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Porträt von BKS-Vorstand Nikolaus Juhasz
© BKS | Gernot Gleiss

BKS-Vorstandsdirektor Juhász: "Kärnten braucht die Industrie"

Von BizzNet Pro bis grüner Transformation - wie die BKS Bank mit digitalen Lösungen und maßgeschneiderter Finanzierung die Kärntner Industrie in Zeiten des Wandels stärkt.

Lesedauer: 7 Minuten

22.09.2025

Herr Juhász, Führung in Zeiten des Wandels ist kein leichter Job - was treibt Sie an, täglich Entscheidungen mit großer Tragweite zu treffen?

Nikolaus Juhász: Mich treibt vor allem die Verantwortung an, gegenüber unseren Mitarbeitenden, unseren Kund:innen, unseren Aktionären sowie den Regionen, in denen wir tief verwurzelt sind. In Zeiten des Wandels ist es mir wichtig, nicht nur auf kurzfristige Entwicklungen zu reagieren, sondern rechtzeitig und aktiv gestaltend die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Das gelingt der BKS Bank bereits seit über einem Jahrhundert. Es ist für mich ein Privileg, mit meinen Entscheidungen dazu beizutragen, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

Sie haben mit Juli 2024 den Vorstandsvorsitz der BKS Bank übernommen. Was sind Ihre strategischen Schwerpunkte?

Als starker Partner von Industrie und Unternehmen verfügen wir über ein tiefes Verständnis für die unterschiedlichen Geschäftsmodelle unserer Kunden. Ein klarer Fokus liegt auf der exzellenten und individuellen Beratung in allen Bankangelegenheiten. Das ist unsere Stärke. Dabei sind wir in der glücklichen Lage, auf einer sehr guten Basis aufbauen zu können. 90 Prozent unserer Kunden sind sehr zufrieden mit uns und 73 Prozent würden uns jederzeit weiterempfehlen. Auf diese Werte sind wir sehr stolz. Sie sind für uns ein Ansporn, unsere hohe Qualität in der Beratung und im Service nicht nur zu halten, sondern noch weiter auszubauen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt nach wie vor auf Nachhaltigkeit. Wir wollen unsere Position als Nachhaltigkeitsvorreiter in Österreich beibehalten und arbeiten derzeitan der Neuausrichtung unserer Nachhaltigkeitsstrategie auf Basis wissenschaftsbasierter Ziele, die von der Science Based Targets Initiative evaluiert wurden. Auf der Agenda bleiben in jeden Fall der Ausbau unseres nachhaltigen Produktangebots sowie die Reduktion unserer eigenen Emissionen. Die Digitalisierung ist und bleibt eines unserer wichtigsten strategischen Handlungsfelder. Wobei wir individuelle Lösungen bevorzugen. Die Entwicklungvon BizzNet Pro ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Das Zahlungsverkehrssystem für Unternehmen wurde von unseren Experten mitentwickelt und ist somit ganz auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten. BizzNet Pro ist multibankfähig und deckt alle Bedürfnisse des modernen Zahlungsverkehrs ab. Ein weiterer strategischer Schwerpunkt mit großem Potenzial ist das Private Banking. Mit Brokerage bieten wir kapitalmarktaffinen Kunden seit vielen Jahren eine in Österreich einzigartige Leistung an und als Full-Service-Bank managen wir im Private Banking mit hoher Kompetenz private Vermögen mit Umsicht und Gewissenhaftigkeit. Viele unserer Private-Banking-Kunden sind selbst Unternehmer:innen oder in Führungspositionen tätig und schätzen unsere ganzheitliche Expertise.

Außenansicht des BKS Gebäudes in Klagenfurt
© BKS | Gernot Gleiss

Die Kärntner Industrie steht vor großen Herausforderungen - von steigenden Energiepreisen über Lieferkettenprobleme bis zum Fachkräftemangel. Wie kann eine Regionalbank wie die BKS Bank in diesen volatilen Zeiten zur Stabilität beitragen?

Indem wir unseren Kund.innen als verlässlicher und kompetenter Bankpartner zur Seite stehen. Wir unterstützen sie mit unserem umfangreichen Know-how in der Konzeption einer stabilen und individuell optimierten Refinanzierung, damit die genannten Herausforderungen aus einer resilienten Position heraus gemeistert werden können. Gerade aufgrund unserer starken regionalen Verankerung, unserer Unabhängigkeit und unserer internationalen Märkte, sind wir in der Lage rasch und individuell auf Aufgaben zu reagieren.

