Kommentar von Rudolf Grünanger
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Liebe Kolleg:innen,
ein spannendes Jahr neigt sich dem Ende zu. Geprägt vom Klimawandel, dem neue Schaderreger und Tierseuchenzüge folgten.
Der Juni mit seinen Tropentagen und Niederschlagsdefiziten war einer der heißesten der letzten Jahre. Nachfolgender Regen ließ in Kärnten dennoch eine durchschnittliche Ernte bei Getreide und Sojabohne und eine leicht unterdurchschnittliche bei Körnermais heranreifen. Freilich drückten globale Erntemengen auf Erzeugerpreise und Stimmung. Alte und neue Schaderreger, wie Maiswurzelbohrer und Erdraupen im Frühjahr forderten die Produzenten.
Stabiler zeigte sich die Marktlage im Vieh- und Fleischbereich, vor allem im Rindermarkt, wo die Preise Rekordniveau erreichten. Ängste und Unsicherheiten schürten Seuchenzüge, von der Maul- und Klauenseuche, der Blauzungenkrankheit, der Vogelgrippe und der zuletzt in Spanien ausgebrochenen Schweinepest, die das Jahr nicht nur umrahmten sondern auch durchkreuzten.
In Österreich prägten Diskussionen um hohe Lebensmittelpreise und das Mercosur-Abkommen die agrarpolitischen Auseinandersetzungen. Das raue Klima schadet Produzenten und dem Agrarhandel
Aus Brüssel hört man Krachen im Gebälk. Der als großer Wurf gefeierte "Green-Deal" ist in Aufarbeitung. Die Entwaldungsverordnung wurde dankenswerterweise als in Österreich unnötiges Bürokratiemonster verschoben, das „Verbrenner-Aus“ steht vor Weihnachten möglicherweise ganz vor dem Aus.
Ich habe das gute Gefühl, dass neue Sachlichkeit einzieht. Die neue Verordnung über genomische Techniken unterscheidet zwischen NGT-1 und NGT-2 Züchtungen. Erstere sind konventioneller Züchtung gleichgesetzt und daher von dieser nicht unterscheidbar und daher auch nicht zu kennzeichnen. Das könnte der Pflanzenzucht in Europa Auftrieb verleihen
In der WKO ist knapp vor Weihnachten ein Agrarhandelstermin angesetzt, bei welchem die Arbeitsgemeinschaft Interessensgruppe Pflanzenschutz, kurz Arge IGP, gegründet werden soll. Ihre Aufgabe soll die sachliche Information von Konsumenten und Regierungsstellen sein. In den letzten Tagen veröffentlichten NGOs Zahlen, die die starke Zunahme von Pestiziden in Österreich beweisen sollen. Allerdings sind in diesen Daten auch Inert-Gase, wie CO2, die der besseren Lagefähigkeit dienen sollen, in großen Mengen enthalten. So kann man mit Datenvermischungen Falschmeldungen produzieren.
Wie sehr Digitalisierung und Vernetzung dem Agrarsektor nützt, zeigt die AHDS, die Animal Health Data Service, der Ages, die über den AMA-Einstieg dem Produzenten aktuelle Tiergesundheitsmeldungen und Benchmark-Möglichkeiten bietet, wie Antibiotikaeinsatz, Kälbersterblichkeit oder Schlachtkörper-Beurteilungen. So effizient kann Digitalisierung und kluge Vernetzung allen Beteiligten in der Kette nützen.
Auch organisatorisch lässt sich das Jahr zwischen Wahlen zur Wirtschaftskammer im März und zur Wirtschaftskammer-Diskussion im November einspannen. Mögen daraus fruchtbare Ergebnisse für die Zukunft fließen!
Die Zukunft wird spannend. Die politische Lähmung in Europa und die neu auszurichtende Gemeinsame Agrarpolitik 2028 werden wohl die Diskussion im Neuen Jahr prägen.
Bei dieser Gelegenheit danke ich für euer Mittun, euer Wohlwollen und Vertrauen. Euch, euren Familien und euren Unternehmen wünsche ich aus ganzem Herzen
frohe Weihnachten und alles Gute für 2026!
Euer Rudi Grünanger, Gremialobmann