Bruneis wirtschaftliche Zukunft
Brunei zwischen Wandel und Wachstum – Chancen für internationale Unternehmen
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BruneiStrategiewechsel: Von Öl zu Vielfalt
Brunei steht an einem wirtschaftlichen Wendepunkt. Jahrzehntelang beruhte das Wachstum des Sultanats auf der Förderung und dem Export von Öl und Gas. Doch nun forciert die Regierung gezielt die wirtschaftliche Diversifizierung und das mit sichtbarem Erfolg. Laut dem Brunei Economic Outlook 2025 des Centre for Strategic and Policy Studies (CSPS) machte der Nicht-Öl-und-Gas-Sektor im Jahr 2024 erstmals mehr als 50 % der gesamten Bruttowertschöpfung aus. Ein klarer Fortschritt in Richtung einer vielfältigeren und zukunftsfähigen Wirtschaft.
In den kommenden Jahren wird dieser Trend durch gezielte politische und wirtschaftliche Maßnahmen weiter verstärkt. Brunei möchte sich als innovationsgetriebener, nachhaltiger und digital vernetzter Wirtschaftsstandort in Südostasien positionieren.
Solides Wachstum mit langfristiger Perspektive
Nach dem kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 4,2 % im Jahr 2024 – dem stärksten Wachstum seit 25 Jahren – erwartet der Bericht Two-Year Forecast: Brunei der Economist Intelligence Unit (EIU) für 2025 ein solides Plus von 3 % und 2,8 % im Jahr 2026. Das geringere Wachstum spiegelt den laufenden Strukturwandel und Übergang von einer energiezentrierten Wirtschaftsstruktur hin zu neuen Impulsen aus Industrie, Tourismus und Dienstleistungen wider.
Fünf Zukunftsfelder im Fokus
Laut CSPS und EIU richten sich die wirtschaftlichen Prioritäten insbesondere auf fünf strategische Sektoren:
- Petrochemie & Halal-Industrie: Aufbau einer diversifizierten verarbeitenden Industrie mit Fokus auf halal-zertifizierte Güter, neue chemische Erzeugnisse und Wertschöpfung im Inland.
- Landwirtschaft & Lebensmittelsicherheit: Brunei will bis 2035 60 % seiner Nahrungsmittel selbst produzieren. Investitionen in Agrartechnologie und moderne Verarbeitung werden steigen.
- Digitale Transformation & IT: Der Smart Nation Strategy Plan forciert digitale Verwaltung, E-Commerce, Cloud-Lösungen und IT-Ausbildung mit großem Bedarf an internationaler Expertise.
- Green Economy: Im Rahmen der Brunei Darussalam National Climate Change Policy (BNCCP) werden Projekte zu Kreislaufwirtschaft, nachhaltigem Bauen und Emissionsreduktion forciert.
- Tourismus & Luftfahrt: Brunei reaktiviert strategisch seinen Tourismussektor und will sich als umweltfreundliches Reiseziel in der Region etablieren mit Chancen für Hospitality-, Schulungs- und Servicetechnologien.
Diese Felder bilden den wirtschaftlichen Fahrplan Bruneis bis 2035 und öffnen gezielt Chancen für internationale Technologiepartnerschaften.
Welche Chancen ergeben sich für österreichische Unternehmen?
Österreichische Unternehmen finden in diesem Wandel zahlreiche Anknüpfungspunkte insbesondere dort wo Qualität, Nachhaltigkeit und Know-how gefragt sind. Gute Einstiegsmöglichkeiten bestehen unter anderem in folgenden Branchen:
- Maschinen- und Anlagenbau: z. B. für Nahrungsmittelverarbeitung, Verpackung, Petrochemie oder Landwirtschaft;
- Umwelt- und Klimatechnologie: u. a. Wasser- und Abwasseraufbereitung, Abfallmanagement, Energieeffizienz;
- Digitalisierung & Softwarelösungen: für Tourismus, Bildung, Verwaltung und Zahlungsinfrastruktur;
- Pharma & Medizintechnik: insbesondere im Rahmen des geplanten Ausbaus des Gesundheitssystems;
- Bildung & Fachkräfteentwicklung: Schulungssysteme, duale Ausbildung und E-Learning-Plattformen.
Positive Signale aus Makroökonomie und Arbeitsmarkt
Brunei überzeugt zudem mit gesamtwirtschaftlicher Stabilität: 2023 wurde bei insgesamt niedriger Inflation sogar eine leicht negative Teuerung verzeichnet. 2024 war geprägt von Deflation, mit einem Gesamtjahreswert von −0,4 %. Für den Zeitraum 2025–2026 erwartet die EIU für Brunei eine anhaltend niedrige Inflationsrate von rund 1 % bzw leicht darunter.
Gleichzeitig erholt sich der Arbeitsmarkt deutlich: Mit 4,8 % erreichte die Arbeitslosenquote im Jahr 2024 laut CSPS den niedrigsten Stand seit über 30 Jahren. Auch 2026 dürfte die Arbeitslosigkeit stabil bleiben und mit rund 4,8 % auf einem historisch niedrigem Niveau verharren.
Chancen für „Made in Austria“
Brunei verfolgt strategische Ziele, die gut zu den Stärken österreichischer Unternehmen passen, insbesondere in den Bereichen nachhaltige Technologien, Umwelttechnik, Bildungslösungen sowie Digitalisierung für Tourismus und Verwaltung. Wer frühzeitig in entsprechende Projekte einsteigt, kann von langfristigen Partnerschaften, gezielten Förderprogrammen und einem qualitätsorientierten Markt profitieren.
Das Sultanat überzeugt dabei nicht nur mit attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen und politischer Stabilität, sondern auch mit einer klaren Strategie und der Internationalisierung der Wirtschaft. Für österreichische Unternehmen ist jetzt der richtige Moment, um sich in diesem kleinen, aber dynamischen Markt mit großem Entwicklungspotenzial zu engagieren.