Zum Inhalt springen
Aufnahme eines dichten Waldes mit grünen Bäumen aus der Vogelperspektive. Über dem Welt sind Nebelschwaden sowie stehen als Grafik die Wörter verringern, wiederverwenden und recyceln
© Antony Weerut | stock.adobe.com
Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, Fachgruppe

Berechnung der Treibhausgasemissionen eigener Abfallbehandlungsanlagen

Treibhausgasemissionen eigener Abfallbehandlungsanlagen bilanzieren: So erfassen und berechnen Sie CO2-Emissionen für Treibhausgasbilanzen, CSRD-Berichterstattung und Kundenanfragen.

Lesedauer: 4 Minuten

21.07.2025

Die Emissionen resultierend aus der Abfallbehandlung spielen eine zentrale Rolle in der Treibhausgasbilanz von Unternehmen – sei es im Rahmen der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie oder als Information für Geschäftspartner. Eine Treibhausgasbilanz kann grundsätzlich auf unterschiedlichen Ebenen durchgeführt werden. 

Unternehmensebene Relevante Standards & Richtlinien

Beschreibung:
Hierbei wird eine Treibhausgasbilanz für das gesamte Unternehmen erstellt. Dieser Form kommt in der Nachhaltigkeitsberichterstattung eine besondere Bedeutung zu.


Treibhausgasprotokoll:

"Corporate Standard"

"Corporate Value Chain (Scope-3) Standard"

"Scope-2 Guidance"

"Scope 3 Calculation Guidance"

Produktebene Relevante Standards & Richtlinien

Beschreibung:
Der Standard "GHG Protocol Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard (Product Standard)" beschreibt, wie Unternehmen Treibhausgasinventare für den gesamten Lebenszyklus einzelner Produkte oder Dienstleistungen erstellen können.


Treibhausgasprotokoll:

"GHG Protocol Product Life Cycle Accounting
and Reporting Standard (Product Standard)"

Product Standard

Projektebene Relevante Standards & Richtlinien

Beschreibung:
Der Standard "GHG Protocol for Project Accounting (Project Protocol)" beschreibt, wie Unternehmen die Treibhausgase von Projekten quantifizieren können.

Treibhausgasprotokoll:

"GHG Protocol for Project Accounting (Project Protocol)"

Project Protocol

In Verbindung mit der Bilanzierung von Treibhausgasemissionen von einzelnen Abfallbehandlungsanlagen oder -verfahren ist die Produktebene, oder in kleineren Unternehmen die Unternehmensebene zu empfehlen.

Das Prinzip der Scopes im Treibhausgasprotokoll 

Das Treibhausgasprotokoll differenziert die Emissionen eines Unternehmens in drei verschiedene Kategorien – den sogenannten Scopes.

  • Scope-1: Direkte Emissionen aus unternehmenseigenen oder vom Unternehmen kontrollierten Quellen, z. B. aus der Verbrennung fossiler Energieträger in eigenen Fahrzeugen oder Anlagen.
  • Scope-2: Indirekte Emissionen aus der Erzeugung eingekaufter Elektrizität, Wärme, Kälte oder Dampf, die das Unternehmen nutzt.
  • Scope-3: Alle weiteren indirekten Emissionen entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Dazu zählen unter anderem auch Emissionen aus der Abfallbehandlung der betrieblich angefallenen Abfälle.

In der Treibhausgasbilanz zu berücksichtigende Gase

Welche Gase sind in der Treibhausgasbilanz zu berücksichtigen? Häufig ist von einem "CO₂-Fußabdruck" die Rede, korrekt ist jedoch der Begriff Treibhausgasbilanz, da neben Kohlenstoffdioxid (CO₂) auch weitere Gase erfasst werden.

Die Bilanzierung umfasst alle im Kyoto-Protokoll definierten Treibhausgase:

  • CO₂ – Kohlenstoffdioxid
  • CH₄ – Methan
  • N₂O – Distickstoffoxid
  • HFKW – Teilfluorierte Kohlenwasserstoffe
  • PFCs – Perfluorierte Kohlenwasserstoffe
  • SF₆ – Schwefelhexafluorid
  • NF₃ – Stickstofftrifluorid

Anleitung zur Bilanzierung von Prozessen oder Anlagen

Nachfolgend finden Sie eine kurze Schritt-für-Schritt Anleitung wie Sie bei der Bilanzierung von Prozessen oder Anlagen vorgehen können:

1. Systemgrenzen und Rahmenbedingungen für die Bilanzierung festlegen

Zu Beginn ist es wichtig, die zu bilanzierende Einheit klar einzugrenzen – physisch, zeitlich und organisatorisch. Welche Teilbereiche und Prozesse der Behandlungsanlage oder des Verfahrens sollen in die Berechnung einfließen? Die meisten Bilanzen beziehen sich auf ein Kalenderjahr. Eine saubere Abgrenzung ist die Grundlage für eine konsistente Datenerhebung und belastbare Ergebnisse. Definieren Sie das Untersuchungsziel und setzen Sie klare Systemgrenzen.

