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Zwei Personen mit Schutzhelmen spazieren durch Anlage mit Solarpaneelen, im Hintergrund Windräder
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Marokkos industrielle Dynamik: von Nearshoring bis hin zu nachhaltiger Transformation

Marokko positioniert sich als nachhaltiger Industrie- und Logistikstandort vor Europas Haustür – vielfältige Chancen für österreichische Unternehmen in Automobil, Energie, Infrastruktur und Landwirtschaft.

Lesedauer: 2 Minuten

Marokko Energiewirtschaft Automotive Elektro/Elektronik/Mechatronik
18.06.2025

Marokkos Automobilindustrie als Wachstumsmotor

Marokko hat sich in den letzten Jahren als einer der führenden Industrie- und Logistikstandorte Afrikas etabliert – mit einer klaren Vision: ein nachhaltiger, wettbewerbsfähiger Produktionshub an der Schnittstelle zwischen Europa und Afrika zu werden. Für österreichische Unternehmen eröffnet sich dadurch ein vielversprechendes Investitionsumfeld, insbesondere in den Bereichen Automobil, Energie, Infrastruktur und Landwirtschaft.

Die marokkanische Automobilindustrie ist nunmehr mit 33 % Exportanteil die wichtigste Branche für den nationalen Außenhandel. Das Land ist im Jahr 2023 zum größten Automobilexporteur Afrikas avanciert. Zwei bedeutende OEMs – Renault (Tanger, Casablanca) und Stellantis (Kénitra) – sowie über 250 Zulieferunternehmen produzieren jährlich mehr als 500.000 Fahrzeuge. Mit einem klaren Ziel von 1 Million produzierten Einheiten pro Jahr bis 2025 positioniert sich Marokko bereits heute als führender Autoexporteur Afrikas und überholt in Teilen sogar europäische Standorte wie Rumänien wie zum Beispiel bei der Dacia-Produktion. Die dazu steigende Nachfrage nach E-Mobilität, schafft gemeinsam mit der Zuliefererindustrie für hochspezialisierten Komponenten attraktive Anknüpfungspunkte für österreichische Unternehmen.

Energie, Rohstoffe und Nachhaltigkeit als Standortvorteile

Dieses industrielle Wachstum benötigt Energie – zunehmend aus erneuerbaren Quellen. Marokko verfolgt ambitionierte Strategien im Bereich grüner Wasserstoff, Solar- und Windenergie. Großprojekte mit internationalen Partnern (u. a. Fortescue, TotalEnergies, Cepsa) sind bereits in Umsetzung. Gleichzeitig diversifiziert Marokko seine Gasversorgung durch LNG-Importe, insbesondere aus den USA und Katar. Institutionen wie die MASEN (Marokkanische Agentur für nachhaltige Energie) und die AMDIE als zentrale Investitionsförderagentur sind dabei relevante Akteure im Land. Ein weiterer strategischer Vorteil liegt im Phosphatsektor: Mit über 70 % der globalen Reserven ist Marokko weltweiter Marktführer. Die OCP Group, ein staatlicher Konzern, treibt die Veredelung und den Export dieses Rohstoffs in hohem Maß voran.

Im Bereich der Wasserwirtschaft sind Technologien und Produkte rund um innovative Entsalzungsanlagen, Trinkwasserversorgung und auch Bewässerung gefragt, um die Bewirtschaftung von 5.200 Hektar landwirtschaftlicher Fläche sicherstellen.

Marokko plant den Bau von insgesamt 20 Entsalzungsanlagen bis 2030, darunter Großprojekte in der Region Casablanca. Die Entsalzungs-Anlage in Agadir wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben, insbesondere durch Strom aus dem Solarkraftwerk Noor Ouarzazate.

Chancen für österreichische Unternehmen durch Infrastruktur und Nearshoring

Neben den genannten Bereichen bieten auch Sektoren wie IKT, maritime Wirtschaft, Holz/Papier, Agrar- und Lebensmittelverarbeitung attraktive Kooperationsfelder.

Das Greifen der marokkanischen Modernisierungsbemühungen im Industriebereich spiegelt sich in 17,7 % steigenden österreichischen Exporten von Maschinenbauerzeugnissen wider und lässt zahlreiche Betriebe Produktionen oder ganze Fertigungsstätten nach Marokko verlagern. Die strategische Lage, wettbewerbsfähige Arbeitskosten, attraktive Förderprogramme, Zollfreizonen und eine dynamische, junge Bevölkerung machen Marokko zu einem idealen Standort für Nearshoring.

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