Blick auf die Skyline von Peking, Hauptstadt von China, mit vielen modernen Gebäuden, ganz links befindet sich das China Central Television Headquarter, die Sendezentrale des staatlichen Fernsehens China.
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China: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur chinesischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Der kriselnde Immobiliensektor, der einbrechende chinesische Aktienmarkt sowie die drohende Deflation dämpfen die Privatausgaben und damit die wirtschaftliche Erholung in China. Auslandsinvestitionen sind trotz der Werbemaßnahmen der Regierung weiterhin rückläufig. Auf dem Nationalen Volkskongress im März 2024 wurden, wie von Experten erwartet, keine großen Impulse für eine Wiederbelebung der Wirtschaft beschlossen. Zinssenkungen der Zentralbank sollen die Wirtschaft mit günstigen Krediten versorgen. Im vierten Quartal 2023 wuchs Chinas Bruttoinlandsprodukt um 4.1 % im Vergleich zum Vorjahresquartal 2022. Die Regierung geht von einem Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 von etwa 5 % aus. Experten schätzen das Wachstum niedriger ein. Die Importe sollen im Jahr 2024 leicht um 2,7 % steigen, die Exporte ebenfalls um ca. 4 % zunehmen. 

Angesichts der schwierigen globalen Wirtschaftslage setzt sich die chinesische Regierung Stabilität als oberstes Ziel. Für 2024 wird ein unverändertes Wirtschaftswachstum von etwa 5 % angestrebt. Im Fokus dabei steht die Wiederbelebung des Konsums, das Vorantreiben von Innovationen und eine Ankurbelung der Investitionen.

Unsicherheit und Misstrauen in die Wirtschaftsleistung des Landes sowie vereinzelte Meldungen zur abnehmenden Preisentwicklung schafften in den vergangenen Monaten vermehrt Anreize unter der chinesischen Bevölkerung, größere Anteile ihres Einkommens zu sparen. Die Folgen sind sinkende Verbraucherpreise und Preisrückgänge, welche eine gefährliche Deflationsspirale in Gang setzen könnten. Die Regierung versucht mit verschiedenen Maßnahmen gegenzusteuern. Einen Lichtblick und Belebung der Konjunktur gab es während der Feiertage des chinesischen Neujahrs 2024. In der Woche vom 10. bis 17. Februar wurden 88 Mrd. USD umgesetzt. Dies entspricht einem Anstieg um 19 % im Vergleich zu den Tourismusausgaben zum Neujahr 2019.

Auch der private Konsum spielt eine zunehmend große Rolle für das Wirtschaftswachstum. Insbesondere auf den Onlinehandel hat sich die Pandemie wie ein Turbo ausgewirkt. 2023 sind die Online-Einzelhandelsumsätze um 7,1 % gewachsen (2022: 4 %, 2021: 14,1 %; 2020: 10,9 %). Mittlerweile wird bereits jeder dritte Einzelhandelsumsatz über das Internet getätigt. 

Besondere Entwicklungen

Seit dem 14. März 2024 können österreichische Staatsbürger für bis zu 15-tägige Aufenthalte für geschäftliche und touristische Zwecke visafrei in China einreisen. Diese Regelung ist vorerst bis 30. November 2024 beschränkt.

Die Insolvenz von Evergrande und die beinahe Zahlungsunfähigkeit von Country Garden im August 2023, der beiden größten Immobilienentwickler Chinas, haben für ein wirtschaftliches Beben gesorgt. Schätzungen zufolge erwirtschaften Immobilien und verwandte Branchen etwa 30 % des chinesischen BIP. Auf durch die Immobilienkrise ausgelöste Konjunkturschwäche reagierte Peking mit einigen geldpolitischen Fördermaßnahmen. So wurden einerseits die Zinsen als auch die Mindestreservequote für Banken zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt. Des Weiteren gab es Bemühungen, den Privatkonsum generell anzukurbeln.

Der Fluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) nach China ist seit dem letzten Jahr stark gefallen und befindet sich gerade auf einem 30 Jahre Tief. Insgesamt betrugen die ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2023 nur 33 Mrd. USD. Verglichen mit den 180 Mrd. USD aus dem Jahr 2022 oder 344 Mrd. USD aus dem Rekordjahr 2021, fielen der Wert dramatisch.

Die Beziehungen mit den USA sind nach wie vor sehr angespannt. Ein seit Ende 2018 bestehender Handelsstreit, konnte trotz einer 2020 unterzeichneten Zwischenvereinbarung (Phase One Deal) bis heute nicht gelöst werden. Eine harte Gangart gegenüber China ist eines der wenigen Dinge, die Washingtons Demokraten und Republikaner eint. So bestehen vor allem Beschränkungen für den Export von Hightech Chips bzw. Anlagen zu deren Erzeugung.