2. Relevante Emissionsquellen identifizieren

Je nach Technologie und Verfahrensschritt können verschiedene Emissionsquellen relevant sein. In thermischen Anlagen sind das z. B. stationäre Verbrennungseinheiten, bei mechanisch-biologischer Behandlung wiederum Emissionen aus biologischen Prozessen wie Vergärung oder Kompostierung. Auch der Energieverbrauch, Maschinenbetrieb und potenzielle Leckagen aus Kälteanlagen sollten berücksichtigt werden.

Die Erstellung einer Prozesslandkarte und die Skizzierung relevanter Energie- und Materialströme kann hierbei besonders hilfreich sein.

3. Aktivitätsdaten erfassen

Anschließend werden die benötigten Verbrauchs- und Betriebsdaten, sogenannte ‚Aktivitätsdaten‘, erhoben. Dazu zählen unter anderem Brennstoffmengen (z. B. Erdgas, Diesel) oder Stromverbräuche. Zusätzlich sollten die Mengen der auf der Anlage behandelten Abfälle nach Fraktionen sowie Betriebsstunden erhoben werden. Erheben Sie alle Material- und Energieströme, die in die Anlage fließen. Fehlen gewisse Daten, können diese auch geschätzt oder hochgerechnet werden – dies sollte jedoch klar und transparent dokumentiert werden.

4. Emissionsfaktoren auswählen

Verwenden Sie aktuelle Emissionsfaktoren, die für die Berechnung der Treibhausgasemissionen geeignet sind. Diese Faktoren sind notwendig, um die Umweltauswirkungen der verschiedenen Emissionsquellen korrekt zu berechnen. Stellen Sie sicher, dass die verwendeten Faktoren aktuell und auf die spezifischen Bedingungen Ihrer Organisation abgestimmt sind. Emissionsfaktoren können in kostenpflichtigen sowie öffentlich zuganglichen Datenbanken sowie in Publikationen gefunden werden. Weiters können Lieferant:innen wie Energieversorger oder Hersteller von Produkten und Services als Quelle für Emissionsfaktoren herangezogen werden.

5. Umrechnung der Daten

Rechnen Sie die gesammelten Aktivitätsdaten in die korrekten Einheiten um, falls erforderlich. Beachten Sie, dass diese in der korrekten physikalischen Größe vorliegen müssen, um mit den vorliegenden Emissionsfaktoren multipliziert zu werden.

6. Verknüpfung der Aktivitätsdaten mit den Emissionsfaktoren

Multiplizieren Sie die gesammelten Aktivitätsdaten mit passenden Emissionsfaktoren. Summieren Sie die Emissionen, um ein Gesamtbild der Anlage bzw. des Verfahrens zu erhalten.

7. Berechnung je Mengeneinheit

Um den spezifischen Emissionswert pro behandelter Abfallmenge zu ermitteln, empfiehlt sich die Verwendung der Output-Daten der Anlage. Auf Basis der jährlich verarbeiteten Tonnage lässt sich so berechnen, wie viele CO₂-Äquivalente pro Kilogramm bzw. Tonne Abfall angefallen sind. Diese Kennzahl ermöglicht es Ihnen, gegenüber Ihren Kund:innen fundierte Auskünfte über die klimarelevanten Auswirkungen der Abfallbehandlung zu geben – und unterstützt sie gleichzeitig bei der Erfüllung eigener Berichts- oder Offenlegungspflichten.

8. Ergebnisse aufbereiten und dokumentieren

Zusätzlich empfiehlt sich eine transparente Dokumentation der Methodik, genutzten Datenquellen, Annahmen und potenziellen Unsicherheiten. Wenn Schätzwerte verwendet wurden, sollten diese klar gekennzeichnet werden.

Weiterführende Informationen

Ergänzende Informationen und Rahmenwerke für die Treibhausgasbilanzierung:

Hinweis
Nutzen Sie die Expertise spezialisierter Beratungsunternehmen, um Ihre Treibhausgasemissionen systematisch und transparent zu erfassen und zu bewerten.

Weitere interessante Artikel
  • Default Veranstaltungsbild Artikelseite mit grafischen Elementen
    Fachinformationen für ein nachhaltiges Entsorungs- und Ressourcenmanagement
    Weiterlesen
  • Müllentladung eines Lastkraftwagens auf der Mülldeponie
    Berechnung der Treibhausgasemissionen von Abfalltransporten
    Weiterlesen
  • Illustration CO2-Fußabdruck: Mittig grüne Fußsohlen auf Erdkugel deren Umrandung sich zu Bodenfläche verjüngt, darauf Gebäude, Autos , Windräder und Bäume, ringsum Blätter und grüne Kreise mit weißen Symbolen wie Wolke mit Schriftzug CO2 und weitere
    Umgang mit Anfragen von Unternehmen an Abfallbehandler zum CO₂-Fußabdruck
    Weiterlesen