Jahresempfang der Lebensmittelindustrie: Für ein geeintes Europa
Krisen belegen: Leistungsfähige Lebensmittelindustrie und starker EU-Binnenmarkt sind Basis für funktionierende Wirtschaft und sichere Versorgung
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(Wien, 15.9.2022) „Unsere Zukunft heißt Europa!“ – unter diesem Motto lud die österreichische Lebensmittelindustrie am 13. September 2022 zu ihrem 19. Jahresempfang. Im Zentrum des Abends standen die Bedeutung der Branche in Österreich und Europa, der Umgang mit Krisen und Herausforderungen wie Gasversorgung oder Teuerung sowie Chancen für die Zukunft. Im festlichen Ambiente der Hofburg Wien trafen rund 250 Spitzenvertreterinnen und -vertreter aus Wirtschaft und Politik sowie Partner entlang der gesamten Lebensmittelkette zusammen.
Fachverbandsobmann Marihart: Brauchen ein klares Bekenntnis zu Europa und dem EU-Binnenmarkt
Die Lebensmittelindustrie zählt zu den Top-Industriezweigen in Europa und in Österreich. Sie versorgt Millionen Menschen verlässlich mit guten, sicheren und genussreichen Lebensmitteln. „In den vergangenen zwei Jahren hat die Branche eindrucksvoll gezeigt, dass sie mit Krisen umgehen kann. Die Versorgung der Bevölkerung war zu jedem Zeitpunkt gesichert“, betonte der Obmann des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, KR DI Johann Marihart. Doch die Herausforderungen bleiben immens. Sie reichen von den gestiegenen Kosten für Energie, Verpackung, Logistik und Rohstoffe über die unsichere Energieversorgung bis zu unterbrochenen Liefer-Logistikketten sowie dem Mangel an Arbeitskräften.
Ein heißes Thema ist die medial präsente Verteuerung von Lebensmitteln. Maßgeblich dafür sind gestiegene Kosten: Der Ukraine-Krieg und die Inflation haben die Ausgaben für Energie, Rohstoffe, Verpackungen und Logistik massiv in die Höhe getrieben. „Wir stecken in einer Teuerungswelle von historischem Ausmaß. Diese trifft die Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch die Unternehmen. Für viele Betriebe geht es um das wirtschaftliche Überleben“, so Marihart. Auch die Risiken der Gasversorgung machen der Branche zu schaffen: Die Lebensmittelproduktion ist mit wenigen Ausnahmen zu 100 Prozent erdgasabhängig. „Angesichts der schwierigen Zeiten braucht es eine leistungsfähige Lebensmittelindustrie in einem starken EU-Binnenmarkt – und es braucht mehr denn je ein Bekenntnis zu Europa“, so der Appell des Fachverbandsobmanns.
Leiter der EU-Kommissionsvertretung Selmayr: Lebensmittelindustrie ist europäischer Wirtschaftsmotor
Anschließend begrüßte die bekannte ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann den Keynote-Speaker Prof. Dr. Martin Selmayr. Der Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich betonte in seiner viel beachteten Rede die Bedeutung der Lebensmittelindustrie als Wirtschaftsmotor in Europa. Mit rund 4,5 Millionen Beschäftigten und 1,1 Billionen Euro Jahresumsatz ist die Lebensmittelindustrie einer der wichtigsten Produktionssektoren und der größte Arbeitgeber in der Europäischen Union. Als weltgrößter Exporteur von Lebensmitteln schafft die europäische Lebensmittelindustrie einen positiven EU-Handelsüberschuss von jährlich 67 Milliarden Euro. 75 Prozent der Lebensmittel und Getränke sind für den Binnenmarkt bestimmt.
„Ein funktionierender EU-Binnenmarkt ist essenziell für den Erfolg der Unternehmen und das Wohlergehen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Österreich und in Europa. Nationale Alleingänge schaden dem EU-Binnenmarkt“, ist der EU-Botschafter überzeugt. Gerade die österreichische Lebensmittelindustrie stehe als Branche zum Binnenmarkt und nutze diesen erfolgreich für den Export von Lebensmitteln und Getränken. Das sei beachtlich. Weiters ging EU-Spitzenvertreter Selmayr auf die Herausforderungen der EU angesichts des Krieges von Russland gegen die Ukraine ein und erläuterte die europäischen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Energieversorgung und der steigenden Inflation.
Fachverbandsgeschäftsführerin Koßdorff: Nationale Alleingänge gefährden den EU-Binnenmarkt
Auch für die Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, Mag. Katharina Koßdorff, ist ein funktionierender EU-Binnenmarkt unerlässlich: „Wir brauchen einheitliche Spielregeln, einen wirksamen Rahmen für Export und Import sowie faire Handelsabkommen.“ Gerade jetzt gelte es, die Stärken der Branche zu stärken, etwa mit der Wiederaufnahme der Exportinitiativen des Landwirtschafts- und Wirtschaftsministeriums. Nationale Alleingänge – zum Beispiel bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln – bewirkten das Gegenteil und schwächten die Hersteller. „Nur wenn wir in Europa gemeinsam vorgehen, werden wir in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich sein!“, appellierte Koßdorff.
Angesichts der anhaltenden Krisen bleibt die Lage für die Hersteller sehr angespannt. Die Teuerungen bringen viele Betriebe wirtschaftlich ans Limit und ohne Gas stünde die Produktion still. „Die Lebensmittelindustrie gehört zur kritischen Infrastruktur. Daher können wir nur an die Politik appellieren, den Lebensmittelherstellern und ihren Partnern entlang der Lebensmittelkette im Energielenkungsfall die für die Produktion benötigten Mengen an Gas zur Verfügung zu stellen. Dazu zählen auch die Hersteller von Lebensmittelverpackungen oder Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Nur so lässt sich die Lebensmittelversorgung in Österreich weiterhin gewährleisten“, so Koßdorff. Angesichts der aktuellen Debatte über Strompreise müsse außerdem das Strommarktdesign auf EU-Ebene überdacht werden. Darüber hinaus betonte Koßdorff den Einsatz der Branche für eine nachhaltige Lebensmittelherstellung im Rahmen des European Green Deals und der europäischen „Farm to Fork“-Strategie.
Rückfragehinweise:
Mag. Katharina Koßdorff
Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie
Tel.: +43 1 712 21 21 – 14
k.kossdorff@dielebensmittel.at
DI Oskar Wawschinek MAS MBA
Food Business Consult
Pressesprecher für den Fachverband der Lebensmittelindustrie
Mobil: +43 664 545 63 50
office@foodbusiness.at
Stand: 15.09.2022