Auch mit der EU – dem wichtigsten Absatzmarkt für chinesische Exporte – sind die Beziehungen zunehmend angespannt, nachdem das Europäische Parlament den Ratifizierungsprozess eines Investitionsabkommens zwischen der EU und China im Mai 2021 gestoppt hat. Die Bezeichnung von China als „Rivalen“ seitens einiger europäischer Politiker sowie der Aufruf zum „DeRisking“ hat die Stimmung ebenfalls getrübt. Eine kürzlich eingeleitete Antisubventionsuntersuchung der EU-Kommission gegen den Import chinesischer Elektroautos verursacht zusätzliche Spannungen. Trotz Rückgang des EU-Handelsdefizits mit China von 400 Mrd. Euro 2022 auf 290 Mrd. Euro im Jahr 2023 (-27 %) ist China mit 520 Mrd. Euro nach wie vor die wichtigste Quelle von EU-Importen. Mit einem leichten Plus von 3 % auf 230 Mrd. Euro ist China der Drittwichtigste Exportmarkt der EU nach den USA und GB.

Mit dem Ukrainekrieg hat sich eine weitere außenpolitische Baustelle aufgetan. Sowohl die territoriale Integrität als auch die Nicht-Einmischung in interne Angelegenheiten gelten als Grundpfeiler der chinesischen Außenpolitik. Dementsprechend versucht sich Peking im Ukrainekrieg weitestgehend zurückzuhalten und seinen Einfluss auf Russland nicht geltend zu machen. Bei der UN-Abstimmung über die Verhängung von Sanktionen gegen Russland hat sich China enthalten. Sollte die Annäherung an Russland tatsächlich die Neuausrichtung der chinesischen Außenpolitik einläuten, ist mittel- bis langfristig mit massiven Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeiten ausländischer Unternehmen in China zu rechnen.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Österreich und China erreichte 2022 ein Allzeithoch von 22,7 Mrd. Euro (+27 %). Im Jahr 2023 sank das bilaterale Handelsvolumen jedoch um ca. 11 % auf 20,2 Mrd. Euro. Damit war China im vergangenen Jahr wieder Österreichs zweitwichtigster Beschaffungsmarkt (nach Deutschland) und der elft-wichtigste Exportmarkt für österreichische Unternehmen. Weltweit war China 2023 Österreichs drittwichtigster Handelspartner (hinter Deutschland und Italien). Mit keinem anderen Land unterhält unsere Alpenrepublik ein größeres Handelsdefizit.

China erreicht mit 15,46 Mrd Euro einen Importanteil von 7,5 % der österreichischen Gesamteinfuhren im Jahr 2023 und zählt somit weiterhin zu den wichtigsten Sourcing-Märkte Österreichs. Trotz Ende der Pandemiebedingten Maßnahmen sind diese Zahlen allerdings tendenziell rückläufig. Die Importe nahmen 2023 um 13,1 % im Vergleich zum Vorjahr ab. Auch die Exporte nach China verringerten sich um 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr auf 5 Mrd. Euro.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Aus der Beschleunigung bestimmter Trends post-Covid ergeben sich neue Geschäftschancen. Dazu gehören die Digitalisierung, z.B. Smart Manufacturing oder E-Health. Biotech, Pharma und Medizintechnik werden vom geplanten Ausbau des Gesundheitssystems profitieren. Das gestiegene Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung wird für mehr Nachfrage nach sportlichen Freizeitaktivitäten sorgen. Auch die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking-Zhangjiakou hat Chinas Sport- und Freizeitwirtschaft nachhaltig gestärkt. Gemäß offiziellen Angaben sind bereits 300 Mio. Chinesen im Wintersport aktiv. Zahlreiche österreichische Anbieter haben sich in diesem neuen Markt bereits erfolgreich positioniert.

Ebenso treten Umweltschutz und Nachhaltigkeit in den Vordergrund und steigern den Bedarf an grünen Technologien sowie nachhaltigen Energiequellen. In der Klimapolitik hat sich China ehrgeizige Ziele gesetzt: die Schadstoffemissionen des Landes sollen nach einem Höhepunkt 2030 bis 2060 so stark gesenkt werden, bis man komplett klimaneutral ist.

Um die Lebensmittelversorgung im eigenen Land zu stärken, wird auch vermehrt in die Modernisierung der Landwirtschaft investiert. Dies schafft neue Geschäftschancen für Hersteller von Agrar- und Landmaschinen sowie sonstigen Landwirtschaftstechnologien.

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China ist groß und vielfältig. Damit wir Sie bestmöglich über das ganze Land informieren können, sind wir in den wichtigsten Wirtschaftszentren direkt vor Ort. In unseren Regional-Wirtschaftsberichten erfahren Sie mehr über die Wirtschaftslage in einzelnen Teilen Chinas: 

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Statistik: Länder- und Regionenprofile 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bieten die Länder- und Regionenprofile China, Hongkong und Macau

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länder- und Regionenprofile weltweit.

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Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie im Länderreport China und im Regionalreport Hongkong

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Stand: 26.02.2024