Vorsorgereport 4/2025
Quartalsbericht der Pensions- und Vorsorgekassen | 16.10.2025
Lesedauer: 9 Minuten
Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach all den Turbulenzen Ende des ersten und Anfang des zweiten Quartals entwickelte sich das dritte Quartal an den Finanzmärkten sehr positiv. Davon profitieren auch die heimischen Pensionskassen. Details dazu finden Sie in diesem Bericht.
Ein sehr erfreuliches Ergebnis spiegelt auch eine neue Studie der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA wider: Die Pensionskassen in Österreich überzeugen im europäischen Vergleich mit den geringsten Kosten. Eine Information, die wir selbstverständlich sehr gerne teilen.
Auch sehr spannend waren die Einblicke, die der stellvertretende Botschafter des Königreiches Dänemark im Rahmen der medialen Sommergespräche des Fachverbandes zum Pensionssystem in Dänemark gab. Einiges davon – zum Beispiel der flächendeckende Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge – ist auch in Österreich mittlerweile ein Thema. Das sieht man sehr gut anhand des im Juni 2025 präsentierten Sozialpartnerpapiers zum Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge (zweite Säule). Dessen Inhalte werden von der Politik in den nächsten Monaten hoffentlich zur Umsetzung gebracht, wie es auch schon im Regierungsprogramm festgeschrieben ist. Wir halten Sie dazu auf dem Laufenden.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Andreas Zakostelsky
Obmann
Dr. Stefan Pichler, LL.M. CPM
Geschäftsführer
Heimische Pensionskassen mit positivem Trend im 3. Quartal
Erholung der Märkte stärkt Ausblick auf positives Gesamtjahr 2025
Nach einem herausfordernden ersten Halbjahr zeigten die internationalen Finanzmärkte im dritten Quartal eine klare Stabilisierung. Sowohl Aktien- als auch Anleihenkurse konnten zulegen, auch wenn die geopolitische Lage und die Zollpolitik der USA für anhaltende Unsicherheit sorgten. Die heimischen Pensionskassen haben die Herausforderungen dieses Jahres bislang gut gemeistert und erzielten in den ersten neun Monaten des Jahres ein positives Veranlagungsergebnis von 2,48 Prozent.
Positiver Trend für Jahresergebnis und langfristige Stabilität
"Die Zinssenkungen der Notenbanken haben im dritten Quartal Rückenwind gebracht, auch wenn die Märkte weiterhin von Volatilität und geopolitischen Spannungen geprägt sind. Noch liegt ein Quartal vor uns, doch die Zeichen stehen sehr gut, dass das Ergebnis bis Jahresende noch weiter steigt", betont Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensions- und Vorsorgekassen.
Und weiter: "Gleichzeitig zeigt das aktuelle Quartal eindrucksvoll, dass sich Märkte nach Rückschlägen immer wieder erholen. Kurzfristige Ausschläge gehören dazu – entscheidend bleibt die langfristige Perspektive. Über Jahrzehnte hinweg haben die Pensionskassen eine stabile Performance von 5,03 Prozent pro Jahr erwirtschaftet und bieten damit eine stabile Ergänzung zur staatlichen Pension."
Internationale Bestätigung für Kosteneffizienz
Zusätzlich zur positiven Marktentwicklung unterstreichen aktuelle internationale Vergleiche die Stärke der heimischen Pensionskassen. Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersvorsorge (EIOPA) hat Österreichs Pensionskassen im „Costs and Past Performance Report 2025“ als effizienteste in ganz Europa ausgezeichnet. „Diese internationale Bestätigung zeigt klar: Unsere Pensionskassen arbeiten nicht nur erfolgreich am Kapitalmarkt, sondern auch besonders kosteneffizient im Interesse der Kundinnen und Kunden“, so Zakostelsky abschließend.
Wirtschaftliche Analyse - Entwicklung an den Kapitalmärkten
Kommentar von Mag. Günther Schiendl, Vorstandsmitglied der VBV-Pensionskasse AG
Wirtschaftliches Umfeld
Nach den Turbulenzen Ende des ersten und Anfang des zweiten Quartals entwickelte sich das dritte Quartal an den Finanzmärkten sehr erfreulich, sowohl Aktien- als auch Anleihekurse stiegen. Einerseits gab es zunehmende Gewissheit bei den US-Importzöllen, auch wenn immer noch manche Punkte offen waren und es in den darauffolgenden Wochen und Monaten zu Änderungen oder Ergänzungen kam. Die EU konnte einen pauschalen Zollsatz von 15 % verhandeln, andere Staaten wie die Schweiz (39 %), Kanada (35 %) oder Brasilien und Indien (jeweils 50 %) mussten weit höhere Zölle hinnehmen. Die Schweiz startete daraufhin Verhandlungsversuche, Indien, das sich bislang als eine strategische Alternative der Amerikaner zu China verstanden hatte wurde vor den Kopf gestoßen und verstärkte seinerseits die Allianz mit den Regionalmächten/BRICs.