Wie sehen Sie überhaupt die wirtschaftliche Situation der Kärntner Industrie in Zukunft?

Die Prognosen für die nächsten Monate gehen eher von einer Stagnation aus und sind daher nicht sehr ermutigend. Es ist dringend notwendig, die Kostensenkungen und strukturellen Reformen, welche von der Industrie bereits seit langem gefordert werden, umzusetzen. Kärnten braucht die Industrie und ist ohne sie nicht wettbewerbsfähig. Zuversichtlich stimmt mich die Tatsache, dass unsere Industrieunternehmen hochinnovativ sind und in den letzten Jahrzehnten immer wieder Veränderungsfähigkeit bewiesen haben.

Und welche Potenziale sehen Sie für die Industrie in Kärnten durch den entstehenden Wirtschaftsraum AREA Süd?

Die Koralmbahn ist ein Jahrhundertprojekt, das weit über eine verkehrstechnische Verbesserung hinausgeht. Sie ist ein Impulsgeber für wirtschaftliche Dynamik, regionale Vernetzung und neue Wertschöpfung. Als BKS Bank bereiten wir uns proaktiv auf diesen Wachstumsraum vor. Dort, wo Potenziale entstehen, möchten wir von Anfang an verlässlicher Finanzierungspartner sein, ob bei Betriebsansiedlungen, Investitionen in Gewerbeimmobilien oder nachhaltiger Mobilitäts- und Infrastrukturentwicklung. Gleichzeitig sehen wir in der Koralmbahn auch eine Chance, neue Kooperationen zu fördern und Innovationen zu begleiten. Unsere regionale Präsenz auf beiden Seiten des Tunnels ist dabei ein großer Vorteil, denn wir kennen die Bedürfnisse der Menschen und Betriebe vor Ort. Wir sind auch davon überzeugt, dass der Koralmtunnel und in weiterer Folge der Semmeringtunnel die Geschäfte mit unseren Nachbarländern intensivieren werden. Wir sehen daher großes Potenzial in der zielgerichteten Vermarktung dieses neuen großen Wirtschaftsraums - vor allem auch im europäischen Kontext.

Nachhaltigkeit und grüne Transformation sind zentrale Themen in der Industrie. Welche Rolle spielt die BKS Bank als Finanzpartner in der Transformation hin zu klimafreundlicher nachhaltiger Produktion?

Wir verstehen uns als aktiver Gestalter der nachhaltigen Transformation. Als Finanzpartner tragen wir eine große Verantwortung, die weit über die klassische Kreditvergabe hinausgeht. Wir unterstützen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle klimafreundlicher und zukunftsfähiger auszurichten. Sei es durch die Finanzierung nachhaltiger Investitionen, die Beratung zu ESG-Themen oder die Berücksichtigung unserer klar definierten Nachhaltigkeitskriterien in all unseren Finanzierungsentscheidungen. Uns ist bewusst, dass eine nachhaltige Transformation nur gemeinsam gelingen  kann. Deshalb arbeiten wir eng mit der Industrie und Unternehmen zusammen, um Innovationen zu fördern und grüne Technologien zu finanzieren. Wir bieten bereits heute ein umfassendes Produkt- und Beratungsportfolio, mit dem sich ökologische und wirtschaftliche Kriterien in Einklang bringen lassen.

Wie beurteilen Sie die Investitionsbereitschaft der Kärntner Industriebetriebe aktuell - und wie stark ist die Finanzierung durch regionale Banken dabei noch gefragt?

Die Investitionsbereitschaft der Kärntner Industriebetriebe ist intakt, auch wenn sie derzeit durch das teils stagnierende wirtschaftliche Umfeld etwas gebremst ist. Trotzdem bleiben die zentralen Themen wie Digitalisierung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit die Innovations- und Investitionstreiber. Regionale Banken sind und bleiben dafür ein wichtiger Partner. Wir kennen den Markt und die regionalen Gegebenheiten. Als BKS Bank bieten wir darüber hinaus aber auch ein starkes internationales Netzwerk und dank unserer Auslandsniederlassungen auch die Expertise in Slowenien, Kroatien und der Slowakei. Unsere Kund:innen schätzen die Nähe, die rasche Entscheidungsfindung und die individuelle Begleitung. Gerade bei komplexeren Vorhaben, etwa im Bereich der grünen Transformation oder bei internationalen Expansionsschritten, ist diese enge Partnerschaft besonders gefragt.

