Presseinformation (19.2.2024) - Braubilanz 2023
„Stabiler Bierdurst trotz herausfordernder Umstände“
Lesedauer: 4 Minuten
- Ausstoß auf sehr hohem Vor-Pandemie-Niveau
- Konsumzurückhaltung aufgrund der Teuerungen
- Verlust an Wirtshäusern macht sich in Braubilanz bemerkbar
Wien, 19.2.2024 – Die heimische Bierbranche verzeichnete 2023 ein zufriedenstellendes Ergebnis: Der Gesamtausstoß im Vorjahr (Bier inkl. alkoholfreiem Bier und Exporte) belief sich auf 9,98 Mio. Hektoliter und kommt damit an das sehr hohe Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 heran. Der Bier-Inlandsabsatz (inkl. AF-Bier) lag bei 8,55 Mio. Hektoliter1, die Exporte beliefen sich auf 1,43 Mio. Hektoliter. Warum ein direkter Vergleich zum Vorjahr „schlicht unzulässig ist“ erörterte der neue Obmann des Verbandes der Brauereien – Karl Schwarz – im Rahmen der diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz.
Zumal 2022 das Jahr mit dem „höchsten Bierausstoß seit den 1990er Jahren“ war2 . Der unmittelbare Vergleich der beiden Jahre sei daher – so Schwarz – nur bedingt aussagekräftig, war 2022 doch geprägt von „Nachholeffekten“ und damit schlicht nicht repräsentativ. „Ein Rückgang im Ausstoß von nur drei Prozent3 im Vergleich zum Ausnahmejahr davor ist daher ein mehr als solides Ergebnis.“ Dennoch seien gewisse Entwicklungen bei den Konsumenten, unter anderem der bewusstere Umgang mit Alkohol sowie der demographisch-ethnische Wandel in der Gesellschaft „Realität, der sich die Brauer stellen müssen.“
Darüber hinaus sei die Kostenbelastung aufseiten der Brauereien nach wie vor hoch und könne nicht 1:1 an Handel und Gastronomie weitergegeben werden. Die hohen Lohnabschlüsse in den beiden vergangenen Jahren schlagen zudem „auf den Bierpreis durch.“ Der neue Obmann fordert daher erneut die Regierung auf, die Schieflage bei der Biersteuer „zu begradigen“ und diese auf die Hälfte zu senken. Sie sei im Vergleich zu den Nachbarländern und zu anderen alkoholischen Getränken „deutlich zu hoch“ und treibe den Bierpreis zusätzlich.
Absatzschwankungen im Laufe des Jahres
Verlief das erste Quartal 2023 im Inlandsausstoß mit einem einprozentigen Plus noch gut, trübte sich im Frühling die Konsumlaune durch die hohe Inflation erstmals merklich ein: Ein neunprozentiges Absatzminus war die Folge. Über den Sommer, der touristisch bereits nahezu an die Rekordzahlen aus 2019 heranreichte, erholte sich der Biermarkt (+/- Null zu 2022), im vierten Quartal war trotz gut gebuchter Gastronomie ein Minus von zwei Prozent zu verzeichnen.
Gastronomie im Wandel: 2023 hieß es jeden 2. Tag für ein Wirtshaus „Sperrstund is`“
Der Absatzrückgang in der Gastronomie bei Fass- und Tankbier um zwei Prozent sei „multifaktoriell“ und schmerze ob der höheren Deckungsbeiträge die Branche: Teuerungsbedingt werde weniger konsumiert und unter den „klassischen Genussstätten für Bier“ wie Wirtshäusern grassiert eine Schließungswelle. Der Strukturwandel in der Gastronomie ist unübersehbar und bereitet der Bierbranche „Sorge und Kopfzerbrechen“. „Es bleibt wortwörtlich kein Stein auf dem anderen,“ so Schwarz. Vor allem jene Lokaltypen, die in der Vergangenheit hohe Bierabsätze verzeichneten, sind von den Krisen besonders betroffen. Laut Fachverband der Gastronomie sank die Anzahl an Lokalen mit ausgewiesener Bierkompetenz4 zwischen 2013 und 2023 um über ein Viertel; auf reine Bierlokale/Pubs umgelegt, ist das Bild noch dramatischer: hier ging die Anzahl an Lokalen um 34 Prozent zurück. In absoluten Zahlen sind das fast 2.000 Betriebe weniger als noch vor zehn Jahren. „Alleine im Vorjahr hat jeden zweiten Tag ein Gasthaus bzw. Bierlokal5 zugesperrt“, betont Schwarz. „Das klassische Landgasthaus befindet sich in einem Teufelskreis aus steigenden Preisen und Kosten, verbunden mit rückläufigen Umsätzen, Personalmangel, Landflucht und überbordender Bürokratie“, attestiert er. Auch das zunehmende Home-Office macht sich negativ bemerkbar. Der urbane Bereich ist hier besser aufgestellt als der ländliche.
Wirtshäuser – und damit für Bierbrauer traditionell wichtige und große Abnehmer – werden weniger, während Ethno-Lokale und Systemgastronomie boomen. „Diese Betriebstypen setzen weniger auf Bierkompetenz oder schenken gar kein Bier aus“, weiß Schwarz zu berichten.
Lichtblicke: Gehobene Gastronomie, Mittagsgeschäft und bieriges Know-how
Die gehobene Gastronomie zeigt bei weitem weniger Probleme, auch die Hotellerie ist durchwegs gut gebucht. „2023 hat sogar jeden dritten Tag ein neues Restaurant eröffnet“, so Karl Schwarz zu den erfreulichen Nachrichten. „Gehobene Lokale haben entsprechende Ansprüche. Uns muss es gelingen, sie als Bier-Botschafter zu gewinnen. Hier setzen wir mit einem Maßnahmen-Mix an.“
Um in Restaurants künftig als Branche noch besser reüssieren zu können, setzt der Brauereiverband auf Bier-Wissensvermittlung – in den letzten beiden Jahren beispielsweise zu Fassbier auf Social Media. Daneben sorgt die Ausbildungsoffensive zum (Jung-)Biersommelier „für mehr Bierkompetenz und Beratungsleistung direkt am Gast.“ In Summe haben bisher rund 3.400 Österreicherinnen und Österreicher die Ausbildung absolviert. Stolz sei man darauf, dass 2024 wieder die Staatsmeisterschaft der Biersommeliers ausgetragen wird.
1 Inlands-Ausstoß -3 % zu 2022, Exporte – 6 % zu 2022
2 Gesamtausstoß in 1.000 hl: 1990: 9.592; 2022: 9.757 (Bier inkl. Export exkl. AF)
3 Gesamtausstoß 2023 inkl. AF-Bier und Export: 9.980.312 Hl versus 10,29 Mio. Hl in 2022 (-3 %)
4 Gasthäuser sowie Bierlokale und Pubs; Quelle: Fachverband Gastronomie, Statistik 2023 nach 5 Betriebstypen exkl. Ruhende
5 Anzahl Gasthäuser & Bierlokale 2022: 5.474, 2023: 5.281; Statistik 2023 nach Betriebstypen exkl. Ruhende
Grafik- und Fotodownload: www.bierland-oesterreich.at
Rückfragehinweis:
Verband der Brauereien Österreichs
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getraenke@dielebensmittel.at
Für die Presse:
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Martina Macho PR
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Stand: 19.02.2024