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Alexandra Kaszay, Geschäftsführerin Hofburg Vienna
© Katharina Schiffl

Meeting Hotspot: In Wien tagt die Welt

Mit 6619 Kongressen und Firmenevents im vergangenen Jahr gibt es für Wien einen neuen Rekord zu feiern. Auch die Wertschöpfung erreichte mit 1,32 Milliarden Euro ein bisher unerreichtes Niveau.

Lesedauer: 6 Minuten

Aktualisiert am 12.05.2025

Im Bild: Alexandra Kaszay, Geschäftsführerin Hofburg Vienna

Das Kongresszentrum in der Wiener Hofburg ist nicht nur in der Ballsaison ein Hotspot. Im prunkvollen Ambiente wird nicht nur getanzt, sondern es passiert sehr viel mehr, wie Alexandra Kaszay, Geschäftsführerin der Hofburg Vienna, bestätigt: „Die Hofburg Vienna ist ein wichtiger Impulsgeber für die gute Positionierung Wiens als Kongressdestination. Alljährlich werden etwa 320 Events mit 320.000 Gästen durchgeführt.”

Um mehr große Events nach Wien zu bringen, bedarf es neuer Locations.

„Die erfolgreiche Abwicklung internationaler Veranstaltungen sowie OSZE-Konferenzen mit permanentem Sitz in der Hofburg Vienna unterstreichen unsere professionelle und langjährige Erfahrung. Die Veranstaltungen, Übernachtungen und induzierten Steuereinnahmen tragen wesentlich zur Wertschöpfung der Stadt bei”, so Kaszay. Stichwort Wertschöpfung: Wien hat im vergangenen Jahr mal wieder gezeigt, wie es geht. "Insgesamt 6619 Kongresse und Firmenveranstaltungen brachten im vergangenen Jahr eine Wertschöpfung von 1,32 Milliarden Euro. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stieg auf 671.000. Sie buchten 1,999 Millionen Übernachtungen. Ein Nächtigungsplus von 26 Prozent”, sagt WienTourismus-Direktor Norbert Kettner. Die Branche schuf 23.500 Ganzjahresarbeitsplätze und steuerte 365 Millionen Euro zum Steueraufkommen bei.

Meeting-Gäste bleiben länger

Alle Kennzahlen übertrafen die bisherigen Höchstwerte (siehe Kasten Seite 8). „Mit diesem Rekordergebnis erzielte die Bundeshauptstadt 2024 das beste Ergebnis ihrer Geschichte und festigt die Position als internationale Top-Destination im Meetingbereich”, so Kettner. Wien präsentiert sich als Bühne für Wissen aus aller Welt - und zeigt, wie zukunftsorientierter Qualitätstourismus funktioniert. „Meetings sind der große Bringer für unsere Visitor Economy - mit einem Nächtigungswachstum von 26 Prozent und Gästen, die deutlich länger bleiben, zahlt sich Qualitätstourismus wirtschaftlich und gesellschaftlich aus. Meeting-Gäste bleiben wieder länger in Wien, die Stadt profitiert davon deutlich”, so Kettner. Ihre Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 2,98 Übernachtungen liegt deutlich höher als jene sonstiger Wien-Gäste mit 2,3 Übernachtungen. Besonders internationale Kongresse wirken als Motor: Sie machen zwar nur zwölf Prozent der Veranstaltungen aus, bringen aber 73 Prozent der Wertschöpfung und 67 Prozent aller Nächtigungen. Die Nächtigungszahlen zeigen: Wer in Wien tagt, bleibt gerne länger und kurbelt die Wirtschaft der Bundeshauptstadt an. Mit durchschnittlich 560 Euro Ausgaben pro Nächtigung konsumieren Meeting-Gäste fast doppelt so viel wie der normale Tourist. „Wien hat seinem Ruf als eine der gefragtesten Kongressmetropolen 2024 alle Ehre erwiesen und das bisherige Rekordjahr 2023 klar übertroffen”, sagt WK Wien-Präsident Walter Ruck. „Das zeigt, dass unsere Strategie, auf Qualitätstourismus zu setzen, goldrichtig ist. Denn gerade der Kongress- und Eventtourismus bringt uns jene Gäste, die die höchsten Umsätze für die heimische Wirtschaft bedeuten.”

Internationaler Fokus

Das Austria Center Vienna ist Österreichs größtes Kongresszentrum. „Mit 65 Events und mehr als 130.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das Veranstaltungsjahr 2024 sehr erfolgreich. Unser Fokus liegt ganz klar auf den internationalen Großveranstaltungen, die eine gewaltige Wertschöpfung für Wien und Österreich bedeuten”, erklärt Susanne Baumann-Söllner, Direktorin des Austria Center Vienna. Etwa für den Radiologie-Kongress ECR und den Kongress der Geowissenschaften EGU reisten jeweils rund 19.000 Personen an. „Dazu kamen noch zahlreiche weitere wissenschaftliche Kongresse und internationale Firmentagungen mit mehreren Tausend Personen”, so Baumann-Söllner, die auch weiterhin ähnlich gute Zahlen erwartet. „Es freut uns besonders, dass wir mit der Weltleitmesse High End [Fachmesse für Audiotechnologie, Anm.d.Red.] ab 2026 die nächste internationale Großveranstaltung mit mehr als 20.000 Personen gewinnen konnten.” Um mehr große Veranstaltungen - und damit auch Gäste - nach Wien bringen zu können, bedarf es allerdings neuer Locations und neuer Möglichkeiten.

