Blick auf die Madrider Skyline. Panorama über die Hauptstadt von Spanien mit Aussicht auf die Gran Via und dem Metropolis Haus und blauem Himmel.
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Spanien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur spanischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Die straffe EU-Geldpolitik mit hochbleibenden Zinssätzen sowie eine globale Konjunkturabschwächung, vor allem in den USA und China (den wichtigsten Handelspartnern der EU), beeinträchtigen auch das spanische Wirtschaftswachstum und bremsen den BIP-Anstieg laut Prognosen von 2,5 % im Jahr 2023 auf 1,5 % für 2024. Die Wachstumsprognose für 2024 liegt jedoch noch knapp über dem Durchschnitt der Eurozone (1,1 %). Der nachlassende Inflationsdruck, ein starkes Wachstum der Nominallöhne, der boomende Tourismussektor und EU-finanzierte Investitionen dürften 2024 das moderate Wachstum unterstützen. 

Auf der Nachfrageseite springen vor allem die internationalen Dienstleistungsexporte positiv ins Auge: Der Tourismus macht fast 14 % des spanischen BIP aus und leistet einen wichtigen Beitrag zum Konsum. Laut dem spanischen Statistikamt INE kamen 2023 rund 85 Mio. ausländische Besucher nach Spanien. Das sind fast 19 % mehr als im Vorjahr und 1,9 % mehr als 2019 vor der COVID-19 Pandemie.  

Die fiskalischen Maßnahmen der spanischen Regierung zur Bekämpfung der anhaltenden Steigerung der Lebenshaltungskosten, gepaart mit Wahlgeschenken, verlangsamen die Haushaltskonsolidierung in Spanien. Das Land weist bereits heute die vierthöchste öffentliche Schuldenquote der Eurozone (nach Griechenland, Italien und Frankreich) auf.

Die Arbeitslosigkeit lag im Gesamtjahr 2023 bei geschätzten 12,2 % und damit 0,7 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Der Trend zu sinkenden Arbeitslosenzahlen bleibt damit weiterhin bestehen: In Spanien waren die aktuellen Februarzahlen zur Arbeitslosigkeit 2024 auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2008. Die Arbeitslosenquote in Spanien gehört weiterhin zu einer der höchsten in Westeuropa und wird laut Analysten 2024 voraussichtlich bei etwa 12,2 % bleiben. Spanien hat außerdem die höchste Jugendarbeitslosenquote in der Europäischen Union

Der Außenhandel Spaniens wuchs in den Jahren nach der COVID-19 Pandemie sehr dynamisch, wobei die Einfuhren traditionell höher ausfallen als die Ausfuhren. Nach Statistiken der spanischen Außenwirtschaftsorganisation ICEX standen 2023 383,69 Mrd. EUR Ausfuhren (-1,4 %), Einfuhren iHv. 424,25 Mrd. EUR (-7,2 %) gegenüber. Spanien ist unter den 20 größten Exporteuren weltweit.

Besondere Entwicklungen 

Im November 2023 wurde der Vorsitzende der Mitte-Links-Sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens (PSOE), Pedro Sánchez als spanischer Premierminister wiedergewählt. Entscheidend für die Wiederwahl war ua. die Unterstützung von zwei katalanischen Parteien, denen Sánchez im Gegenzug ein landesweit umstrittenes Amnestiegesetz für katalanische Unabhängigkeitsbefürworter (z.B. Carles Puigdemont) zugesagt hat. Die seit der Wahl im Juli 2023 herrschende politische Pattsituation und die damit verbundenen wirtschaftlichen und politischen Risiken für das Land wurden damit abgewendet. Die rechtsgerichtete Volkspartei Partido Popular (PP) hatte zwar die Wahlen im Juli 2023 gewonnen, konnten aber selbst mit Hilfe der rechtsextremen Partei Vox keine Mehrheit erreichen und musste in Opposition gehen. Das Risiko einer politischen Lähmung bleibt jedoch hoch: Für Sánchez wird es eine Herausforderung bleiben, die derzeit fragile Koalition zusammenzuhalten. Die Politik wird sich weiterhin auf die Bekämpfung von Einkommensungleichheit, Umverteilung sowie soziale und grüne Politik konzentrieren. 

2023 war weiterhin durch die Bestrebungen der spanischen Regierung charakterisiert, die negativen Auswirkungen des starken Preisauftriebes und des Energienotstandes durch eine Vielzahl staatlicher Eingriffe einzudämmen. Der 2022 verabschiedete „Nationale Reaktionsplan zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine“ ist mit 16 Mrd. EUR dotiert und setzte zahlreiche Maßnahmen um. Die Bewältigung der Krise der Lebenshaltungskosten bleibt Priorität der spanischen Regierung, weshalb sie die diesbezüglichen Maßnahmen bis ins heurige Jahr ausgeweitet hat: So werden z.B. die Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und die Zuschüsse zu den Fahrpreisen für den öffentlichen Nahverkehr für 2024 fortgesetzt. Auch die umstrittene Übergewinnsteuer für Energieunternehmen und Banken, die im Jahr 2023 rund 3 Mrd. EUR einbrachte, bleibt bestehen.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 

In Summe (Waren, Dienstleistungen und Direktinvestitionen) sind Spanien und Österreich durch ein Volumen von fast 13 Mrd. EUR miteinander verbunden. Auch die vorläufigen Warenexportzahlen für 2023 zeichnen einen weiteren Trend nach oben (Zahlen für Dienstleistungen und Direktinvestitionen derzeit nur für 2022 verfügbar). 

Die österreichischen Warenlieferungen nach Spanien erreichten 2023 3,16 Mrd. EUR (+8,0 % zum Vorjahr), und die spanischen Lieferungen nach Österreich beliefen sich auf 3,03 Mrd. EUR (+2,7 %). Während Spanien für Österreich der 16. wichtigste Exportmarkt ist, steht Österreich in Spanien an 24. Stelle. Der Warenverkehr zwischen den beiden Ländern war im Vorjahr mit einem Saldo von knapp 126 Mio. EUR zugunsten Österreichs weitgehend ausgeglichen. 

Bei den Direktinvestitionen ist ein stärkeres Engagement Österreichs in Spanien als umgekehrt zu verzeichnen: Österreichischen Direktinvestitionen in Spanien von 2,8 Mrd. EUR (über 11.600 Beschäftigte) standen 2022 spanische Investitionen in Österreich in der Höhe von 2,069 Mrd. EUR mit rund 1.950 Beschäftigten gegenüber. 

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Viele österreichische Unternehmen sind in Spanien bereits präsent und erfolgreich, und auch Neueinsteiger haben gute Chancen. Zusätzlich zu den durch die EU-Gelder besonders geförderten Branchen gibt es Chancen bei der Lieferung von Maschinen, Anlagen und Zwischenprodukten an die Industrie, bei der Ausstattung von Gebäuden und Kommunen mit smarten Lösungen oder bei designaffinen und innovativen Konsumartikeln

Die Arbeitsschwerpunkte des AußenwirtschaftsCenters Madrid umfassen Erneuerbare Energien, Green Building und Smart City Applikationen, Verkehrsinfrastruktur, Umwelttechnologie, Gesundheit, Bio-Nahrungsmittel und Drittstaatenkooperationen.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Spanien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Spanien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter Madrid anfordern können.

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Spanien

Sollten Sie weitere Fragen zu Spanien haben, berät das AußenwirtschaftsCenter Madrid Sie gerne. 

Stand: 25.03.2024