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Spartengeschäftsführer Franz Perner
© WKB

Wirtschaftskammer Burgenland fordert strengere Regeln und mehr Kontrolle bei den Krankschreibungen

Auch wenn die Anzahl der Krankenstandstage im Vorjahr geringfügig gesunken ist, so orten die Unternehmen dennoch Missstände: Die Wirtschaftskammer Burgenland (WKB) verzeichnet vermehrt Beschwerden von offenbar missbräuchlichen Krankschreibungen im Zusammenhang mit rechtmäßig ausgesprochenen Kündigungen. Sie fordert daher strengere Regeln bei der Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sowie die verstärkte Wiederaufnahme des Krankenbesuchsdienstes seitens der ÖGK.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 19.08.2025

Die Fälle, die in letzter Zeit vermehrt bei der Wirtschaftskammer Burgenland (WKB) gemeldet wurden, sind einander oft sehr ähnlich: Nachdem Dienstnehmern seitens des Arbeitgebers die Kündigung ausgesprochen wurde, übermittelten diese unverzüglich eine Krankmeldung und entziehen sich damit der Ableistung der verbleibenden Arbeitszeit bis zur rechtmäßigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

 

Krankenstand nach Arbeitgeber- und Arbeitnehmerkündigung „Der Krankenstand ist ein wichtiges Instrument zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – er darf aber kein Freifahrtschein sein, um arbeitsrechtliche Konsequenzen zu umgehen“, stellt Franz Perner, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKB, fest, und schildert aus der Praxis: „An uns wurde ein Fall herangetragen, dass ein Mitarbeiter im Barbereich nach dem Aussprechen der Kündigung die in seiner Verantwortung stehende Bar einfach zusperrte, den Dienstort verließ und anschließend eine Krankmeldung eines Arztes übermittelte. Nach Einhaltung der entsprechenden Fristen wäre sein Dienstvertrag noch drei Monate aufrecht gewesen.“ Ein klarer Fall von Sozialbetrug.  


Fragwürdige Krankschreibungen belasten Betriebe KommR Helmut Tury, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Burgenland, weiß Ähnliches zu berichten: „Kollegen schildern mir, dass Mitarbeiter nach Kündigung den Dienst verlassen und unter teils fragwürdigen Bedingungen Krankenstand anmelden: So begab sich ein Dienstnehmer mit einer Schürfwunde ins Krankenhaus und erhielt dafür eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.“ Der Spartenobmann und Gastwirt betont gleichfalls, dass es nicht darum gehe, Mitarbeitende im gerechtfertigten Krankheitsfall zu belangen. „Allerdings benötigen auch Unternehmer die Gewissheit, sich auf ausgestellte Atteste verlassen zu können – um ihren Betrieb aufrechterhalten zu können und zum Schutz der anderen Mitarbeitenden, die bei Ausfall Dienste kompensieren müssen.“


Bessere Kontrolle bei Krankschreibungen gefordert Die Wirtschaftskammer Burgenland fordert daher eine Evaluierung der derzeitigen Praxis. Konkret schlägt sie strengere Vorgaben für die Ausstellung von Krankschreibungen durch Ärztinnen und Ärzte vor. Weiters plädiert sie für eine verstärkte Wiedereinführung des Krankenbesuchsdienstes, eines bewährten Kontrollinstruments, welches in anderen Bundesländern vorhanden ist, um fragwürdige Fälle rasch zu klären und Missbrauch vorzubeugen. „Es ist nicht unser Ziel, kranke Menschen zu benachteiligen, sondern das Vertrauen in das System zu schützen“, betont Tury. Die Wirtschaft sei auf faire und verlässliche Regeln angewiesen – sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer und nicht zuletzt für die Kunden. Daher sieht die Wirtschaftskammer Burgenland die Politik und die Sozialversicherungsträger in der Pflicht, gemeinsam an praktikablen Lösungen zu arbeiten. Denn: Auch ungerechtfertigte Krankenstände sind ein Fall von Sozialbetrug!


Aktuelle Beispiele aus einem burgenländischen Betrieb:

Kündigungs-ausspruch Kündigungs-frist bis Krankenstand ab - bis Anmerkung
15.05.2025 15.07.2025 16.05. - 13.07.2025 ausländische Krankmeldung
20.06.2025 31.07.2025 20.07. - 31.07.2025  
26.06.2025 30.09.2025 01.07. - laufend  
30.06.2025 31.07.2025 04.07. - 31.07.2025  
22.07.2025 31.08.2025 24.07. - laufend ausländische Krankmeldung

 

Spartengeschäftsführer Franz Perner // Foto © WKB