Weltkugel ist auf einem grünen Gras platziert, darüber zeigt sich eine grafische Visualisierung zum Thema Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit, Sonnenstrahlen ragen von oben in das Bild hinein
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Israel: Branchenprofil Umwelttechnologie

Wissenswertes über das Startup-Ökosystem und Innovationstrends

Lesedauer: 4 Minuten

Israel
10.04.2024

Branche und Marktsituation

Obwohl israelische Firmen eine beeindruckende Anzahl innovativer Technologien auf dem Umweltsektor entwickelt und im Bereich der Wassertechnologien zu den Weltmarktführern gehören, herrscht im Land in Sachen Umweltschutz nach wie vor großer Nachholbedarf. 

Israel belegte beim Environmental Performance Index 2022, eine alle zwei Jahre von den Universitäten Yale und Columbia in Kooperation mit dem Weltwirtschaftsforum erstellten Rangliste der „Umweltleistungsfähigkeit“ den 57. Platz von 180 Ländern. Österreich rangierte auf Platz 8.

Trotz des enormen Potenzials für Solarenergie machten erneuerbare Quellen im Jahr 2022 nur 10 % der gesamten Energieversorgung aus. Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix des Landes gehört somit zu den niedrigsten in allen OECD-Ländern (der OECD-Durchschnitt im Jahr 20222 lag bei 23,5 %). Der Anteil der Kohle blieb mit 22 % weiterhin hoch und Erdgas lag mit 68 % an der Spitze der Energieträger.

Die Abfallverwertung stellt eines der vordringlichsten Umweltprobleme des Landes dar. Die Ursachen hierfür sind bürokratische Hürden, mangelnde Koordination zwischen Kommunen und privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie die fehlende Disziplin der Endverbraucher in Bezug auf Mülltrennung in den Haushalten. Unterm Strich wurden im Bereich Abfallverwertung in den letzten 15 Jahren kaum Fortschritte gemacht.  So belegte Israel im Jahr 2021 im Bereich des städtischen Abfallrecycling den 23. Platz von 26 OECD-Ländern. Der Prozentsatz der recycelten Abfälle betrug in Israel ca. 24 %, verglichen mit einem Durchschnitt von 57,3 % in den OECD-Ländern.

Der Großteil des Mülls wird weiterhin auf Deponien entsorgt, die zunehmend an den Rand ihrer Kapazitäten gelangen. Trotz der Problematik beim Thema Recycling kann Israel in anderen Feldern auf dem Gebiet des Umweltschutzes Israel jedoch auch einige Erfolge verbuchen.

Israel hat sich das Klimaziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 85 Prozent gegenüber dem Stand von 2015 zu senken, und hat sich als unmittelbares Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2030 um 27 Prozent zu reduzieren.

Israel hat im Mai 2019 einen ehrgeizigen Prozess eingeleitet: den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen, nachhaltigen und florierenden Wirtschaft bis 2050. "Israel 2050" ist ein umfassendes Programm, das von verschiedenen Ministerien, der OECD und dem Israel Democracy Institute ausgearbeitet und geleitet wird und sich mit den Themen Verkehr, Energie, Gebäude und Städte, Industrie, Handel und Abfall befasst.

Das Projekt, welches den europäischen Richtlinien folgt, wird das „Verursacherprinzip" in die Abfallwirtschaft integrieren und die Verantwortung und die Kosten für die Abfallbehandlung den Abfallerzeugern auferlegen. Sie werden nach und nach verpflichtet, getrennte, recycelbare Abfallströme zu sammeln und die Deponierung unbehandelter Abfälle zu verbieten.

Die Umsetzung solcher Pläne rückt jedoch aufgrund des Gaza-Krieges, und der anhaltenden Spannungen innerhalb der regierenden Koalition, in den Hintergrund, weshalb im Bereich Umweltschutz in Israel vorerst wenig Fortschritt zu erwarten ist.

Aktuell gibt es 360 israelische Startups, welche innovative Produkte in Bereichen wie grüne Landwirtschaft, Fleischersatzprodukte, Wasserinfrastruktur, Recycling, innovative Materialien, Abfall und Lebensmittelabfälle entwickeln. Jedes sechste neue Startup ist ein Klimatechnologieunternehmen. Die meisten Startups, etwa 66 %, sind jünger als 7 Jahre. Über 55 % aller geförderten Startups befinden sich im Pre-Seed- oder Seed-Stadium. Bei den meisten – etwa 80 % – steht die Hardware im Mittelpunkt ihrer Innovationen (entweder ausschließlich Hardware oder kombiniert mit Software).

