JWV präsentiert aktuelles Stimmungsbarometer
Der diesjährige Stimmungsbarometer der Jungen Wirtschaft Vorarlberg (JWV) stimmt grundsätzlich positiv: Die jungen, unternehmerisch denkenden Menschen im Land bekennen sich klar zum Standort und sehen die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort deutlich positiver als im Rest Österreichs. Trotzdem hat sich gezeigt: Für Innovation braucht es die „richtigen“ Köpfe – und an diesen fehlt es in Vorarlberg leider nach wie vor.
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Einmal im Jahr befragt die Junge Wirtschaft Vorarlberg (JWV) in Zusammenarbeit mit der FHV ihre Mitglieder, um ein Stimmungsbild der jungen Wirtschaftstreibenden zu erhalten. Die Resultate des Stimmungsbarometers lassen aufhorchen – trotz durchwachsener gesamtwirtschaftlicher Lage, blicken die jungen, unternehmerisch Denkenden grundsätzlich eher optimistisch in die Zukunft und Vertrauen in den Standort Vorarlberg. „Wir freuen uns, dass Vorarlberg von den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern hier als starker Wirtschaftsstandort gesehen wird – sogar stärker als andere Regionen in Österreich. Das ist ein positives Zeichen und ein klares Bekenntnis zu unserer Region“, zeigt sich Alexander Deuring, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Vorarlberg, erfreut.
Vierländer-Eck als zentraler Absatzmarkt
Auffallend sind auch die Absatzmärkte der Befragten: Für 40 Prozent ist Vorarlberg der Hauptmarkt, fast ebenso viele (36,7 %) sehen den gesamten DACH-Raum als zentral. Nur 8,3 Prozent nannten Österreich als Schwerpunkt „Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig die überregionale Zusammenarbeit bei uns in der Vierländerregion ist“, so Geschäftsführerin Constanze Reichetzer. Unter anderem wolle man im kommenden Jahr auch über den Grenzen „eintauchen“ (wie ein etabliertes Veranstaltungsformat der JWV heißt) und auch Unternehmen in den Nachbarländern besuchen.
Aufholbedarf bei Technologie, Digitalisierung und Innovation
Trotz positiver Grundstimmung darf man sich aber nicht zurücklehnen, wenn der Wirtschaftsstandort Vorarlberg wettbewerbsfähig bleiben soll. Nicht einmal ein Fünftel (18,4 %) der Befragten sieht in Vorarlberg gute Rahmenbedingungen für technologieaffine Unternehmen. Da sich laut Umfrage ein Großteil der JWV-Mitglieder sowohl beruflich (76,7 %) als auch privat (68,8 %) aktiv mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt und KI damit zu den Top-3-Themen zählt, wird ein deutlicher Unterschied zwischen den aktuellen Rahmenbedingungen und den tatsächlichen Bedürfnissen sichtbar. Die JWV äußert daher klare Forderungen an die Politik: transparente Förderungen, die sich auf die Bereiche Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit fokussieren, digitale Verwaltungsprozesse sowie umfassende Beratungsangebote und Schulungen.
Mut, Mindset und moderne Führung gefragt
Neben den politischen Gegebenheiten spielt auch die Mentalität eine wichtige Rolle. Die jungen Wirtschaftstreibenden wünschen sich mehr Mut, Risikobereitschaft und ein modernes Mindset, um Innovation und Fortschritt zu fördern. Mehr als ein Drittel (34,8 %) der Befragten ist überzeugt, dass in Vorarlberg noch keine modernen, partizipativen Führungsstile gelebt werden. Um den generationsübergreifenden Austausch und Wissenstransfer voranzutreiben, setzt die JWV daher unter anderem auf ein neues Mentoring-Programm, das gemeinsam mit der FHV entwickelt wurde, und das junge Unternehmer:innen mit etablierten Persönlichkeiten der Vorarlberger Wirtschaft zusammenbringt.
Talente gewinnen und halten – zentrale Herausforderung für Betriebe
Wer Innovation vorantreiben will, braucht Arbeitskräfte – und genau daran scheitert es nach wie vor: Über die Hälfte (51,2 %) der jungen Führungskräfte empfindet die Gewinnung von Arbeitskräften als schwierig. Die Betriebe kämpfen nicht nur um die richtigen Köpfe, sondern auch darum, sie langfristig in der Region zu halten. Hier spielt eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle. Neben Führungsstil und Mindset sehen die Befragten vor allem Kinderbetreuung, Eigentumsschaffung und Bildung als Schlüssel, um Vorarlberg für Talente attraktiver zu machen. Besonders ernüchternd: Im Vergleich zur Schweiz, Liechtenstein und Süddeutschland stuft keiner der Befragten Vorarlberg als sehr attraktiv für internationale Fachkräfte ein. Auch bei der Gleichberechtigung gibt es Nachholbedarf – nur 24,6 Prozent sehen diese in Vorarlberg verwirklicht.
Ohne die „richtigen“ Köpfe kommt das beste Unternehmen nicht voran. Darunter versteht die JWV motivierte, talentierte und gut ausgebildete Menschen, die etwas bewegen möchten. Um Innovation zu fördern und die positive Einstellung zu Vorarlberg als Wirtschaftsstandort weiter auszubauen, gilt es jetzt zu handeln. Gefragt sind einerseits mehr Konzepte für leistbaren Wohnraum und eine Offensive für die Gleichberechtigung von Frauen. Denn obwohl die Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut wurde, bleibt ihre Akzeptanz ein Mindset-Thema, das insbesondere Mütter beschäftigt. Andererseits stehen auch die Unternehmen in der Verantwortung: Innovation braucht Raum. Betriebe sind gefordert, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die unternehmerisches Handeln ermöglicht – mit passenden Strukturen, modernem Mindset und den richtigen Köpfen in Schlüsselpositionen.
Top-Talente anziehen und halten – mit neuem JWV Hub
„Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen – sowohl auf politischer als auch unternehmerischer Ebene. Aber natürlich auch die richtigen Köpfe. Wir müssen alle zusammenarbeiten, damit wir internationale Top-Talente nicht nur anziehen, sondern auch bei uns in der Region halten können. Als Junge Wirtschaft wollen wir ein Netzwerk sein, in dem solche Personen ankommen können und Anschluss finden“, unterstreicht Vera Klien, Vorstandsmitglied der JWV, die selbst auf Executive Search spezialisiert ist. Aus diesem Grund arbeitet die Junge Wirtschaft aktuell an dem Konzept für einen JWV Hub. „Wir haben bereits viele junge, sehr motivierte, unternehmerisch denkende Menschen im Land. Diesen und allen, die zukünftig dazu kommen, möchten wir als Junge Wirtschaft Vorarlberg noch stärker eine Plattform für Austausch, interdisziplinäre Kollaborationen und Innovation bieten“, erklärt Alexander Deuring abschließend.