Blick auf Sarajevo, Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina
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Bosnien und Herzegowina: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur bosnisch-herzegowinischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

Lesedauer: 3 Minuten

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Nach einem Einbruch des Wirtschaftswachstums im Covid-Jahr 2020 und einem Hoch 2021 pendelt sich im Vorjahr das Wirtschaftswachstum mit 3,5 % wieder auf dem Vorkrisenniveau ein. 2023 verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum laut Prognosen auf 1,9 %. Grund sind die anhaltend hohe Inflation sowie die sinkenden Nachfrage der Exportpartner.

Hemmende Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind generell die politische Unsicherheit, mangelnde Transparenz und Rechtssicherheit, komplexe Bürokratie sowie die ungünstige demographische Entwicklung aufgrund hoher Auswanderung, insbesondere jüngere und besser ausgebildeter Arbeitskräfte, welche zu einer Bevölkerungsabnahme führt.

Besondere Entwicklungen

Die Verleihung des EU-Kandidatenstaus im Dezember sowie die verhältnismäßig rasche Regierungsbildung nach den Wahlen im Oktober 2022 waren Impuls für einige, lange erwartete Reformen, die für den EU-Annäherungsprozess notwendig sind. Bosnien und Herzegowina hofft auf baldige Eröffnung der Beitrittsgespräche. Ob die bisher umgesetzten Reformen dafür ausreichend sind, aber nicht gesichert, insbesondere, da es in den letzten Wochen zum Stillstand im Reformprozess kam.

Das Verhältnis zwischen den Entitäten bzw. der Republika Srpska (RS) gegenüber dem Hohen Repräsentanten sowie gegenüber dem Gesamtstaat ist nach wie vor schlecht und behindert strukturelle Reformen. Im Gros der Bevölkerung finden die anhaltenden Zwistigkeiten auf politischer Ebene keine Unterstützung. Mangels Aussicht auf Verbesserung suchen immer mehr Menschen eine bessere Lebenssituation im Ausland.

Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich

In den letzten zwei Jahren erlebte der bilaterale Warenhandel eine starke Steigerung. So stiegen die österreichischen Exporte nach Bosnien und Herzegowina nach einem Anstieg um 17,9 % im Jahr 2021 im Vorjahr deutlich stärker als die Inflation um 21,6 % auf Euro 610,35 Mio. während gleichzeitig die Einfuhren nach Österreich um 30,5 % auf Euro 979,97 Mio. zulegten. Das Handelsvolumen von mehr als Euro 1,5 Mrd. stellt somit ein neues Rekordergebnis dar. Im ersten Halbjahr 2023 hält das Wachstum zwar an, aber bereits deutlich niedriger als im Vorjahr.
Das traditionell zu Lasten Österreichs bestehende Handelsbilanzdefizit lag im Vorjahr bei Euro 369,62 Mio. und im 1. Halbjahr 2023 bei knapp über Euro 180 Mio. Grund dafür sind die Lohnfertigung und Lieferungen von österreichischen Niederlassungen an ihre Mutterhäuser. Österreich bleibt auch 2022 mit rund 200 Niederlassungen und einer investierten Gesamtsumme von Euro 1,1 Mrd. laut ÖNB (Stand 2022) größter ausländischer Investor im Land.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Da das Land noch großen Aufholbedarf beim Infrastrukturausbau hat, wird dies für österreichische Firmen auch in den nächsten Jahren interessante Geschäftsmöglichkeiten bieten. Erwähnt sei der Weiterbau des Autobahnanschlusses an das europäische Netz (Korridor Vc) und die Modernisierung der Eisenbahnlinien. Weiters benötigt auch der Energiesektor sowohl im Bereich Stromerzeugung durch Revitalisierung bestehender Kraftwerke und die Errichtung neuer Anlagen, z.B. Wasserkraftwerke (installierte Leistung über 10 MW) und Windenergieanlagen, als auch die Verteilung durch entsprechende Leitungen hohe Investitionen. Zunehmende Bedeutung erhält auch der Umweltbereich, insbesondere die Wasseraufbereitung sowie Müllentsorgung. Die Finanzierung derartiger Großprojekte erfolgt meist mit Hilfe aus dem Ausland, etwa durch EU-Mittel oder mit Unterstützung Internationaler Finanzinstitute, allen voran EBRD und EIB. Dieser Ausbau der Infrastruktur soll auch den Folgen der durch die Pandemie ausgelösten Krise entgegenwirken und Arbeitsplätze schaffen.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Bosnien und Herzegowina der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Bosnien und Herzegowina problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Sarajevo anfordern können. 

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Bosnien und Herzegowina

Das AußenwirtschaftsCenter Sarajevo berät Sie gerne, sollten Sie weitere Fragen zu Bosnien und Herzegowina haben. 

Stand: 09.11.2023

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