Das Hin und Her mit den Ankündigungen, Aussetzungen und Änderungen bei den Zöllen hat bislang erstaunlich wenig Spuren bei den US-Unternehmen und Konsumenten hinterlassen, was auch daran liegen mag, dass die effektiven Zollraten weitaus niedriger als die angekündigten sind. Unternehmen hatten rechtzeitig höhere Lagerbestände aufgebaut und die Zölle bislang nicht vollständig in Form von Preiserhöhungen an die Konsumenten weitergegeben.
Das US-Wirtschaftswachstum hatte sich wieder erholt, die Stimmung blieb aufgrund der Zölle aber verhalten. Die Arbeitslosenrate in der Eurozone ist nahe dem historischen Tief, die US-Arbeitslosenrate hat sich stabilisiert, das Wachstum der Arbeitsplätze in den USA war dagegen zuletzt überraschend schwach. Deswegen und auch wegen der hohen Staatsverschuldung stieg zuletzt der Druck auf die Fed zu niedrigeren Leitzinsen.
In der Euro-Industrie wurde die Stimmung nach drei Jahren erstmals wieder positiv und auch wenn z.B. die deutsche Autoindustrie durch die US-Zölle und Konkurrenz aus China stark unter Druck gekommen ist, besteht insgesamt Hoffnung auf neue Wachstumsimpulse durch das deutsche Infrastrukturinvestitionsprogramm.
Finanzmärkte
Der Kurseinbruch bei Aktien und risikoreicheren Anleihen im Umfeld von Trumps "Liberation Day" (2. April) wurde mit den 90-tägigen Aussetzungen der Zölle schnell wieder wettgemacht. Der Technologiesektor führte mit dem Thema KI die US-Aktienmärkte auf neue Allzeithochs - in USD, für europäische Investoren, die den USD nicht währungsgesichert hatten, blieb aufgrund einer ca. 13 %-igen USD-Schwäche zum EUR davon allerdings nicht viel über.
Das gleiche Bild zeigt sich für globale Aktien:
Über viele Jahre existierte eine negative Korrelation zwischen US-Aktien und dem USD/EUR-Kurs: Fielen die US-Aktienkurse wurde der USD stärker und fungierte als eine Art natürliche Absicherung. 2025 wurde aus dieser negativen Korrelation eine positive: Die US-Aktienkurse fielen und der USD verlor gleichzeitig zum EUR und verstärkte somit aus EUR-Sicht die Kursverluste.
Der Goldpreis ist seit 2024 stark gestiegen und erreichte zuletzt neue Allzeithochs.
Die US-Regierung will das Handelsbilanzdefizit mit Zöllen und mit einem niedrigen USD, der auf dem niedrigsten Wert seit 2021 ist, reduzieren und betreibt konsequent Industriepolitik (ausländische Unternehmen, die in den USA neu investieren oder Produktionsstätten in die USA verlagern müssen weniger Zölle zahlen).
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Juni 2025 die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, was die vierte Zinssenkung in diesem Jahr darstellt und womit die Leitzinsen seit Juni 2024 von 4 % auf 2 % halbiert wurden. Die US-Notenbank hat Mitte September die Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt auf 4,00 bis 4,25 % gesenkt und dies mit dem schwachen Arbeitsmarkt begründet.
Geopolitik
Die transaktionale Handels- und Industriepolitik Donald Trumps zeigte indes mit der Beteiligung des Staates an gebeutelten Chip-Produzenten Intel die Anwendung eines neuen industrie- und standortpolitischen Instrumentes. Auch verhandelte Trump eine Beteiligung des US-Staates am Geschäftserfolg von Nvidia.
Trump führt die USA mehr und mehr wie ein CEO einen großen Industriekonzern, der Allianzen managt und Beteiligungen eingeht, um industriepolitische und strategische Ziele zu erreichen.
Dazu zählt auch die Zinspolitik der US-Notenbank. Eine eigenständige Notenbank und ein Notenbankchef, der sich seinen Wünschen nicht beugt, sind ihm ein Dorn im Auge und so startete er systematische Angriffe auf die Glaubwürdigkeit von Jerome Powell und zuletzt Fed-Gouverneurin Lisa Cook, die er zu entlassen versuchte – ein beispielloser Akt in der Geschichte der US-Notenbank. Noch nie hatte ein Präsident versucht, ein Fed-Mitglied zu entlassen. Dieser Versuch reiht sich ein in eine Reihe von Vorhaben und Maßnahmen die zur Schwächung amerikanischer Institutionen führen.
Die Amtszeit von Jerome Powell als Notenbankpräsident endet im Mai 2026, mit der Ernennung seines Nachfolgers wird Donald Trump wohl auch auf die FED mehr Einfluss ausüben.
