Fernsicht mit Verantwortung: Seilbahn-Branchentagung blickt in die Zukunft
Die Loseralm lud mit ihrer herrlichen Kulisse am 19. September 2025 zum 26. Branchentag der steirischen Seilbahnbetriebe. Bei spätsommerlichem Kaiserwetter gab es Inputs, Keynotes und Diskussionen zu den brennendsten Themen der Branche, von Sicherheit und technischen News bis zur umfassenden "Strategie 2040", die die Branche in eine sichere Zukunft führen soll. Über 120 Teilnehmende aus der ganzen Steiermark waren gekommen.
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Wer dieses Panorama auf der Loseralm sieht, versteht, warum die Gäste die steirischen Berge so lieben: Der Blick wandert über das Ausseerland, vorbei an den blaugrünen Flächen des Altausseer Sees, hinüber zu den markanten Zacken des Dachsteinmassivs, wo der Gletscher in der Sonne sanft glitzert. Diese Kulisse war perfekt für das 26. „Gipfeltreffen“ der steirischen Seilbahnbetriebe am 19. September 2025. Fabrice Girardoni, Obmann der steirischen Seilbahnbetriebe, freute sich, dass die „Seilbahn-Familie wiedervereint“ war, und bezeichnete die vergangene Saison als sehr gut: 45,5 Millionen Beförderungen auf den Berg, 4 Millionen Ersteintritte in die steirischen Skigebiete, „Tendenz steigend“. Zur Begrüßung war viel Prominenz gekommen, darunter Loser-Bergbahnen- Geschäftsführer Rudi Huber, Gerald Loitzl, Bürgermeister von Altaussee, und die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Ausseerland Pamela Binder. Als besonderer Ehrengast war WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk auf den Gipfel gereist, der „Optimismus, Hausverstand und Eigenverantwortung“ bei den steirischen Seilbahnbetrieben lobte.
GF Loser Bergbahnen Ing. Rudolf Huber, Landtagsabgeordnete Mag. Eva-Maria Kroismayr-Baier, Obmann Mag. Fabrice Girardoni, GF Tourismusverband Ausseerland Salzkammergut Pamela Binder, Bürgermeister Altaussee Gerald Loitzl, Bezirkshauptmann Liezen Mag. Nico Groger, Narzissenkönigin Magdalena Egger, WKO Steiermark Präsident Ing. Josef Herk
Strategie 2040: die Zukunft der steirischen Skigebiete
Unter dem Motto „Potenziale entfalten, Zukunft gestalten“ präsentierten Fabrice Girardoni und Klaus Grabler, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Manova, eine ganzheitliche Strategie für eine sichere Zukunft der steirischen Skigebiete und Seilbahnbetriebe. Ausgehend von aktuellen Bevölkerungstrends steht der Skitourismus nämlich vor einer großen Herausforderung: Die Kernzielgruppe der 26- bis 45-Jährigen schrumpft. Ein Team aus Branchenkennern und Wirtschaftsexperten erarbeitete einen Strategieplan, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Zu den Lösungen zählt ein stärkerer Fokus auf „Fun & Freizeit“ – zusätzlich zu den Motivationsfeldern „Sport & Leistung“. Unter anderem auch deshalb, da ältere Menschen immer sportlicher werden und diese Zielgruppe wächst. Auch das „Ausstiegsalter“ müsse man nach oben verschieben, durch punktgenaue Angebote für Ältere. Und: „Auch jüngere Menschen haben heute mehr Freizeit – was für unsere Branche grundsätzlich eine gute Nachricht ist“, betonte Klaus Grabler.
Der Nachwuchs muss auf die Ski!
