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Porträt von einer Frau mit blonden Haaren
© Nina Hader

Zukunft braucht Vielfalt: Wie das CIC Integration neu denkt

Alexandra Truppe, Geschäftsführerin des Carinthian International Center (CIC), spricht über strategische Entwicklungen, Herausforderungen im Onboarding und neue Programme, die besonders der Industrie zugutekommen.

Lesedauer: 4 Minuten

03.11.2025

Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit bei der Integration internationaler Fachkräfte in die Kärntner Industrie?

Alexandra Truppe: Nach wie vor stellen Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und bürokratische Hürden große Herausforderungen dar. Hinzu kommen Themen wie die Integration der Familie, Fragen der Kinderbetreuung und beruflichen Perspektiven für mitziehende Partner:innen. In der Industrie sind diese Faktoren besonders relevant, da viele Positionen hochqualifiziertes Personal erfordern - häufig aus dem Ausland. Deshalb setzen wir im CIC auf ein umfassendes Onboarding, das neben klassischen Relocation-Services auch soziale, sprachliche und kulturelle Integration fördert.

Welche Entwicklungen haben Sie im letzten Jahr speziell für die Industrie auf den Weg gebracht?

Wir haben unsere Programme stark weiterentwickelt, unter anderem mit einem neuen Matching-Format für internationale Studierende, die wir gezielt mit Industrieunternehmen in Kärnten zusammenbringen. Zudem wurde unser Programm für Dual Career Couples ausgebaut: Partner:innen internationaler Fachkräfte erhalten individuelle Karriereberatung und gezielte Weiterbildungen - mit einer Vermittlungsquote von aktuell 85 Prozent. Darüber hinaus ist das CIC seit 2024 auch operativer Partner der neuen Fachkräfteagentur des Landes Kärnten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, international rekrutierte Fachkräfte mit strukturierten Integrationsmaßnahmen langfristig an die Region zu binden - 2025 etwa werden über 100 Pflegekräfte nach Kärnten kommen. Das ist nicht nur für das Gesundheitswesen ein Gewinn, sondern entlastet auch die Industrie, denn gesicherte Pflegeinfrastruktur ermöglicht es vielen Mitarbeitenden weiterhin ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen.

Welche Rolle spielt das Thema Fachkräftemangel in Ihrer täglichen Arbeit?

Der Fachkräftemangel ist in der Industrie deutlich spürbar - besonders in technischen Bereichen wie Metall, Maschinenbau oder IT. In Kärnten sind laut AMS jährlich tausende Stellen unbesetzt, ein Trend, der sich durch den demografischen Wandel weiter verschärft. Internationale Fachkräfte sind daher nicht nur eine kurzfristige Lösung, sondern ein strategischer Schlüssel für den wirtschaftlichen Fortbestand unserer Region. Als CIC sorgen wir gemeinsam mit der Fachkräfteagentur des Land Kärnten dafür, dass diese Talente nicht nur ankommen, sondern auch bleiben.

Was empfehlen Sie Industrieunternehmen, um internationale Fachkräfte erfolgreich zu integrieren?

Ein nachhaltiger Integrationsprozess beginnt weit vor dem ersten Arbeitstag. Wir empfehlen ein strukturiertes Onboarding, das bereits im Pre-Boarding ansetzt - etwa mit digitalen Infopaketen, Webinaren oder Orientierungstagen. Maßnahmen wie Buddy-Systeme, Welcome-Breakfasts und interkulturelle Schulungen schaffen zusätzlich Sicherheit und Zugehörigkeit. In der Zusammenarbeit mit dem CIC können Unternehmen auf ein umfassendes Unterstützungsangebot zurückgreifen - von der Wohnungssuche über Schul- und Kindergartenplätze bis zur sozialen Integration der gesamten Familie. Unsere wichtigste Empfehlung an Industriebetriebe lautet jedoch: Kalkulieren Sie in jedem Relocation-Paket unbedingt auch die Karriereberatung für Partner:innen mit ein. Denn nur wenn die gesamte Familie - beruflich wie privat - in Kärnten ankommen kann, entsteht jene langfristige Bindung, die internationale Fachkräfte motiviert, zu bleiben.

Gibt es dazu spezielle Programme?

Unser Programm für Dual Career Couples hat sich dabei besonders bewährt: Mit individuell abgestimmten Karriereplänen, gezielten Weiterbildungen und Coachings begleiten wir Partner:innen qualifizierter Arbeitskräfte erfolgreich in den regionalen Arbeitsmarkt - mit einer Vermittlungsquote von 85 Prozent. Dieser nachhaltige Ansatz wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: mit dem HR Award in der Wiener Hofburg sowie dem renommierten Constantinus Award der Wirtschaftskammer Österreich. Beide Auszeichnungen bestätigen die Relevanz und Wirkung unseres integrativen Zugangs - nicht nur für die Unternehmen, sondern für den Wirtschaftsstandort Kärnten insgesamt.

Welche Best-Practice-Beispiele sehen Sie aktuell?

Viele Kärntner Industriebetriebe setzen bereits heute auf ganzheitliches Onboarding. Erfolgreiche Maßnahmen reichen von Pre-Boarding-Phasen über Welcome Packages, Buddy-Systeme, Onboarding-Pläne bis hin zu interkulturellen Workshops. Besonders wirkungsvoll sind auch gemeinsame Social Events oder Welcome Days für gesamte Familien. Viele unserer Partnerunternehmen arbeiten eng mit dem CIC zusammen, um von unserem Know-how, unserem Netzwerk und unseren Serviceangeboten zu profitieren. Diese Kooperationen zahlen sich aus: Sie reduzieren Fluktuation, erhöhen die Zufriedenheit - und schaffen langfristige Perspektiven für internationale Teams in der Kärntner Industrie.

Und was braucht es darüber hinaus?

Wir orientieren unsere Arbeit im CIC nicht nur an Erfahrungswerten, sondern auch an Daten: Mit der Carinthia Expat Insider Survey haben wir erstmals eine strukturierte Umfrage unter internationalen Fachkräften in Kärnten durchgeführt. Sie zeigt klar: Fachkräfte schätzen die beruflichen Chancen und die Lebensqualität in Kärnten - nennen aber auch konkrete Hürden, etwa beim Zugang zum Arbeitsmarkt für Partner:innen, bei Kinderbetreuung und der sozialen Integration. Diese Ergebnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung unserer Angebote ein - etwa in unsere Programme für Dual Career Couples oder die Netzwerkformate für Familien. Sie bilden auch die Grundlage für unser zweites Magazin "Vom Ankommen zum Bleiben", das Geschichten, Herausforderungen und gute Praxisbeispiele sichtbar macht. So gelingt es uns, aus Einzelmaßnahmen eine strategische Willkommenskultur zu gestalten - gemeinsam mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Politik.

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