Rezension managerSeminare Juli 2014
Schön und schlimm von Niki Harramach
Lesedauer: 2 Minuten
Seit Ende Mai dieses Jahres läuft in Deutschland die Kinogroteske „Zeit der Kannibalen“, welche die dunkle Seite der Consultants zeigt. Schon gesehen? Ich nicht. Soll aber dann auch bei ARTE und auch auf verschiedenen ARD-Kanälen kommen.
Laut einer Erhebung einer Berliner Hochschule tritt in mehr als der Hälfte der untersuchten Coaching-Fälle mindestes ein negativer Nebeneffekt auf. Tiefere Probleme werden angestoßen, aber nicht weiter bearbeitet; Rückgang der Arbeitszufriedenheit; schlechtere Beziehung zum Chef; Coachee fühlt sich weniger kompetent; Lebenszufriedenheit sinkt. Wer sich beteiligen möchte: carolin.zuege@srh-hochschule-berlin.de.
Der Leitartikel „Tschüss Chef“ beschäftigt sich mit Führung ohne Führungskräfte. Die hierarchiefreie Firma sei mancherorts schon Realität. Einige Pionier-Unternehmen setzten konsequent auf Selbstorganisation. Einige „Pioniere agiler Unternehmensführung“ werden aufgezählt. Siehe Attachment.
Dass die hierarchielose Organisation „agil“ oder „dynamisch“ genannt wird, ist irreführend. Die „agile Organisation“ ist ein bereits seit Jahren bestehender Begriff der Organisationsentwicklung und hat mit Hierarchielosigkeit nichts zu tun.
Gut ist, dass im Anhang von diesem Artikel eine differenziertere Darstellung in einem Interview mit Thomas Ginter unter dem Titel „Selbstorganisation entsteht nicht von allein“ folgt ebenso wie eine Zusammenfassung kritischer Kommentare zum Thema „Führung ohne Führungskräfte“ – welche hier ebenfalls beigefügt ist.
In seiner periodischen Wortblase schreibt Detlev Wiener über „von wegen … Lerntypen“: Leider seien von Frederic Vester aus seiner bahnbrechenden Veröffentlichung „Denken, Lernen, Vergessen“ nur seine Unterscheidung zwischen dem visuellen, dem auditiven und dem haptischen Lerntyp übrig geblieben. Es seien aber andere Faktoren als bloß die Eingangskanäle, nämlich das komplexe Wechselspiel von Motivation, Emotion, Kognition, von Lernperspektiven und Lernerfolg und auch die eigene Lernbiografie wesentlich. Ziel müsse daher die möglichst weitgehende Individualisierung der Lernangebote sein!
Gut zusammengefasst die wichtigsten Faktoren wirkungsvollen Vortragens von Willy Metzeler unter der Überschrift „Ausstrahlungskiller eliminieren“, die da sind:
- „Ich muss gut sein“.
- „Ich darf keine Fehler machen.“
- „Ich mach mein Ding, basta.“
- „Ich muss eine Show bieten.“
Stattdessen empfehlenswert:
- Gelassenheit generiert Aufmerksamkeit
- Sich Durchschnittlichkeit zugestehen
- Fehler gezielt nutzen
- Noch klarere Körpersprache
- Wendiger Dialog, wenn auch stumm, mit dem Publikum
- Sich selbst treu bleiben.
Zu gleichmachend finde ich persönlich die Tipps von Isabel Garcia in ihrem Artikel „Pimp your voice“, die ich ebenfalls beilege. Viel wichtiger scheint mir eine dem jeweiligen Stück, der jeweiligen Rolle entsprechende Inszenierung (auch der Stimme) zu sein. Man sollte gar nicht immer entspannt (auch nicht in der Körpersprache) sein. Über schreckliche Dinge sollte man auch nicht genussvoll sprechen. Auch mit ganz unangenehmen Stimmen konnten Sprecher ihr Publikum in den Bann ziehen. Beispiele: der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Karl Czernetz mit seiner krähenhaft schnarrenden Stimme in den 50-er bis 70-er Jahren und der Psychiater Erwin Ringel mit seiner gequetschten Stakkato-Stimme.
Stand: 05.08.2016