Resümee
Welch turbulentes Jahr mit all den Ereignissen rund um Zölle, Kriege und militärischen Provokationen. Eine Person scheint die Hauptrolle zu spielen– mit wechselnden Vorschlägen, wechselnden Bündnissen, immer auf der Jagd nach dem nächsten noch größeren, noch besseren Deal. Viele der anderen Regierungschefs scheinen da die Rolle von Statisten zu spielen. Und doch ist festzustellen, dass es weder zu einem globalen Handelskrieg noch zu einer globalen Rezession gekommen ist, Unternehmen und Konsumenten weltweit haben sich vorbereitet oder angepasst an eine neue Welt mit Zöllen und transaktionaler Politik. Donald Trump macht weiter konsequent Industriepolitik.
Für Europa bleibt abzuwarten, wie nachhaltig der wirtschaftliche Impuls des deutschen Infrastrukturprogrammes sich entfalten wird und wann die ersten Zeichen von mehr militärischer Souveränität und mehr geeinter politischer Stärke sichtbar werden.
Sommergespräch 2025: Blick nach Dänemark zeigt Potenzial für Österreichs Pensionen
Am 20. August 2025 lud der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen zu den traditionellen Sommergesprächen ins Café Museum. Im Mittelpunkt standen diesmal die Chancen und Herausforderungen der zweiten Säule der Altersvorsorge – mit einem besonderen Blick auf das dänische Modell als Vorbild für Österreich.
Fachverbandsobmann Mag. Andreas Zakostelsky und der stellvertretende Botschafter des Königreichs Dänemark, Gesandter Mathias Vaa, gaben Einblicke in die unterschiedlichen Systeme. Während Österreich weiterhin vornehmlich auf umlagefinanzierte Pensionen setzt, spielt in Dänemark die kapitalgedeckte Vorsorge eine zentrale Rolle.
In Dänemark sind bereits rund 80 Prozent der Bevölkerung in Pensionskassen abgesichert, das Pensionsvermögen beläuft sich auf mehr als 580 Milliarden Euro. Getragen wird dieses Modell durch die enge Kooperation von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden und die breite gesellschaftliche Akzeptanz.
Vor diesem Hintergrund erneuerte der Fachverband seine Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau der zweiten Säule der Pensionsvorsorge. Kernpunkte sind die rasche Umsetzung des von den Sozialpartnern vorgeschlagenen Generalpensionskassenvertrags, die Attraktivierung der Prämienförderung für Geringverdiener sowie steuerliche Verbesserungen, etwa die vollständige Steuerfreiheit von Pensionen aus bereits versteuerten Eigenbeiträgen. Ziel ist ein gerechteres, widerstandsfähigeres und zukunftssicheres Pensionssystem, das den Lebensstandard im Alter nachhaltig absichert.
Mit dem Blick nach Dänemark wurde deutlich: Eine starke zweite Säule ist nicht nur finanziell sinnvoll, sondern auch gesellschaftlich verankerbar – wenn Politik, Sozialpartner und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.
Europa-Vergleich: Österreichs Pensionskassen überzeugen mit niedrigen Kosten
Europäische Aufsicht EIOPA zeigt Kosteneffizienz heimischer Pensionskassen.
Bei dem aktuellen "Costs and Past Performance Report 2025" der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersvorsorge (EIOPA) schnitten die heimischen Pensionskassen am besten ab: Sie weisen bei der repräsentativen Erhebung unter 12 EU-Ländern die geringsten Kosten auf. Die EIOPA-Studie gilt als maßgeblicher europäischer Vergleichsbericht.
Ihr Ergebnis ist ein starkes Signal für die betriebliche Altersvorsorge in Österreich. "Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit brauchen die Menschen die Sicherheit, dass ihre Zusatzpensionen professionell und kosteneffizient verwaltet werden. Genau das leisten die heimischen Pensionskassen", so Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensions- und Vorsorgekassen.
Im Bericht wird ausdrücklich hervorgehoben, dass Österreichs Pensionskassen unter allen untersuchten Ländern mit den niedrigsten Kosten in Relation zum verwalteten Vermögen in der EU arbeiten.
Damit wird die hohe Effizienz und Transparenz der heimischen betrieblichen Altersvorsorge eindrucksvoll bestätigt. Zakostelsky abschließend: "Die EIOPA-Studie zeigt, dass sich die Menschen in Österreich auf die Kostendisziplin ihrer Pensionskassen verlassen können."
Über den Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen ist die gesetzliche Vertretung aller Pensionskassen und Betrieblichen Vorsorgekassen. Insgesamt vertritt der Verband über 5 Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte und veranlagen die Pensions- und Vorsorgekassen über 50 Milliarden Euro - sie sind die größten privaten Pensionszahler in Österreich.
Rückfragehinweis
Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Telefon +43 (0)5 90 900 4095
E-Mail: vorsorgeverband@wko.at
Web: www.vorsorgeverband.at
Rechtlicher Hinweis
Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben und recherchiert, trotzdem sind Fehler nicht ausgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird keine Gewähr übernommen und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner Pensionskassen oder Pensionskassen-Berechtigter ab, sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand, der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Die Informationen sind sowohl für die persönliche Verwendung bestimmt als auch zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind in der Offenlegung des Fachverbands Pensions- und Vorsorgekassen zu finden.
Stand: 16.10.2025