Spartenobmann Martin Zandonella
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Wirtschaft schlägt Alarm: Kärnten muss jetzt in die IT-Bildung investieren

245 Millionen Euro an Wertschöpfung entgehen dem Land Kärnten jährlich durch unbesetzte IT-Stellen –  und die Situation spitzt sich dramatisch zu: Bis 2030 werden bis zu 2.300 IT-Fachkräfte fehlen. Aktuelle Studien belegen den Handlungsbedarf. Auf Basis dieser Fakten hat die WK-Fachgruppe UBIT unter Obmann Martin Zandonella einen umfassenden Maßnahmenkatalog erarbeitet, der sich an die Politik richtet.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023

Ohne IT verliert Kärnten an Wirtschaftskraft, Beschäftigung und Wohlstand. „Und das schneller als manchem bisher bewusst ist“, sagt Martin Zandonella, Obmann der WK-Fachgruppe UBIT. Auf Basis aktueller Studien hat er sich intensiv mit der IT-Ausbildung in Kärnten auseinandergesetzt und einen umfangreichen Forderungskatalog erstellt. „IT ist heute ein Treiber des digitalen Wandels und ein Erfolgsfaktor für einen Wirtschaftsstandort. Wenn aber die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen, verliert Kärnten auf breiter Ebene an Wettbewerbsfähigkeit“, warnt Zandonella. Das betrifft nicht nur die IT-Branche selbst, sondern die gesamte Wirtschaft. Jedes Unternehmen ist auf Mitarbeiter:innen mit IT-Kompetenz angewiesen.

Bis 2030 über 400 Millionen Euro Wertschöpfungsverlust

Durch derzeit 1.400 unbesetzte IT-Arbeitsplätze entgehen dem Wirtschaftsstandort Kärnten jährlich 245 Millionen Euro an Wertschöpfung. Dieser Wert wird bis 2030 auf über 400 Millionen Euro ansteigen. „Laut aktuellen Studien werden in den nächsten sieben Jahren allein in Kärnten bis zu 2.300 IT-Fachkräfte fehlen, das sind alarmierende Zahlen“, so Zandonella. Die Politik müsse jetzt handeln und die IT-Ausbildung auf allen Ebenen forcieren. „Ohne IT-Fachkräfte wird es weder eine grüne noch eine digitale Transformation im Land geben“, betont Zandonella.

10 konkrete Vorschläge der WK-Fachgruppe UBIT um den IT-Fachkräftemangel in Kärnten entgegenzusteuern:

  1. Kindergärten und Volksschulen stärker auf die MINT-Fächer ausrichten
  2. Rollenklischees aufbrechen und spezielle Maßnahmen für mehr Mädchen und Frauen in technischen Berufen schaffen
  3. Digitales Lernen als verpflichtenden Bestandteil der pädagogischen Aus- und Weiterbildung verankern
  4. Bildungs- und Berufsorientierung neu gestalten – Berater:innen müssen alle Angebote in Kärnten verpflichtend kennen und kein Naheverhältnis zu Schulen oder Schultypen haben, auch Eltern gehören aktiv in die Berufsorientierung eingebunden
  5. Studienstandort Kärnten attraktiver machen, zum Beispiel mit Stipendien oder günstigen Wohnungen und dadurch auch die Abwanderung von High Potentials stoppen
  6. Hochschulen, HTLs und Schulen flächendeckend vernetzen
  7. Vernetzung von HTL und Sekundarstufe 1 im Unterricht, zum Beispiel in der digitalen Grundbildung und im Coding
  8. Berufsbegleitende Studien erweitern und praxisfreundlicher gestalten
  9. Duale Akademie in den Schulen und bei inaktiven Studierenden bekannter machen
  10. Neue Lehrberufe und die verschiedenen Möglichkeiten der Lehre fördern – auch mit Anreizen für Wieder- und Quereinsteiger:innen

Gute Ausbildung, aber wenig Absolvent:innen

„Die Berufs- und Karrieremöglichkeiten in der IT sind der breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Gerade in den letzten Jahren hat sich viel getan. Die verschiedenen IT-Ausbildungen in Kärnten sind gut, aber es kommen zu wenige Fachkräfte in die Wirtschaft“, weiß Zandonella. Die Bewerbungen an den HTLs sind rückläufig, die Drop-Out-Quote steigt. Von den rund 240 HTL-Absolventen pro Jahr gehen rund 100 an die Universitäten, davon aber nur 40 nach Kärnten.

Aktuelle Studien des Industriewissenschaftlichen Instituts und des Kärntner Institutes für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung zeigen weitere Probleme auf: Die Fachhochschule ist im Technikbereich in den vergangenen Jahren langsamer gewachsen als es in den anderen Bundesländern der Fall war. Im Schnitt gibt es in Kärnten im Technikbereich jährlich nur 22 Bachelor- und 10 Masterabsolvent:innen an der Fachhochschule, an der Alpen-Adria-Universität sind es im Schnitt 40 Bachelor- und 30 Master-Absolvent:innen. „In Summe sind das jährlich 70 Bachelor-Absolvent:innen und rund 80 HTL-Absolvent:innen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und davon bleibt nur ein Teil in Kärnten. Das ist viel zu wenig“, sagt Zandonella. Die Wirtschaft bräuchte weit mehr IT-Fachkräfte – denn pro Jahr entstehen bis zu 600 neue Stellen im IT-Bereich. Nur ein Bruchteil davon kann aus heutiger Sicht besetzt werden.

Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Sparte Information und Consulting
Kurt Wolf
T 05 90 90 4-760
kurt.wolf@wkk.or.at
ubit-kaernten.at
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