Bargeld bleiben ähnlich stabil. Die klarste Veränderung zeigt sich bei größeren elektronischen Geschenken, die aktuell zurückhaltender gekauft werden.

WIE SEHR PRÄGT ONLINE-SHOPPEN DAS WEIHNACHTSGESCHÄFT?

Der Onlinehandel ist ein fester Bestandteil des Weihnachtsgeschäfts. 57 Prozent der Wienerinnen und Wiener wollen heuer (auch) online einkaufen, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (54 Prozent). Nichtsdestotrotz bleibt der stationäre Handel nach wie vor die Anlaufstelle Nummer 1 bei Weihnachtsgeschenken.