Industrieunternehmen brauchen langfristige Planungssicherheit. Wie können Sie in Ihrer Rolle für verlässliche Finanzierungsbedingungen sorgen?

Langfristige Beziehungen und Kontinuität sind zentrale Pfeiler unserer Geschäftspolitik. Wir stehen unseren Firmenkund:innen nicht nur in Hochphasen, sondern auch in herausfordernden Zeiten verlässlich zur Seite. Unser Anspruch ist es, frühzeitig in Dialog zu treten, gemeinsam zu planen und auf dieser Basis tragfähige Finanzierungslösungen zu erarbeiten. Mit klaren Prozessen, kurzen Wegen und Entscheidungskompetenz vor Ort sorgen wir für Stabilität.

Sie sind nicht nur Banker, sondern auch Landeskoordinator von respACT in Kärnten. Welche Chancen sehen Sie in einer stärkeren Verknüpfung von nachhaltigen Strategien und industrieller Wettbewerbsfähigkeit?

Ich bin überzeugt, dass Zukunftsfähigkeit dort entsteht, wo Verantwortung und wirtschaftliches Denken Hand in Hand gehen. Unternehmen, die ökologische und soziale Aspekte glaubwürdig in ihre Geschäftsstrategie integrieren, stärken nicht nur ihre Marke, sondern reduzieren auch Risiken, gewinnen Fachkräfte und  erschließen neue Märkte. Eine nachhaltige Industrie ist also nicht die Pflicht, sondern die Kür und dadurch ein echter Wettbewerbsvorteil. Dennoch darf die ökonomische Komponente nicht außer Acht gelassen werden. Sicher ist, dass ökologisches Handeln nur dann langfristig funktioniert, wenn es wirtschaftlich erfolgreich ist. Der Schlüssel dafür liegt in Innovationen, die beide Aspekte berücksichtigen. Dabei geht es nicht nur um die Nutzung neuer Energiequellen und -systeme. Oft muss die gesamte Wertschöpfungskette neu gedacht werden. Im Fokus steht dabei die Recyclingfähigkeit von Materialien und Produkten. Zahlreiche Unternehmen und vor allem die Industrie setzen sich bereits sehr intensiv damit auseinander und leisten vielfach Pionierarbeit in ihrer Branche. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein. Die Besten von ihnen werden jährlich mit dem TRIGOS ausgezeichnet. Der renommierte Nachhaltigkeitspreis wird seit über 20 Jahren vergeben. Zahlreiche Industrieunternehmen konnten diesen Preis bereits mehrfach entgegennehmen. Es ist wichtig, diese Vorbilder vor den Vorhang zu holen und zu vernetzen.

Digitalisierung und Automatisierung erfordern oft erhebliche Investitionen. Welche Finanzierungslösungen bietet die BKS Bank speziell fürIndustriebetriebe in dieser Umbruchphase an?

Wir bieten individuell zugeschnittene Finanzierungslösungen, die von klassischen Investitionskrediten über Leasing bis hin zu Green-, Social- oder Sustainable Finance Bonds reichen und auch die wirtschaftliche Amortisation berücksichtigen. Derzeit stehen etliche Transformationsprojekte im Fokus, die die Themen Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit vereinen. In diesem Bereich unterstützen wir unsere Kund:innen mit Fachwissen, EU-Förderkompetenz und einem starken Netzwerk. Gemeinsam schaffen wir die nötige finanzielle Grundlage, damit Unternehmen in dieser technologischen Umbruchphase nicht nur mithalten, sondern vorangehen können.

Abschließend: Wenn Sie den Mitgliedern der Sparte Industrie einen strategischen Ratschlag geben dürften - welcher wäre das aktuell?

Nutzen Sie auch die augenblicklich unsicheren Phasen aktiv als Chance. Wer jetzt strategisch investiert, in Energieeffizienz, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft, wird sich mittel- und langfristig deutlich vom Wettbewerb abheben. Die Industrie hat das Potenzial, zum Motor einer nachhaltigen Zukunft zu werden. Dafür brauchtes Mut, partnerschaftliche Allianzen und eine klare Haltung. Als Finanzpartner gehen wir diesen Weg gerne mit und begleiten Industrieunternehmen als verlässlicher Bankpartner mit hoher Kompetenz und dem richtigen Gespür für die Anliegen unserer Kunden.

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