Es braucht Lösungen für die Teilzeit-Frage
Kommentar von Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien
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Wir leben in einem Sozialstaat. Das ist gut und wichtig so. Dass dieser Sozialstaat zunehmend an Grenzen stößt, vor allem, wenn „sozial“ bedeutet, das Beste für sich selbst herauszuholen und von der Allgemeinheit finanzieren zu lassen, ist eine belastende Entwicklung. Beispielsweise durch freiwillige Teilzeit, die nicht durch Betreuungspflichten oder Ähnliches begründet ist. Dazu kommt, dass diese Form der Teilzeit gegenüber der Vollzeitarbeit privilegiert ist und Österreich zu einem Land mit einer der höchsten Teilzeitquoten macht.
Steigendes Einkommen ist kein großer Anreiz, um mehr arbeiten zu gehen – vor allem in einem Land mit hohem Wohlstand, aber auch mit hoher Abgabenquote und starker finanzieller Belastung auf dem Faktor Arbeit.

Walter Ruck
Präsident der Wirtschaftskammer Wien
Wenn man seine Arbeitszeit von 20 auf 40 Wochenstunden aufstockt, verdoppelt sich die Leistung. Netto steigt ein Durchschnittsgehalt um knapp 70 Prozent. Da fehlt einiges auf eine Verdoppelung. Es ist also verständlich, dass Menschen überlegen, ob es sich lohnt, ihre Arbeitsleistung zu erhöhen. Und dass bei diesen Überlegungen auch andere Faktoren ins Treffen geführt werden, die den Gehaltszuwachs aufwiegen.
Anreize setzen
Steigendes Einkommen ist kein großer Anreiz, um mehr arbeiten zu gehen – vor allem in einem Land mit hohem Wohlstand, aber auch mit hoher Abgabenquote und starker finanzieller Belastung auf dem Faktor Arbeit. Das ist eine Tatsache. Und ein Grund, diese Debatte zu führen. Schlussendlich muss darauf auch eine Lösung folgen. Weil Fachkräfte fehlen, weil die Babyboomer in Pension gehen - und das eine große Herausforderung für Wirtschaft und Sozialstaat bedeutet.