Mehr Locations notwendig

Wien verfügt derzeit über rund 180 buchbare Locations mit einem Fassungsvermögen von mehr als 400 Personen. „Das reicht nicht aus, das hören wir immer wieder von Veranstaltern und Agenturen. Wir brauchen die neue Multifunktionshalle genauso, aber auch noch mehrere Angebote für bis zu 1000 Besucher”, so Ruck. Wie wichtig eine Multifunktionshalle für den Standort Wien ist, betont Klaus-Peter Schulenberg, CEO von CTS Eventim: „Wien ist und bleibt für uns die bedeutendste Kulturmetropole des deutschsprachigen Raums, vielleicht sogar ganz Europas. Wir freuen uns daher sehr, allen Wienerinnen und Wienern sowie den nationalen und internationalen Gästen ein herausragendes Mehrzweck-Venue bauen und später betreiben zu dürfen.”

Kongressmetropole
© wkw/Stenzel Washington/stock.adobe.com

Win-win-Situation

„Es gibt in Wien viele Möglichkeiten für Events bis 200 Personen und auch viele für 800 Gäste und mehr. Aber der Bereich dazwischen ist wenig abgedeckt”, schildert Andrea Czernin, geschäftsführende Gesellschafterin der Ariana Event GmbH. Eine Marktlücke, wie sie und ihr Geschäftspartner Zaki Ander befanden - und die wollte man besetzen. Bei der Suche nach einem passenden Grundstück stießen die beiden auf die Seestadt Aspern. Es ist eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas und verfügt über eine sehr gute Infrastruktur, sowohl hinsichtlich des öffentlichen als auch privaten Verkehrs. Ein großer Schwerpunkt der Seestadt liegt im Umweltbereich, was bei jedem einzelnen Gebäude bereits bei der Bewilligung Beachtung findet. „Das war für uns ein entscheidender Punkt, denn das Thema Nachhaltigkeit wird auch im Veranstaltungsbereich bei den Kunden immer wichtiger”, weiß Czernin. Übrigens profitiert nicht nur das Ariana von der Seestadt, sondern auch umgekehrt. Schließlich kommen durch die Events nationale wie internationale Gäste in die noch in Entwicklung befindliche Seestadt und werden so

Wandelbare Location

Mit der Auslastung ihrer Eventlocation ist das Geschäftsführer-Duo sehr zufrieden, denn das Ariana wurde von Anfang an sehr gut angenommen. Die Tendenz zeigt dabei weiterhin nach oben, denn war die Location 2024 an über 130 Tagen gebucht, werden es heuer bereits über 170 Veranstaltungstage sein. Unter der Woche stehen Firmenveranstaltungen wie etwa Tagungen am Programm, am Wochenende sind es private Feiern, allen voran Hochzeiten. Denn das Ariana ist nicht nur gemütlich, sondern auch wandelbar. Von Autoshows bis Verlobungsfeiern gab es alles schon. Der säulenfreie Veranstaltungstraum ist teilbar und ermöglicht zudem parallele Events. Die Technik ist „state of the art”, in den seltensten Fällen wird für Veranstaltungen noch zusätzliches Equipment benötigt. Belohnt wurde das Ariana dafür unlängst mit dem Sonderpreis „Best Event-Location” im Rahmen des Austrian Event Awards 2024. Diese Auszeichnung ist für Locations gedacht, die sich besonders gut den Anforde­rungen verschiedener Eventkonzepte anpassen können und damit hinsichtlich räumlicher Fle­xibilität, Ausstattung, Umweltbewusstsein und Außergewöhnlichkeit der Location punkten.

Weltstars nach Wien holen

Mehr außergewöhnliche Großevents sollten in Wien stattfinden. Dafür bedarf es jedoch einer regulatorischen Änderung, so Ruck. Derzeit darf z.B. im Praterstadion nur zehn Mal pro Jahr ein Konzert stattfinden. „Die Weltstars kommen heute nicht nur für einen Abend, sondern für drei oder vier Konzerte hintereinander. Bei den derzeitigen Regelungen gehen sich also pro Jahr nur zwei, vielleicht drei Konzertserien aus”, so Ruck. „Eine Verdoppelung der möglichen Events im Stadion würde Wien wettbewerbsfähiger machen. Darüber hinaus braucht Wien als internationale Event-Metropole auch eine dementsprechende Werbung und Vermarkung durch ein Eventboard - wie von der Wirtschaftskammer Wien seit langem gefordert.

Impuls für die Veranstaltungsszene

Lange gefordert und nun endlich umgesetzt ist ein neues Wiener Veranstaltungsgesetz, das Sicherheit für Betreiber und Veranstalter gibt. Veranstaltungs-Areale, die schon länger als 30 Jahre existieren und mehr als 1000 Besucher fassen, werden dadurch rechtlich besser gestellt und somit langfristig abgesichert. „Mit dem neuen Gesetz, das traditionelle Locations schützt und längere Veranstaltungen ermöglicht, ist ein wichtiger Meilenstein gelungen”, sagt Ruck. Im immer stärker werdenden Wettbewerbsumfeld auf lokaler und internationaler Ebene sind die örtlichen Rahmenbedingungen für ein Kongresszentrum mit erstklassiger Reputation essenziell, ist auch Hofburg Vienna-Geschäftsführerin Kaszay überzeugt: „Jede Erleichterung zur Durchführung von Veranstaltungen ist willkommen. Da gehört sicher auch die neue Gesetzesnovelle dazu.” Dazu Ruck abschließend: „Dieses Gesetz wird ebenso wie die neue Event-Arena und auch das geplante Musicaltheater im Prater dazu beitragen, dass sich die Veranstaltungsszene in Wien weiter etablieren kann.”