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Der Vorarlberger Lebensmittelhandel wehrt sich gegen die geplanten Preiseingriffe von Minister Marterbauer.
© Getty Images

Lebensmittelhandel: Staatliche Eingriffe in Preisgestaltung sind strikt abzulehnen

Für Fachgruppen-Obmann Daniel Drechsel lassen sich die Ursachen für Preissteigerungen klar benennen und können wirksam bekämpft werden. Der Lebensmittelhandel steht dabei das Ende der Wertschöpfungskette.

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Aktualisiert am 05.08.2025

„Staatliche Eingriffe in die Preisgestaltung im Lebensmittelhandel wie sie Finanzminister Markus Marterbauer vorschlägt, sind entschieden zu verhindern“, betont Daniel Drechsel und führt aus: „Wir brauchen keine schnellen, plakativen Lösungen, sondern eine sachliche Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Ursachen der Inflation. Wer die Teuerung bekämpfen will, muss die Probleme an der Wurzel bekämpfen.“

Preissteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Die Preisbildung bei Lebensmitteln beginnt nicht erst im Handel, sondern bereits in den vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette – in der Landwirtschaft, der Verarbeitung, der Logistik sowie auf den internationalen Rohstoffmärkten. In all diesen Bereichen kommt es aktuell zu Verwerfungen und Kostensteigerungen. „Der Lebensmittelhandel ist von diesen Entwicklungen betroffen, aber keineswegs deren Verursacher“, betont der Fachgruppenobmann.

Internationale Rohstoffmärkte unter Druck

Die Lage bleibt auch global angespannt. Rohstoffe wie Kaffee, Kakao oder Orangensaftkonzentrat haben sich deutlich verteuert. In Brasilien führten Dürreperioden, in Vietnam Hitzewellen zu massiven Ausfällen bei der Kaffeeernte – ein halbes Kilo kostet mittlerweile mehr als einen Euro über dem Niveau der Vormonate. „Diese Preissteigerungen spüren wir natürlich auch in Österreich, da viele Rohstoffe importiert werden“, erklärt Drechsel und ergänzt: „Zudem sind auch die Produktionskosten im Inland stark gestiegen – bei Energie, Rohstoffen, Personal und Logistik.“ Erschwerend kommt die aktuelle Lohn-Preis-Dynamik hinzu: Steigende Löhne führen insbesondere in der personalintensiven Handelsbranche zu höheren Kosten, die sich zwangsläufig in Form steigender Preise niederschlagen.

Spanien kein Vorbild für Österreich

Minister Marterbauer hat Spanien als Beispiel für erfolgreiche Preispolitik genannt. Dieser Vergleich hält einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Spanien hat nicht in Lebensmittelpreise eingegriffen, sondern lediglich die Mehrwertsteuer auf rund 40 Grundnahrungsmittel befristet ausgesetzt. Wesentliche Entlastungen ergaben sich in erster Linie durch Maßnahmen im Energiesektor, etwa durch die Entkoppelung des Strompreises vom Gaspreis.

Fazit: Preisstabilität braucht Strukturreformen, keine Symbolpolitik

„Wer Lebensmittelpreise dauerhaft stabilisieren will, muss an den tatsächlichen Ursachen ansetzen – auf den globalen Rohstoffmärkten, in der Energiepolitik und bei den regulatorischen Rahmenbedingungen“, betont Drechsel. „Pauschale Eingriffe in Preise sind nicht nur wirkungslos, sondern auch langfristig schädlich. Wir brauchen tragfähige Lösungen, Schnellschüsse nützen am Ende niemandem.“