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Wirtschaft schlägt Alarm: Kärnten muss jetzt in die IT-Bildung investieren

245 Millionen Euro an Wertschöpfung entgehen dem Bundesland Kärnten jährlich durch unbesetzte IT-Stellen – und die Lage spitzt sich dramatisch zu: Bis 2030 werden bis zu 2.300 IT-Fachkräfte fehlen. Aktuelle Studien zeigen den klaren Handlungsbedarf. Aufgrund dieser Fakten hat die WK-Fachgruppe UBIT mit Obmann Martin Zandonella einen umfassenden Maßnahmenkatalog erstellt, der sich an die Politik richtet.

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04.08.2023

Ohne IT verliert Kärnten an Wirtschaftskraft, Beschäftigung und Wohlstand. „Und das schneller als einigen bis jetzt bewusst ist“, sagt Martin Zandonella, Obmann der WK-Fachgruppe UBIT. Aufgrund aktueller Studien hat er sich intensiv mit der IT-Bildung in Kärnten auseinandergesetzt und einen umfangreichen Forderungskatalog erstellt. „IT ist heutzutage ein Treiber des digitalen Wandels und ein Erfolgsfaktor für einen Wirtschaftsstandort. Aber wenn die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen, verliert Kärnten auf breiter Ebene an Wettbewerbsfähigkeit“, warnt Zandonella. Das betrifft nicht nur die IT-Branche selbst, sondern die gesamte Wirtschaft. Jedes Unternehmen ist auf Mitarbeiter:innen mit IT-Kompetenz angewiesen.

245 Millionen Euro gehen durch unbesetzte IT-Stellen verloren

Durch derzeit 1.400 unbesetzte IT-Stellen verliert der Wirtschaftsstandort Kärnten jährlich 245 Millionen Euro an Wertschöpfung. Diese Zahl wird bis 2030 auf über 400 Millionen Euro klettern. „Laut aktuellen Studien werden in den nächsten sieben Jahren bis zu 2.300 IT-Fachkräfte allein in Kärnten fehlen, das sind alarmierende Zahlen“, so Zandonella. Die Politik müsse jetzt handeln und IT-Bildung auf allen Ebenen fördern. „Ohne IT-Fachkräfte wird es weder eine grüne noch eine digitale Transformation im Land geben“, unterstreicht Zandonella.

Zehn konkrete Vorschläge der WK-Fachgruppe UBIT um den IT-Fachkräftemangel in Kärnten entgegenzusteuern

  1. Kindergärten und Volksschulen stärker auf die MINT-Fächer ausrichten
  2. Rollenklischees aufbrechen und spezielle Maßnahmen für mehr Mädchen und Frauen in technischen Berufen schaffen
  3. Digitales Lernen als verpflichtenden Bestandteil der pädagogischen Aus- und Weiterbildung verankern
  4. Bildungs- und Berufsorientierung neu gestalten – Berater:innen müssen alle Angebote in Kärnten verpflichtend kennen und kein Naheverhältnis zu Schulen oder Schultypen haben, auch Eltern gehören aktiv in die Berufsorientierung eingebunden
  5. Studienstandort Kärnten attraktiver machen, zum Beispiel mit Stipendien oder günstigen Wohnungen und dadurch auch die Abwanderung von High Potentials stoppen
  6. Hochschulen, HTLs und Schulen flächendeckend vernetzen
  7. Vernetzung von HTL und Sekundarstufe 1 im Unterricht, zum Beispiel in der digitalen Grundbildung und im Coding
  8. Berufsbegleitende Studien erweitern und praxisfreundlicher gestalten
  9. Duale Akademie in den Schulen und bei inaktiven Studierenden bekannter machen
  10. Neue Lehrberufe und die verschiedenen Möglichkeiten der Lehre fördern – auch mit Anreizen für Wieder- und Quereinsteiger:innen

Gute Ausbildung, aber wenig Absolvent:innen

„Der breiten Masse sind die Berufs- und Karrieremöglichkeiten in der IT noch nicht bekannt. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich hier sehr viel getan. Die verschiedenen IT-Ausbildungen in Kärnten sind gut, aber es kommen zu wenige Fachkräfte in die Wirtschaft“, weiß Zandonella. Bewerbungen an den HTLs haben abgenommen und die Drop-out-Quote hat zugenommen. „Von den rund 240 HTL-Absolventen jährlich gehen rund 100 studieren, aber nur 40 davon in Kärnten.

Aktuelle Studien des Industriewissenschaftlichen Instituts und des Kärntner Institutes für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung zeigen weitere Probleme auf:
Unsere Fachhochschule ist im Technikbereich in den vergangenen Jahren langsamer gewachsen als es in den anderen Bundesländern der Fall war. Im Schnitt gibt es in Kärnten im Technikbereich jährlich nur 22 Bachelor- und 10 Masterabsolvent:innen an der Fachhochschule, an der Alpen-Adria-Universität sind es im Schnitt 40 Bachelor- und 30 Master-Absolvent:innen. „In Summe sind das jährlich 70 Bachelor-Absolvent:innen und rund 80 HTL-Absolvent:innen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und davon bleibt nur ein Teil in Kärnten. Das ist viel zu wenig“, sagt Zandonella. Die Wirtschaft bräuchte weit mehr IT-Fachkräfte – denn pro Jahr entstehen bis zu 600 neue Stellen im IT-Bereich. Nur ein Bruchteil davon kann aus heutiger Sicht besetzt werden.

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