Inflation treibt Schwarzarbeit in die Höhe
Während Unternehmen über Auftragsmangel klagen, floriert die Schattenwirtschaft. Die schwächelnde Konjunktur sowie die hohe Inflation lassen die „schwarz“ verdienten Einnahmen weiter in die Höhe schnellen. Allein in Kärnten wurde auf diese Art eine Milliarde Euro ohne Rechnung umgesetzt und an Steuern und Sozialabgaben vorbeigeschleust.
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Je schwieriger die Zeiten, desto mehr Kärntnerinnen und Kärntner greifen auf die Dienste von Pfuschern zurück. Um den fairen Wettbewerb zu schützen, bekämpft die Wirtschaftskammer Kärnten mit dem Erhebungsreferat alle Formen der unbefugten Gewerbeausübung und der organisierten Schwarzarbeit. Waldemar Wagner, Leiter des Referats: „Insgesamt wurden im Vorjahr rund 600 Pfuscher-Meldungen erfasst, davon wurden über 100 Fälle zur Anzeige gebracht. Die meisten Fälle gab es in den Bezirken Klagenfurt Stadt, Villach Land und Villach Stadt, die wenigsten im Bezirk Hermagor.“
Die Schattenwirtschaft floriert längst nicht nur im Baugewerbe und bei Handwerksbetrieben, auch im Bereich der „haushaltsnahen Dienstleistungen“ sowie im Transportgewerbe hat sie zugenommen. „Wir haben den gesetzlichen Auftrag, begründeten Verdachtsfällen nachzugehen und arbeiten auch mit Detekteien zusammen. Der Fokus liegt auf der Verhinderung von organisiertem Pfusch. In Kärnten sind im Zeitraum von 1. Jänner bis 31. Dezember 2023 mehr als eine Milliarde Euro durch Pfusch verloren gegangen“, bilanziert Christian Starzacher, verantwortlicher Funktionär für das Erhebungsreferat.
Expertenmeinung
Laut einer aktuellen Studie des Ökonomen und Schwarzarbeitsexperten Friedrich Schneider von der Universität Linz ist der Wert der illegal erbrachten Dienstleistungen österreichweit im Jahr 2023 aufgrund der hohen Inflation und der Konjunkturflaute um 15 Prozent gestiegen - das ist der höchste Anstieg seit mehr als 25 Jahren. Für 2024 rechnet der Ökonom wegen des sehr gering prognostizierten Wirtschaftswachstums von 0,35 Prozent und der weiterhin erwarteten hohen Inflation von 6,6 Prozent mit einem Anstieg der Schattenwirtschaft um 3,80 Prozent. Damit würde die Schattenwirtschaft in Österreich rund 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Die größten Verlierer, so der Studienautor, sind der Staat und die Sozialversicherungsträger. Nach Schätzungen von Schneider entgehen beiden Institutionen österreichweit jährlich Beiträge in der Höhe von 2 bis 3,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen die Kosten für Unfälle oder Arbeitsunfähigkeiten der Pfuscher, die von der Unfall- bzw. Krankenversicherung getragen werden müssen.
Auch wenn laut der Studie von Prof. Schneider die Wirtschaft in Teilbereichen von Pfusch profitiert, sind die Gewerbetreibenden, die ihre Leistungen zu fairen Bedingungen im freien Wettbewerb am Markt anbieten und damit Arbeitsplätze sichern, durch entgangene Aufträge ebenfalls Leidtragenden.
Maßnahmen gegen Schwarzarbeit gefordert
Was tun gegen Schwarzarbeit? „Wir fordern die Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr. Auch die seit langem geforderte Senkung der Lohnnebenkosten könnte die Schattenwirtschaft eindämmen“, so Starzacher abschließend.
Meldung von Verdachtsfällen
Das Erhebungsreferat der Wirtschaftskammer Kärnten geht konkreten Hinweisen auf Verdachtsfälle nach. Diese können entweder über ein Online-Formular unter wkktn.at/pfuschermeldung, per E-Mail an erhebungsreferat@wkk.or.at
oder telefonisch über die Pfuscher-Hotline von Montag bis Samstag in der Zeit von 8 und 17 Uhr unter 0676 / 88 5868 470 gemeldet werden.