Eine Person mit einem Helm steht neben einem Auto ohne Türen und ohne Fenster
© Sofia Sabel/imagebank.sweden.se

Schweden: Transformation der Automobilindustrie

Schweden als Vorreiter auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft

Lesedauer: 3 Minuten

Schweden Energieeffizienz/Green Building Erneuerbare Energien Automotive
29.02.2024

Schwedens Automobilsektor gilt international als führend in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren. Nachhaltigkeitsaspekte und Energieeffizienz werden bei der Auswahl von Produkten und Komponenten immer wichtiger. In den vergangenen Jahren sind in der Branche zahlreiche Initiativen entstanden – ein kurzer Überblick zu einigen laufenden Projekten und Bemühungen.

Bau mehrerer Batteriefabriken im ganzen Land 

Der Automobilriese Volvo hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Projekte zum Bau unterschiedlicher Batteriefabriken angestoßen. Das betraf zunächst einen Standort in Mittelschweden unweit von Volvos Motorenwerk Skövde. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Investition in Milliardenhöhe. Durch die Wahl des Standorts Mariestad kann auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden, außerdem bietet die Lage zwischen Göteborg und Stockholm logistische Vorteile und Zugang zu ausreichend Wasser, unverzichtbarer Rohstoff und Voraussetzung bei der Batterieproduktion.

Hier sollen bis 2030 große Mengen an Batterien hergestellt werden, der Fokus soll dabei auf kommerziellen Fahrzeugen, also Bussen und Lastkraftwagen sowie Maschinenanlagen liegen. Zudem gab es bereits Pläne der Personenfahrzeugsparte von Volvo zum Bau einer Batteriefabrik gemeinsam mit Northvolt in Göteborg. Hierbei handelt es sich um eine Investition in Höhe von rund EUR 3 Mrd., mit der Produktion soll 2025 begonnen werden. Die Anlage soll 3.000 direkte neue Arbeitsplätze und ebensoviele in nachgelagerten Industriezweigen entstehen lassen. Mit dem Bau der Batteriefabrik in Mariestad werden ähnliche positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt verknüpft.

Volvokonzern plant vollständige Transformation bis zum Jahr 2040

Befördert durch die graduelle Umstellung von Verbrennungs- auf Elektroantriebe wuchs im Konzern die Überzeugung, dass sich Investitionen in große Anlagen zur Batterieproduktion auszahlen. Volvo setzt künftig neben der Elektromobilität auch auf mit Wasserstoffgas und fossilfreien Brennstoffen betriebene Fahrzeuge. Die genaue Aufteilung der Techniken wird die Marktentwicklung zeigen. Bereits seit 2019 kooperiert Volvo bei der Batterieproduktion mit Samsung SDI. Die Intensivierung der Batterieproduktion sei im Lichte des Unternehmensziels zu verstehen, schon im Jahr kommenden Jahr 50 % des Absatzes über elektrisch betriebene Fahrzeugen zu generieren und im Jahr 2040 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zu produzieren.

CampX zur Bewältigung aktueller und kommender Herausforderungen

Im Innovationszentram CampX arbeiten Volvos unternehmenseigene Experten mit Vertretern von StartUps an Lösungen um gemeinsam schnell Antworten auf Fragen im Zusammenhang der Transformation zu finden. Derzeit liegt dabei ein starker Fokus auf Anwendungen künstlicher Intelligenz und deren Einsatz für erhöhte Nachhaltigkeit sowie zur Weiterentwicklung selbstfahrender Vehikel. Auf dem Gelände der ursprünglichen LKW- und Busproduktion des Konzerns außerhalb von Göteborg findet heute eine rege Kollaboration mit ebenfalls dort ansässigen Startups statt. Aktuell ist der Bereich Volvo Energy – also Lösungen zur Energielagerung und Ladeinsfrastruktur – besonders oft Gesprächsgegenstand. Gegründet 2020, konnte das Konzept schnell an weiteren Standorten des Konzerns erfolgreich etabliert werden.

Northvolt baut grünste Batteriefabrik im Land

Der Batteriehersteller Northvolt arbeitet derzeit an der Errichtung einer Gigafabrik im nordschwedischen Skellefteå. Hier sollen ab 2026 rund 3.000 Beschäftigte, das entspricht fast 10% des Arbeitskräftepotentials am Standort, zur Transformation beitragen. Galt Northvolt bislang bereits als einer der führenden Batteriehersteller, so markiert die entstehende zirkuläre Gigafabrik in Skellefteå einen Meilenstein, gilt sie doch als weltweit grünste ihrer Art.

Northvolt wurde im Jahr 2016 gegründet und hat heute rund 5.000 Angestellte in Schweden, Deutschland, Norwegen, Polen, Portugal, den USA und Kanada. Unter anderem in Deutschland und Kanada entstehen aktuell ebenfalls große Fabrikneubauten.

Autonomes Fahren im Norden

In allen nordischen Ländern finden sich derzeit Initiativen zur Stärkung des autonomen Fahrens. Erste Erfahrungen wurden mit der Erprobung von selbstfahrenden Bussen in Oslo, Bergen, Tampere und Stockholm gemacht. Das Technology Research Centre Finland unterstützt im Automobilbereich Einrichtungen des öffentlichen Sektors bei der Entwicklung und beim Einsatz von autonomen Fahrlösungen bis hin zu effizienter Logistik und nachhaltigen Transportsystemen. Auf der schwedischen Seite kann derzeit die Etablierung eines selbstfahrenden Busses am Flughafen Stockholm Arlanda beobachtet werden, selbstredend sind die großen Player Volvo und Scania ebenfalls in weitere Projekte involviert. 

Herausforderungen in wirtschaftlich angespannten Zeiten

Die allgemein herausfordende wirtschaftliche Lage im Lichte verschiedender Krisen und begleitet von Lieferengpässen sowie hoher Inflation hat auch Auswirkungen auf die schwedische E-Mobility-Szene. So musste etwa der E-Lastwagenhersteller Volta Trucks, der ursprünglich beabsichtigt hatte in Österreich zu produzieren, im Herbst 2023 Insolvenz anmelden. Gleichzeitig konnten aber auch Erfolge erzielt werden. So gelang es etwa Heart Aerospace, Hersteller von E-Flugzeugen, ebenso wie dem Elektroboothersteller Candela, neues Kapital zu beschaffen.

Chancen für österreichische Unternehmen

Die beschriebenen Investitionen sind entsprechend logische Konsequenzen einer langfristigen Entwicklung. Für gut etablierte Niederlassungen österreichischer Zulieferer und Technologiepartner entstehen daraus exzellente Kooperationsmöglichkeiten.

Das Team vom AußenwirtschaftsCenter Stockholm beobachtet ständig die Märkte in den nordischen Ländern auf der Suche nach Innovationen, Trends oder Geschäftschancen für österreichische Unternehmen. Bei Interesse an diesem oder ähnlichen Projekten in den Nordics stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung, nehmen Sie Kontakt auf und schreiben Sie uns. 

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