Inflation und KV-Erhöhungen in Österreich im Frühjahr 2023
Informationen der Bundessparte Industrie
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Seit Monaten liegt Österreichs Inflation deutlich über jener der Eurozone. Das hat Folgewirkungen auf die aktuellen KV-Abschlüsse.
Im April betrug die Inflation in Österreich laut vorläufiger Schätzung 9,8 Prozent, der ebenfalls vorläufige 12-Monatsdurchschnittwert lag bei 9,88 Prozent. In der gesamten Eurozone sind es nur 7,0, in Deutschland 7,2 Prozent. „Die Teuerung nimmt zunehmend in den Bereichen Freizeit, Reisen und Dienstleistungen an Fahrt auf", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer aktuellen Mitteilung.
Die Rekordinflation lässt nicht nur die Preise in die Höhe schnellen, sondern auch die Löhne und Gehälter steigen. Etliche Ökonomen raten den Gewerkschaften aufgrund der zunehmenden Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale zur Zurückhaltung bei den KV-Verhandlungen. Für den ÖGB und seine Teilgewerkschaften gibt es aber ein klares Prinzip: „Anhaltspunkt ist die rollierende Inflation, also die durchschnittliche Inflation der letzten zwölf Monate. Darunter wird es keinen Abschluss geben“, so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im Interview mit den OÖ Nachrichten am 14. April 2023.
Diese Haltung spiegelt sich auch in den letzten KV-Abschlüssen: In der dritten Verhandlungsrunde einigten sich der FEEI und die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auf eine Erhöhung der Ist-Löhne und Ist-Gehälter um 9,9 Prozent, mindestens jedoch um 325 Euro. Das ergibt im Schnitt eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um ca. 10,3 Prozent. In der Papierindustrie steigen die Löhne und Gehälter durchschnittlich um 9,95 Prozent, in der chemischen Industrie um 9,00 Prozent plus einen Fixbetrag von 48 Euro, was im Schnitt eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um ca. 10 Prozent ergibt. Abschlüsse in dieser Höhe werden zunehmend ein Problem für die Wettbewerbsfähigkeit. Denn aus höheren Preisen in Österreich resultieren höhere Löhne und diese steigenden Arbeitskosten führen dazu, dass in Österreich produzierte Güter international weniger konkurrenzfähig sind.
Nachfolgend eine Übersicht der bereits erfolgten Kollektivvertragsabschlüsse der Frühjahreslohn- und -gehaltsrunde 2023:
- Gablonzer Industrie (Arbeiter)
Geltungsbeginn 1.1.2023
KV Ø 7,95 % (zw. 7,9 und 8,1 %) - Ledererzeugende Industrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.1.2023
IST Aufrechterhaltung der Überzahlung, KV 7,5 % - Mineralölindustrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.2.2023
IST und KV 9,5 % - PROPAK (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.3.2023
IST 8,8 % (Ø 8,95 %, mind. 200 Euro), KV 8,8 % - Textilindustrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.4.2023
IST 9,75 %, KV 9,8 % (Arbeiter)
IST Ø 9,73 %, KV Ø 9,75 % (Angestellte) - Holzindustrie (Arbeiter und Angestellte)
2-Jahres-Abschluss
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST 9,7 %, KV 9,8 %
Geltungsbeginn 1.5.2024
IST und KV 0,5 % + Ø VPI 2/23 – 1/24 - Bauindustrie (Arbeiter und Angestellte)
2-Jahres-Abschluss
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST Parallelverschiebung bleibt aufrecht, KV 9,5 %
Geltungsbeginn 1.5.2024
IST Parallelverschiebung bleibt aufrecht, KV 0,35 % + Ø VPI 3/23 – 2/24 (Arbeiter)
IST Parallelverschiebung bleibt aufrecht, KV 0,25 % + Ø VPI 3/23 – 2/24 (Angestellte) - Stein- und keramische Industrie (Arbeiter)
2-Jahres-Abschluss
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST 9,7 %, KV 9,8 %
Geltungsbeginn 1.5.2024
IST 0,4 % + Ø VPI 3/23 – 2/24, KV 0,5 % + Ø VPI 3/23 – 2/24 - Elektro- und elektronische Industrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST 9,9 % (Ø 10,36 %, mind. 325 Euro), KV 9,9 %
Verteilungsoption, Einmalzahlungsoption, Freizeitoption - Papierindustrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST 9,8 % (Ø 9,95 %, mind. 280 Euro), KV 10 % - Chemische Industrie (Arbeiter und Angestellte)
Geltungsbeginn 1.5.2023
IST 9 % (VwGr Va und V: 8 %) + 48 Euro = Ø 10,05 %), KV 9,9 %
Autor:
Mag. Thomas STEGMÜLLER
E-Mail: thomas.stegmueller@wko.at