Kommentar von Rudolf Grünanger
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Liebe Kolleg:innen,
auf der To-do-Liste des Agrarhandelsgremiums stehen auch weniger schöne Ereignisse, wie der neuliche Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei. Die Angst eines Übergreifens auf Österreich ist spürbar - drohende Keulungen stehen wie ein Damoklesschwert über bäuerlichen Betrieben und dem Agrarhandel. In diesem Falle wäre mit empfindlichen Absatzeinbußen und Preisrückgängen zu rechnen. Betriebe, die mit der Viehhaltung aufhören, stellen vermutlich nicht mehr ein. Die Seuchenvorkehrungen und Maßnahmen, wie Verkehrsbeschränkungen wurden umgesetzt - in der Karwoche aber, zum Leidwesen der Bauern, wieder etwas gelockert.
Allein aus der Zunahme der Seuchenereignisse der letzten Jahre (Vogelgrippe in Milchviehställen, Blau-Zungen-Krankheit, Afrikanische Schweinepest etc.) scheint eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wirtschaft wichtig. In diesem Falle sitzen wir jedenfalls in einem gemeinsamen Boot, sodass wir auch in Kärnten näher zusammenrücken wollen.
Der Agrarhandel arbeitet regional, ist aber an globale Gegebenheiten und Preise gebunden. Die zunehmend undurchschaubare und erratische Zollpolitik des US-amerikanischen Präsidenten betrifft auch den Agrarhandel. Derzeit ist nur fix: Unsicherheiten erhöhen die Preisvolatilität und damit das Risiko für Agrarhändler. Derzeit ist der Dollar geschwächt, was für die amerikanischen Bauern ein Exportvorteil sein sollte. Chinesische Importzölle werden jedoch Sojabohnen, Mais und Fleisch an den asiatischen Grenzen abprallen lassen und in andere Teile der Welt schicken. Vermutlich werden südamerikanische Bauern für ihre US-Kollegen in China einspringen. Amerikanische Ware könnte in Europa landen und im schlechtesten Falle die Preise zum Abstürzen bzw. Steigen bringen. (je nach Zollrestriktionen) Sicher ist nur, dass sich mit dieser Zollpolitik auch langfristige Handelsströme ändern werden. Wir müssen uns darauf einstellen.
Eine gemeinsame Herausforderung für die Agrarhandelsbranche stellt das schrumpfende Arbeitskräftereservoir für unseren spezifischen Bedarf, beispielsweise als Lkw-Fahrer:in für Tiertransporte, als Silomeister:in, als Lebensmitteltechnolog:in oder als Getreide-Broker:in dar. Um Menschen für uns zu gewinnen, braucht es Aufklärung, Information und Begeisterung. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die Agrarmesse Klagenfurt, die biennal stattfindet. Im Agrarhandel arbeiten Spezialisten, Fachleute auf ihrem Gebiet.
In der Woche nach Ostern wird der größte Teil der Anbauarbeiten wohl abgeschlossen werden. In vielen Teilen Deutschland und auch bei uns ist es zu trocken und zu kalt, sodass sich der Frühjahrsstart etwas lahm und holprig gestaltet. Aber mit den traditionellen Osterfeierlichkeiten, die in Kärnten einen besonderen Stellenwert haben, gesellt sich auch ein wenig festliche Gelassenheit.
Euer Rudi Grünanger, Gremialobmann