Lehrberufspaket 1/2023

ab 01.05.2023 in Kraft

Lesedauer: 3 Minuten

04.08.2023

Das Lehrberufspaket 1/2023 wurde verordnet und tritt am 1. Mai 2023 in Kraft.

3 Novellierungen

3 Überleitungen

  • Überleitung des Ausbildungsversuches Bautechnische Assistenz in einen Regellehrberuf BGBl 114/2023
  • Überleitung des Ausbildungsversuches Einzelhandel - Schwerpunkt Digitaler Verkauf in einen regulären Schwerpunkt BGBl 115/2023
  • Überleitung des Ausbildungsversuches Medienfachmann/-frau in einen Regellehrberuf BGBl 116/2023

Änderung der Lehrberufsliste

(regelt die Verwandtschaften zwischen den Lehrberufen):  BGBl 112/2023


Details zu den einzelnen Lehrberufen


Pharmatechnologie

Die derzeit bestehende Ausbildungs-ordnung stammt aus dem Jahr 2008. Daher fehlen darin wichtige Bereiche und Begriffe, die heute im Alltag von Pharmatechnologen häufig verwendet werden, wie etwa die Fälschungssicherheit von Arzneimitteln, ethische Werthaltungen wie Gender Equality oder Diversity und auch Change Management. Auch der fortschreitenden Digitalisierung der Branche wurde in der Überarbeitung Rech-nung getragen. Neue Ausbildungsinhalte, die sicheres und qualitätsorientiertes Arbeiten nach aktu-ellem Standvermitteln, sind genauso Inhalt wie die Unterweisung in nachhaltigem und ressourcen-schonendem Handeln.

Wissen über die pharmazeutische Branche, das betriebliche Umfeld sowie die hergestellten Produkte. Die Fachkraft kann branchenspezifische Fachbegriffe wie Generika, Patentierung, Biosimilars, klinische Studien oder Arzneimittelforschung richtig anwenden und weiß über die Vernetzung der Maschinen und Prozesse in der betriebsspezifischen Produktion Bescheid.

Kompetenzen, damit eine Bedienung und Überwachung der betriebsspezifischen Apparate, Maschinen und Produktionsanlagen unter den hohen Anforderungen der Behörden (zB AGES, FDA) ermöglicht wird. Dabei beseitigt die Fachkraft fachgerecht und sicher jegliche Ablaufstörungen, sei es durch eigene einfache Montage- und Demontagearbeiten oder unter Zuhilfenahme von Technikern. Die Produktionsanlagen werden dabei mithilfe des betriebseigenen Prozessleitsystems überwacht und sämtliche Betriebsdaten nach Vorgaben protokolliert. Kompetenzen, die für die Einhaltung der hohen Qualitätsansprüche an die Herstellung der Arzneimittel nötig sind. Dazu gehören die Einhaltung eines GMP-gerechten Qualitätsmanagement-systems, das Führen von Protokollen wie zum Beispiel Prüfprotokoll oder Herstellprotokoll und die Mithilfe bei unterschiedlichsten Validierungen und Qualifizierungen. Wissen über neue Trends in der Pharmatechnologie wie etwa 3D-Druck in der Tablettenherstellung, smarte Verpackungen mit NFC oder integrierten Displays und Sicherheitssysteme zur Erreichung der Fälschungssicherheit. 

Abwassertechnik

Die Aufgaben in Abwasserbehandlungsanlagen sind in den letzten Jahren sehr komplex geworden. Das Betriebspersonal muss neben den speziellen abwassertechnischen Kompetenzen auch über Kompetenzen in Maschinen- und Verfahrenstechnik, Automatisierungstechnik, Ökologie und Recht verfügen:

Wissen um Bedeutung der Abwasserwirtschaft: natürlicher Wasserkreislauf, Selbstreinigungs- kraft von stehenden und fließenden Gewässern, Wichtigkeit des Gewässerschutzes auch im Hinblick auf die Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung aus betriebswirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht, aktuelle Zielsetzungen der österreichischen Wasserwirtschaft, Auswirkungen von Abwassereinleitungen in Gewässer, wasserrechtliche Bescheide usw.

Kompetenzen, damit eine Beherrschung aller vorhersehbaren – auch außergewöhnlichen – Betriebszustände in der Abwasserbehandlungsanlage gegeben ist und die Einhaltung behördlicher Auflagen (im Rahmen der relevanten Bestimmungen wie Wasserrechtsgesetz, Emissionsverordnungen, Wasserrechtsbescheid, Umweltstrafrecht) für alle vorhersehbaren Betriebszustände (Inbetriebnahmen, Betriebsunterbrechungen, Normalbetrieb, Betriebsprobleme und Störfallmanagement) gewährleistet wird.

Kompetenzen in Abwasseranalytik: Probennahme, Probenvorbereitung, Identifizierung von übernommenen Abwasser- oder Schlammproben, Aufbereiten von Proben mit physikalischen Methoden oder chemischen Methoden, Ermitteln von Kennwerten des Abwassers und Schlamms insbesondere absetzbare Stoffe, Trockensubstanzbestimmungen, Schlammindexmes- sungen, Schlammvolumen, Leitfähigkeit, pH-Wert, Stickstoff- und Phosphor, Sauerstoffgehalt, CSB, BSB5, TOC.

Kompetenzen, damit durch rechtzeitige Wartung aller Maschinen, Geräte und Einrichtungen ein Ausfall nicht zu befürchten ist und dass für die abwassertechnischen Maschinen, Geräte und Einrichtungen, die einem besonderen Verschleiß unterworfen sind, ausreichend Ersatzteile vor- rätig gehalten werden und organisatorische Maßnahmen zur raschen Reparatur vorbereitet sind.

Kunststofftechnologie

Um weiterhin am Markt wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Kompetenzen der Arbeitskräfte dem aktuellen technischen Stand entsprechen. Dazu gehört – speziell für diesen Lehrberuf – über das Verständnis des Bedienens der Kunststoffmaschinen hinaus, das Prozessverständnis, die Produktionsplanung samt Personalplanung bis hin zum Qualitätsmanagement, Recycling und Nachhaltigkeit und der Umgang mit den entsprechenden Betriebsdaten, zu den essentiellen Kompetenzen der Zukunft. Eine weitere Tätigkeit der Fachkraft ist das Entwickeln von neuen Kunststoffprodukten gemäß Vorgaben. Dazu entwickelt sie verschiedenen Kunststoffprodukte und erstellt dazu die notwendigen Zeichnungen, führt Berechnungen durch und wählt geeignete Materialien aus. Um Betriebs- und Maschinendaten zu erfassen, um diese für die Bewertung der Produktionseffizienz und der Qualität zu nutzen, werden Systeme zur Betriebsdatenerfassung (BDE) und Ma-schinendatenerfassung (MDE) sowie Manufacturing Execution Systems (MES) eingesetzt. Auch nutzt die Fachkraft Methoden zur Verbesserung, um Optimierungsmöglichkeiten aufzu-zeigen. Um die Qualität in der Produktion sicher zu stellen, wirkt sie bei der Ermittlung der Prozessfähigkeit sowie bei der Durchführung von Maschinen- und Prozessfähigkeitsuntersuchungen zur Beurteilung der Güte von stabilen Produktionsprozessen.