Die Aussichten für den israelischen Klima-Tech-Sektor bleiben optimistisch. Nach Angaben von PLANETech und der Innovationsbehörde fließen von jedem in israelische Hochtechnologie investierten Dollar 14 Cent in den Klimasektor, im Vergleich zu nur 10 Cent weltweit. Der Gesamtbetrag, der zwischen 2018 und H1 2023 in israelische Climate-Tech-Startups investiert wurde, beläuft sich auf 8,2 Milliarden Dollar, wobei allein 2022 2,3 Milliarden Dollar aufgebracht wurden.

Chancen für österreichische Unternehmen

Die Nachfrage nach technischen Lösungen für energieeffiziente und preiswertere Produktionsprozesse wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen und hier ist der Bedarf an internationalem Know-How groß.

Israel hat sein Potenzial für Innovation, Kommerzialisierung und Skalierung von Klimatechnologielösungen noch nicht ausgeschöpft. Die Regierung spielt eine aktive Rolle beim Vorantreiben des Climate-Tech-Ökosystems, aber auch private Investitionen und Kooperationen mit ausländischen Konzernen sind von großer Bedeutung.

Nach Angaben der israelischen Innovationsbehörde gibt es vor allem in den folgenden Bereichen noch Herausforderungen: Energieerzeugung und -speicherung; ökoeffiziente Wassertechnologien; ökoeffiziente Fertigung, Kreislaufwirtschaft, Abfall und neuartige Materialien mit niedrigem Treibhausgasausstoß; Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, Kohlenstofffinanzierung sowie Klimaüberwachung und -vorhersage.  Gefragt sind also vor allem Knowhow und Technologien von Firmen, die Erfahrung mit Umweltschutztechnologien, Messungen im Bereich Schadstoffe (Geräten), Müllentsorgung- und Recycling und für den Klimaschutz relevante Infrastruktur haben.

Momentan ist die Thematik Energiegewinnung aus Abfällen noch nicht so weit, dass es aktuell schon eindeutige Chancen für Unternehmen aus Österreich gibt. Da die israelische Regierung jedoch plant bis 2030 knapp 2 % des Stroms aus Abfällen zu erzeugen, könnte sich das in nicht allzu weiter Zukunft ändern. Gefragt wären dann technisches Know-How von Unternehmen, die hier schon Erfahrung haben oder sogar auf die Stromerzeugung aus Abfällen spezialisiert sind. Im Unterbereich Bauabfälle wird eine Verbesserung angestrebt, was den illegal abgeladenen Baumüll betrifft. Um dies besser zu kontrollieren, braucht es weitere und vor allem staatlich regulierte Entsorgungsanlagen. Auch hier können österreichische Firmen punkten.

In den nächsten Jahren werden Lösungen zur Abwasserentsorgung hilfreich sein, da die Menge des Abwassers aufgrund der wachsenden Bevölkerung zunimmt. Hier sind besonders Lösungen gefordert, die die Qualität des geklärten Abwassers aufwertet, sodass es im Sinn der Wasser-Kreislaufwirtschaft für die Landwirtschaft benutzt werden kann.

Da Luftverschmutzung ein vordringliches Gesundheitsrisiko für die Gesamtbevölkerung darstellt, sind in diesem Bereich zahlreiche Maßnahmen vorgesehen. Neben der Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Erdgas sind auch strengere Auflagen und verstärkte Kontrollen der Industrieemissionen, wie die oben erwähnte CO2-Steuer, geplant. In Anbetracht der Tatsache, dass der Verkehr für bis zu 50 % der Schadstoffemissionen verantwortlich ist, wird der Einsatz von Hybrid-Taxis und Elektrobussen subventioniert und ein Carsharing-System mit Elektroautos in Ballungszentren eingeführt. Ferner ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes und die Einrichtung verkehrsberuhigter Zonen Teil des Regierungsplans. Auf dem Verkehrsmanagement-Sektor sind Technologien im Bereich Messung, Umsetzung und Überwachung gefragt. Es besteht großes Interesse am Erfahrungsaustausch mit europäischen Großstädten auf dem Sektor des Verkehrsmanagements.

Falls Sie Interesse an unserem ausführlichen Branchenreport „Umwelttechnologie“ oder Fragen zu einem bestimmten Sektor haben, wenden Sie sich bitte an das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv

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