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Spartenkonferenz Industrie
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Energiezukunft Burgenland: Industrie fordert wettbewerbsfähige Energiepreise und verlässliche Rahmenbedingungen

Spartenkonferenz Industrie

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 07.11.2025

Die Energieversorgung ist für die burgenländische Industrie zu einer entscheidenden Standortfrage geworden. Eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Energie ist Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum, internationale Wettbewerbsfähigkeit und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland warnt vor den Folgen energiepolitischer Unsicherheit und fordert klare, technologieoffene sowie wirtschaftlich tragfähige Rahmenbedingungen.


Österreich droht den Anschluss bei wettbewerbsfähigen Energiepreisen zu verlieren. Vor diesen Vorzeichen fand kürzlich in Neckenmarkt die Spartenkonferenz der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland statt, bei der die Vertreter der burgenländischen Industriebranchen zusammentrafen. 


Energiepreise als Wettbewerbsfaktor – Österreich droht den Anschluss zu verlieren

Die Industrie steht unter erheblichem Druck: Energiekosten sind für alle Unternehmen – nicht nur für energieintensive Betriebe – zu einem zentralen Kostenfaktor geworden. Christoph Blum, Obmann der Sparte Industrie, betont: „Wir beobachten mit Sorge, dass sich Österreich bei den Energiepreisen zunehmend von seinen wirtschaftlichen Partnerländern, insbesondere von Deutschland, abkoppelt. Während dort gezielte Maßnahmen zur Entlastung der Industrie geplant sind, fehlen in Österreich vergleichbare Instrumente. Das ist nicht nur ein Wettbewerbsnachteil – es ist hausgemacht.“ Die Folge ist ein schleichender Verlust an Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Die Industrie fordert daher eine Dämpfung der Energiekosten. Nur so kann der Standort Burgenland im internationalen Vergleich bestehen.

 

Transformation braucht Energie – und Planungssicherheit

Die Transformation hin zu klimafreundlichen und ressourcenschonenden Produktionsweisen ist in vollem Gange. Ihr Erfolg hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit und dem Preis neuer Energieträger und Technologien ab. Ohne verlässliche Rahmenbedingungen und wettbewerbsfähige Energiepreise wird die Transformation gebremst – nicht aus mangelndem Willen, sondern aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. „Die Industrie investiert seit Jahren in Effizienz und Nachhaltigkeit. Die größten Einsparpotenziale liegen heute im Austausch veralteter Maschinen und Anlagen. Dafür braucht es Investitionssicherheit – und die beginnt bei der Energieversorgung“, so Blum.

 

Keine einseitige Fokussierung auf Wasserstoff

Johannes Benigni vom Beratungsunternehmen JBC Vienna warnt vor einer einseitigen Fokussierung auf Wasserstoff. Derzeit sei Wasserstoff etwa viermal so teuer wie Erdgas, zudem sind die sprungfixen Kosten für die Umstellung auf wasserstoffbasierte Technologien erheblich. Ohne Gas würde der noch teurere Wasserstoff als Preisbestimmer im Merit-Order-System den Strompreis weiter erhöhen. Der Draghi-Bericht zeigt, dass Strom in der EU um 158 Prozent und Gas um 345 Prozent teurer ist als in den USA. Ohne Senkung von Preisen und Steuern drohen Investitionsrückgang, Abwanderung und Betriebsschließungen. Daher sei es dringend erforderlich, Steuern, Abgaben und Kosten zu senken.

 

Genehmigungsverfahren als Bremsklotz

Ein weiteres Hindernis für die Energiewende sind langwierige und komplexe Genehmigungsverfahren. Viele Projekte scheitern nicht an der technischen Machbarkeit, sondern an bürokratischen Hürden. Die Industrie fordert daher eine Beschleunigung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren im Energiebereich sowie klare Zuständigkeiten und verbindliche Fristen.

 

Appell an die Politik – Verantwortung übernehmen

Die burgenländische Industrie appelliert an die politischen Verantwortlichen, die energiepolitischen Herausforderungen ernst zu nehmen und rasch zu handeln. „Wir brauchen keine politischen Absichtserklärungen, sondern konkrete Maßnahmen. Die Industrie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – aber sie braucht Partner in der Politik, die Rahmenbedingungen schaffen, statt Hürden aufzubauen.“  

 

Forderungen der Industrie Burgenland im Überblick:

  • Dämpfung der Energiekosten zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
  • Reformen zur Senkung der Energieabgaben sowie zukünftig faire Aufteilung der Netzkosten
  • Beschleunigung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren
  • Technologieoffene Energiepolitik mit Fokus auf zügigen Ausbau einer verlässlichen Energieinfrastruktur
  • Förderanreize für Eigenversorgung und Effizienzmaßnahmen unter Vermeidung von Dauersubventionen.

Wirtschaftskammerdirektor Harald Schermann, Spartenobmann Christoph Blum, Johannes Benigni, Spartenobmann-Stv. Manfred Gerger, Spartengeschäftsführer Ewald Hombauer  // Foto © WKB