Rückblick zur Bundestagung 2025: Busbranche setzt auf Transformation und klare Rahmenbedingungen
Motto „Poleposition Bus“
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Spielberg, 18. November 2025 – Unter dem Motto „Poleposition Bus“ traf sich die österreichische Busbranche am Red Bull Ring in Spielberg zur Bundestagung 2025. Die Kombination aus der Fachmesse Bus.Travel.Business (B.T.B) und dem Branchendialog machte die Veranstaltung zu einem zentralen Treffpunkt für Unternehmer und Industrie. eisen.
Knapp über 600 Besucher aus sieben europäischen Ländern nutzten die Gelegenheit zum Austausch und Networking. Über 120 Aussteller aus neun Ländern präsentierten ihre Angebote für Gruppentouristik und Busr
Bushersteller bei der Poleposition Bus
Insgesamt waren 14 Bushersteller vertreten – darunter Daimler Buses, MAN Truck & Bus, K Bus, Atos Omnibus Schiemer, GELA Lazarou (Irizar und Scania), MCV Deutschland, Iveco und PR-Minibus. Neu in Spielberg: Solaris Austria, King Long, Reisekanzlei Fuchs (Marken: Karsan und Feniksbus) sowie Tremonia Mobility. Alle Hersteller stellten ihre Fahrzeuge auch für das Fahrprogramm am Ring bereit – Besucher konnten bis zu 14 verschiedene Modelle testen.
Der Workshop-Tag: Praxis und Testfahrten
Der eigentliche Workshop-Tag stand ganz im Zeichen des touristischen Workshops – und der über 40 Busse, die von den 14 renommierten Herstellern präsentiert wurden. Für die angereisten Busunternehmen bot sich die einmalige Gelegenheit, die Fahrzeuge auf dem Red Bull Ring selbst zu testen. „Das Fahrprogramm ist ein echtes Highlight – hier können Unternehmer die neuesten Modelle unter realen Bedingungen erleben“, so die Veranstalter.
Touristische Aussteller & Resonanz
Neben den Busherstellern präsentierten sich zahlreiche touristische Partner:
- Paketreiseveranstalter.
- Tourismusregionen und Ländervertretungen
- Ergänzt wurde das Angebot durch Hotels und Ausflugsziele.
Veranstalter Michael Kurtze zog ein positives Fazit: „Wir freuen uns sehr, dass unser Konzept einer ganzheitlichen Branchenveranstaltung wieder einen so großen und positiven Anklang gefunden hat. Mit knapp über 600 Besuchern aus sieben europäischen Ländern haben wir auch über die Grenzen Österreichs hinaus ein interessiertes Publikum erreicht.“
Bundestagung 2025 - diskutierte Themen: Politische und wirtschaftliche Weichenstellungen
Die Bundestagung war nicht nur eine Messe, sondern auch ein Forum für die zentralen Herausforderungen der Branche. Die Diskussionen zeigten, wie stark die Busunternehmen von politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen sind.
Kollektivvertrag: Stabilität statt Neuverhandlung
Martin Horvath eröffnete die Diskussion mit einem Blick auf die Herbstlohnrunde. Der Busbereich bleibt bei seinem zweijährigen Abschluss, der nach den bisher schwierigsten Gesprächen im März 2025 erst nach 50 Verhandlungsstunden vereinbart werden konnte. Horvath betonte: „Wir haben uns bewusst gegen eine Neuverhandlung entschieden. Der bestehende Abschluss gibt den Unternehmen Planungssicherheit in einem Umfeld voller Unsicherheiten. Eine Öffnung würde die Sozialpartnerschaft belasten und operative Risiken schaffen.“ Die Löhne werden 2026 um 3,29 % steigen. Für die Betriebe bedeutet das kalkulierbare Kosten und Ruhe in den Betrieben.
Trinkgeldpauschale: Rechtssicherheit für alle
Ab 2026 soll eine neue bundesweit einheitliche Regelung in Kraft treten: Trinkgeld bleibt steuerfrei, wird aber sozialversicherungspflichtig. Die Pauschale dient als Beitragsgrundlage und verhindert Nachforderungen durch die Sozialversicherung. Horvath erklärte: „Die Regelung schafft Klarheit und Rechtssicherheit. Bei einer Pauschale von 70 Euro pro Monat entstehen rund 16 Euro Mehrkosten pro Lenker. Dafür entfällt die Unsicherheit, die bisher bei Prüfungen bestand.“ Generelle Ausnahmen für fahrplanmäßigen Verkehr oder Schülerbeförderungen von der Pauschale berücksichtigen die unterschiedlichen Geschäftsfelder der Busunternehmen. Aliquote Regelungen für Teilzeitkräfte sind ebenfalls geplant.
Schülerfreifahrt: Tarifanpassung und Zukunftsdialog
Nach der umfassenden Tarifstrukturreform 2023/24 und einer zusätzlichen Erhöhung um 2,9 % konnte für das Schuljahr 2025/26 eine weitere Anpassung um +3,6 % erreicht werden. Horvath dazu: „Das ist ein wichtiges Signal, um gestiegene Kosten teilweise abzufedern. Gleichzeitig müssen wir die angekündigte Diskussion über strukturelle Verbesserungen aktiv nutzen, um langfristig tragfähige Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Er wies darauf hin, dass knappe Budgets bei Gemeinden zu Einschränkungen bei Zusatzleistungen wie Kindergartenbeförderungen führen könnten.