Darüber hinaus würde es immer mehr Kinder geben, bei denen nicht das Elternhaus, sondern die Schule „das Tor zum Skifahren“ sei. „Wir müssen es Schulen möglichst leicht machen, die Kinder auf die Ski zu bringen“, sagte Girardoni. Viele Skigebiete haben bereits eine Strategie in Richtung Nachwuchs: „Kinder bis 6 Jahren fahren bei uns gratis“, berichtet etwa Tagungsgast Daniel Berchthaller, Reiteralm-Geschäftsführer. Eine wichtige Zielgruppe seien außerdem Nicht-Skifahrer, die von Winterwandern bis Schneeschuhgehen die Angebote Berg & Lift auch im Winter nutzen und genießen. Interessant hier auch: Bei der Begeisterung für das Angebot Seilbahn macht es den Zahlen nach keinem Unterschied, ob die Befragten Ski fahren oder nicht. Die beiden Experten räumten außerdem mit Missverständnissen rund um die Themen Mobilität und Nachhaltigkeit auf: Die meisten Skigäste seien zwar umweltbewusst, würden aber ihre Entscheidung für einen Winterurlaub nicht von diesem Thema abhängig machen. Die Nummer 1 der „Sorgenkinder“, bei Gästen und Skigebieten, sei aber nach wie vor die Schneesicherheit. Hier wird massiv investiert, etwa auf der Planai: „Pumpanlagen, neuer Speicherteich, wir haben insgesamt 22 Millionen investiert“, berichtete etwa Tagungseilnehmer Georg Bliem, Planai-Hochwurzen-Geschäftsführer. Insgesamt investierten die steirischen Seilbahnen 100 Millionen Euro in Erhalt und Ausbau, davon ein Großteil in die Schneesicherheit.
Von Employer Branding bis Technik und Sicherheit
Sich als Top-Arbeitgeber zu positionieren, ist eines der Schwerpunktthemen der steirischen Seilbahnbranche. Peter Winkler vom Fachverband Seilbahnen gab Einblicke in die Interessenarbeit in Sachen Employer Branding: „Führungskompetenz, Soft Skills, Kommunikation, Aufstiegsmöglichkeiten – das hält gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig im Unternehmen.“ Um das Berufsfeld Seilbahn attraktiver zu gestalten, setzt sich der Fachverband etwa auch dafür ein, Englisch als Alternative zu Deutsch als Arbeitssprache zu ermöglichen. Christian Felder vom Technikerkomitee gab einen kompakten Überblick über die wichtigsten Neuerungen für Seilbahnbetreiber, etwa die Gebrauchsdauer von sicherheitsrelevanten elektrotechnischen Komponenten oder die aktuellen Bestimmungen in der Seilbahn- Generalrevisionsverordnung, die einen sicheren Betrieb über Jahre und Jahrzehnte sicherstellt.
Ski-Industrie und Energie: wichtige Partner der steirischen Seilbahnen
Sichere Stromversorgung und Top-Ausrüstung für die Piste: Die Ski-Industrie, vertreten durch Atomic-Geschäftsführer Wolfgang Mayrhofer, und der Verbund, vertreten durch Vorstandsvorsitzenden Michael Strugl, sich wichtige Partner der steirischen Skigebiete. Atomic steht für Ski-Weltgrößen, von Annemarie Moser-Pröll über Hermann Maier bis zu Marcel Hirscher. Das Unternehmen ist heute Teil der internationalen Amer-Sports-Gruppe, deren Umsatz 2022 bei 3,2 Milliarden Euro lag. Atomic steht auch für Innovationen und die Begeisterung für den Skisport, und auch Wolfgang Mayrhofer betonte etwa die steigende Bedeutung der Zielgruppe der „Silver Ager“: „Wir bringen auch hier den Coolness-Faktor mit, unsere Ausrüstung ist für alle komfortabel und Schuhe lassen sich etwa leicht schließen.“ Michael Strugl vom Verbund gab anschließend Einblicke in die Welt der Stromversorgung und erklärte die Herausforderung, „Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bekommen.“ Er betonte auch, dass der Umstieg auf mehr erneuerbare Energie keine alleinige Frage des Klimaschutzes sei, sondern der Unabhängigkeit.
Die Tagung auf der Loseralm machte deutlich: Die steirischen Seilbahnbetriebe stellen sich mit Verantwortung und Weitblick den Herausforderungen der Zukunft – von Schneesicherheit über Fachkräftesicherung bis hin zu neuen Zielgruppen.
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