Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker, Bundesinnung

Das Regierungsprogramm aus Sicht der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker

Chancen und Herausforderungen

Lesedauer: 2 Minuten

21.09.2023

Die österreichischen Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker sehen sich als starke Partner der Bundesregierung bei der Umsetzung der ambitionierten Ziele und Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, wie sie sich im Regierungsprogramm finden. Das Installateurgewerbe ist bereit, mit seinen Experten für Raumwärme und Gebäudeenergie bei einer leistbaren, praktikablen und für den Verbraucher lebensnahen Umsetzung mitzuwirken. Ganz entscheidend, dass dies gelingt, ist die Umsetzung der im Regierungsprogramm aufgenommenen Neuordnung des Fördersystems mit einer modularen und unbürokratischen Förderung aller CO2-senkenden Heizinvestitionen und unter besonderer Berücksichtigung aller geplanter Phase-out Schritte.

Die einzelnen Akzente im Regierungsprogramm spiegeln markante Schwerpunkte der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker wider, die das Geschäftsfeld der österreichischen Installateure in den nächsten Jahren entscheidend beeinflussen werden. Die Bundesinnung ist optimistisch, dass sich Österreichs Klimaziele im Wärmesektor bei einer lebensnahen Umsetzung aller im Regierungsprogramm befindlichen Punkte erreichen lassen. 

Die einzelnen Punkte im Regierungsprogramm:

Chancen

  1. Nachhaltige öffentliche Vergabe sicherstellen
  2. Phase-out-Plan für fossile Energieträger in der Raumwärme (Mobilisierungsstrategie Grünes Gas, Ausbau- und Unterstützungsprogramm)
  3. Klimawandel und Wintertourismus (Forcierung der Ausstattung von Stationsgebäuden mit Solaranlagen und Wärmespeichern)
  4. Fachkräftebedarf sichern – betriebliche Lehrausbildung stärken
  5. Weiterentwicklung des Energieeffizienzgesetzes

Herausforderungen

  1. Gebäude: Nachhaltig und energiesparend heizen, kühlen, bauen und sanieren (Überarbeitung der „Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern über Maßnahmen im Gebäudesektor zum Zweck der Reduktion des Ausstoßes an Treibhausgasen“ und Weiterentwicklung der Standards in den Bauvorschriften in Zusammenarbeit mit den Bundesländern mit folgenden Zielen: Vorbereitung bzw. Planung der nächsten Anpassung der OIB-Richtlinie 6 u.a.)
  2. Klimaanpassung im Gebäudesektor (z.B. Nutzung von Grauwasser, aktive Kühlmöglichkeiten)
  3. Phase-out-Plan für fossile Energieträger in der Raumwärme

Vorschläge zur effektiven und effizienten Umsetzung der Regierungsvorhaben am Stand der Technik

  1. Gewährleistung der freien Wahl des Energieträgers für Verbraucher und Unternehmen im Sinne der Privatautonomie je nach technischen und ökonomischen Möglichkeiten zu einer nachhaltigen Ökologisierung
  2. Vermeidung der Monopolisierung von Energieträgersystemen
  3. Berücksichtigung und weitestgehende Nutzung bestehender Infrastruktur im Sinne der Eigentumsfreiheit zur Reduktion von Transformationskosten hin zu CO2 -Neutralität
  4. Verstärkung der Forschungsanstrengungen für erneuerbare Technologien („grünes Gas“ und „grünes Öl“, Brennstoffzellen für die Strom- und Wärmegewinnung, Gas betriebene Wärmepumpe, Solaranlagenkombinationen mit Strom- und Wärmespeichern u.a.)
  5. Bündelung von Maßnahmen zur Erhöhung der Modernisierungsrate bei veralteten Heizungsanlagen (Potential von 600.000 Heizungsanlagen mit enormem CO2-Einsparpotenzial und zur Reduktion von Feinstaubemissionen)
  6. Objektivierung des CO2-footprints über die Wertschöpfungskette
    • Berechnung der tatsächlichen CO2-Emissionen der Energieträger unter Einrechnung aller Emissionen, die bei Gewinnung, Transport, Bereitstellung sowie allenfalls bei Entsorgung von Reststoffen anfallen (z. B. Transport von Holz aus dem Ausland zur Verfeuerung in Österreich, Wärmebereitstellung über Rohrleitungen und Berücksichtigung von Hilfsenergien)
  7. Überprüfung bestehender Energieraumplanungen zur Gewährleistung der freien Wahl des Energieträgers
  8. Umsetzung der Gebäudeeffizienzrichtlinie RL (EU) 2018/844 (z.B. lückenlose Durchführung vorgesehener Heizungsinspektionen im privaten und öffentlichen Wohnbau)
  9. Umsetzung der Öko-Design-Richtlinie (z. B. konsequenter Ersatz alter Heizwert- durch moderne Brennwertgeräte, sukzessives Auslaufen von Ausnahmegenehmigungen)
  10. Erarbeitung einer österreichweiten Wärmestrategie unter Einbindung aller Experten des österreichischen Wärmemarktes  

Die Bundesinnung wird die im Regierungsprogramm aufgenommenen Akzente verstärkt in den Fokus ihrer Interessenarbeit der kommenden Jahre nehmen.

Diese strategische Ausrichtung der Interessenvertretung trägt entscheidend dazu bei, dass sich der Beruf des Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnikers zu Zukunftsberufen in der Gebäudeinstallationsbranche entwickeln kann.

Darüber hinaus bildet eine realistische Umsetzung dieser Vorhaben die Grundlage für eine solide und nachhaltige Unternehmensentwicklung der Mitgliedsbetriebe.

Aus Verantwortung für Österreich. Regierungsprogramm 2020-2024 zum Download.