Digitalisierung: Kampf gegen Bürokratie
Ein zentrales Thema war die Forderung nach Abschaffung des EU-Fahrtenblatts. Horvath nannte es ein „Relikt aus einer anderen Zeit“: „Alle Daten können längst digital ausgelesen werden – über den SMART-Tachographen oder das IMI-Portal. Trotzdem zwingt uns die EU, dieses analoge Heft mitzuschleppen. Das verursacht Aufwand und Sanktionen, ohne Mehrwert.“ Die Branche setzt sich gemeinsam mit europäischen Verbänden für die ersatzlose Abschaffung ein.
Praxis-Tipps: SMART-Tachograph im Fokus
Der Workshop von Hannes Gattinger war ein praxisnaher Höhepunkt der Bundestagung. Unter dem Titel „SMART 2: Tipps und Infos für den Alltag“ gab er konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem neuen SMART-Tachographen und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften. Themen waren das korrekte Stecken und Entnehmen der Fahrerkarte. Für einen Kartentausch zur neuesten Generation lautete sein Tipp: „Planen Sie den Kartentausch in den Urlaub des Fahrers, um Ausfallzeiten zu vermeiden.“ Ein weiterer Schwerpunkt war die Ländereingabe, die Gattinger als „kritischen Punkt“ bezeichnete: Verstöße kosten mindestens 200 Euro und werden im VUR eingetragen. Er erinnerte daran, dass auch wenn Fahrten nur im Inland erfolgen, die Eingabe am Anfang und Ende der Fahrt verpflichtend ist. Auch die Lenkzeitverlängerung unter außergewöhnlichen Umständen wurde behandelt: eine Stunde mehr vor der Wochenruhezeit oder zwei Stunden vor der regelmäßigen Wochenruhezeit – jeweils mit zusätzlicher Pause und handschriftlicher Begründung. Zudem gab er Hinweise zur Ablöse von Fahrern und zur Dokumentation von An- und Heimreise als Arbeitszeit. Abschließend betonte Gattinger die Verantwortung der Unternehmen: „Alle Lenker müssen mit der Bedienung der verschiedenen Tachographen vertraut sein. Bei einer Häufung von Bedienungsfehlern drohen Strafen für die Firma – jetzt handeln spart Geld und vermeidet Probleme.“
Technologische Zeitenwende in der Busbranche
Bei der Bundestagung sprach Jürgen Föhr, Vertriebsleiter von EvoBus, über die tiefgreifende Transformation der Branche. Der Diesel-Auslauf im Stadtbusbereich ab 2029 sei beschlossen und verändere alles. Die Zukunft sieht Föhr in Batterie- und Wasserstofftechnologien: Batteriebusse für den städtischen Verkehr, Wasserstoff für längere Strecken. Voraussetzung ist eine flächendeckende Lade- und Tankinfrastruktur. Weitere Herausforderungen sind die Euro-7-Norm und neue Sicherheitsstandards ab 2027. Föhr warnt vor zu engen Zeitfenstern und fordert realistische Vorgaben sowie enge Abstimmung zwischen Politik und Industrie. Die Nachfrage nach Elektrobussen steigt rasant, während Diesel bei Reisebussen vorerst eine Rolle behält. Zum wachsenden Wettbewerb aus China hielt er fest: Dem könne man nur mit Qualität, Service und europäische Kooperation begegnen. Abschließend appelliert Föhr an die Politik: Stabile Förderprogramme und verlässliche Rahmenbedingungen sind entscheidend für eine erfolgreiche Transformation.
Lassen Sie uns diese Transformation gemeinsam gestalten – mit Mut, Innovation und einem klaren Blick auf die Chancen.

Martin Horvath
Obmann des Fachverbands Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmungen
Fazit
Die Bundestagung 2025 zeigte: Die Branche steht vor einer Zeitenwende – und sie ist bereit, diese aktiv zu gestalten. Horvath fasste zusammen: „Unser Ziel bleibt klar: Nachhaltige Mobilität, wirtschaftlich tragfähig und zukunftssicher. Lassen Sie uns diese Transformation gemeinsam gestalten – mit Mut, Innovation und einem klaren Blick auf die Chancen.“
Programm (18.11.2025)
- 9:30 – 17:30 Uhr: BTB Workshop
Ort: Boxenstraße, Red Bull Ring - 9:30 bis 12:00 Uhr + 13:00 bis 16:00 Uhr - Exklusive Testfahrten mit den neuen Busmodellen auf der Rennstrecke des Red Bull Rings
Ort: Red Bull Ring - 15:00 Uhr: Fachgruppentagung der steirischen Busunternehmer - Kurt Matzer und Peter Lackner
Ort: Boxenstraße, Red Bull Ring - 15:30 Uhr: Bundestagung 2025 - Martin Horvath und Paul Blachnik
Neben aktuellen Entwicklungen in der Busbranche gibt Jürgen Föhr (Vertriebsleiter Mercedes-Benz und Setra Omnibusse) spannende Einblicke in die ‚Dekade des Busses‘, während Hannes Gattinger über den neuen intelligenten Fahrtenschreiber SMART2 informiert.
Ort: Boxenstraße, Red Bull Ring - 19:00 Uhr (open end): Großer Workshopabend (mit Live Musik, kulinarischen Verkostungsständen und Prämierung der schönsten Busse Österreichs, Deutschlands und der Schweiz)
Ort: Burg SpielbergInfos zur Anmeldung, das Programm, die komplette Ausstellerliste und weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter BTB Workshop Spielberg 2025.
Rückblick 2023
>>So war die "Poleposition Bus 2023"