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Worthington
© Worthington Cylinders GmbH
Metalltechnische Industrie, Fachgruppe

Worthington Cylinders GmbH: Unter Hochdruck weltweit erfolgreich

Lesedauer: 4 Minuten

10.09.2025

Worthington Cylinders GmbH

Die Kulisse ist mit „beschaulich“ ganz gut beschrieben. Dichte Wälder entlang der Straße, gepflegte Einfamilienhausgärten, saftige Wiesen, kleine Teiche und der Bahnhof des „Ötscherland-Express“, einer Museumsbahn, deren Dampflok und offenen Waggons Fahrgäste über die steilste Schmalspurbahn Österreichs nach Pfaffenschlag transportieren, prägen die Umgebung. Nichts erinnert in Kienberg-Gaming an einen Industriebetrieb mit einer über 200-jährigen Geschichte, rund 350 Beschäftigten und einer Exportquote von 99 Prozent.  

Aber bereits 1817 entstand hier eine Schmiede, in der Achsen für Kutschen produziert wurden, die in der gesamten Donaumonarchie begehrt waren. Im Ersten Weltkrieg stellte der königlich-kaiserliche Hoflieferant die Produktion auf Granaten um. Daraus wuchs schließlich die Idee für Stahlflaschen. Die Achsenschmiede wurde 1974, die Gießerei 1987 stillgelegt. Bei der Produktion der Druckgasbehälter gilt man dagegen mittlerweile als Weltmarktführer.  

Flaschen erfüllen strengste Anforderungen 

„Auch wenn die Drücke der abgefüllten Gase immer höher werden: Unsere Flaschen erfüllen die strengsten Anforderungen“, betont Timo Snoeren. Zusammen mit Franz Puchegger bildet er die Geschäftsführung der Worthington Cylinders GmbH in Kienberg-Gaming, einem Mitgliedsbetrieb der Metalltechnischen Industrie Niederösterreich. „Wir produzieren die sichersten und leichtesten Stahlflaschen, noch dazu die mit der besten Lackierung“, wirbt Puchegger für das Hochsicherheitsprodukt „made in Kienberg“. So werden die Flaschen aus einem Stahlblock und ohne Schweißnaht gefertigt, was sie noch sicherer macht. Jährlich verlassen etwa 750.000 Druckgasflaschen das Werk, geliefert wird weltweit in über 70 Länder.

Bedarf an den sicheren Flaschen für Schweiß-, Labor‑ oder medizinische Gase haben die unterschiedlichsten Kund:innen - unter anderem Industriebetriebe in der Schweißtechnik, Labor‑ und Medizintechnik, Bier‑ und Getränkeindustrie, Wasseraufbereitung ebenso wie Feuerlöscherproduzenten oder Automobil‑Hersteller, die Tanks für alternative Kraftstoffsysteme benötigen sowie Anbieter von Atemluft-, Tauch- und Sauerstoffflaschen.  

27.000 Tonnen Stahl

Allein in Kienberg-Gaming werden dafür jährlich rund 27.000 Tonnen Stahl verarbeitet - was in etwa zweieinhalb Mal der Masse des Eiffelturms entspricht. 1998 wurde das niederösterreichische Unternehmen Teil des global agierenden US-amerikanischen Konzerns Worthington Enterprises, der weltweit an 48 Standorten über 11.000 Mitarbeiter:innen verfügt. Der Innovationsdruck ist entsprechend hoch. „Daher fragen wir unter anderem am Markt nach dem Modell ‘Voice of Customer’, welche Verbesserungen erwünscht sind“, erklärt Snoeren einen strategischen Entwicklungsansatz.  

Als ein Ergebnis wurde 2014 die modernisierte Stahlflaschenserie „New Age“ etabliert, bei der das Gewicht um bis zu fünf Prozent reduziert und damit auch der Energiebedarf beim Transport reduziert wurde. Bereits 1992 stellte man Acetylen‑Speichermasse auf asbestfreie Varianten um; seit 2016 kommt die eigens entwickelte „Longlife PowerCoat“-Pulverbeschichtung zum Einsatz, die Korrosionsschutz und Langlebigkeit optimiert. 

Das Werk in Kienberg ist mehrfach nach diversen Qualitätsnormen zertifiziert – eine Seltenheit im Stahlflaschenbau - und zieht als solches regelmäßig Benchmarking‑Besuche aus anderen Industrieunternehmen an. Auch als Arbeitgeber wurde das Unternehmen mehrfach ausgezeichnet: zwölf Mal in Folge Österreich‑weit erster Platz der Kategorie L beim Award „Great Place to Work“, mit besonderem Fokus auf Diversität, Inklusion, Mitarbeiterbeteiligung und offene Kommunikation.  

Grüne Energie

Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, Prozessinnovationen, Produkten und Absatzmärkten ist man zuletzt auch beim Thema „grüne Energie“ fündig geworden. So wurde Anfang der 2020er-Jahre ein eigener Geschäftsbereich „Sustainable Energy Solutions“ gegründet. Mit neuen Produkten wie leichtgewichtige 700-Bar-Verbundflaschen aus Aluminium‑ oder Kunststofflinern mit Carbon-Verstärkung wird seither der Wasserstoffmarkt bedient. Zum Einsatz kommen sie in der Wasserstoffmobilität sowie bei CNG‑Speicherlösungen für Pkw, Busse, Schiffe und Bahnen.

Joint-Venture mit dem norwegische Konzern Hexagon Composites    

Um am Markt für nachhaltige Energielösungen noch präsenter zu sein, wurde im Mai 2024 ein Joint-Venture mit dem norwegische Konzern Hexagon Composites gegründet, das von einem Managementteam in Kienberg aus geleitet wird. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung wurden im heurigen Juli die beiden deutschen und polnischen Tochtergesellschaften werden aus dem Kienberger Unternehmen ausgegliedert. Dadurch wird der Fokus wieder voll auf die Stahlflaschenproduktion und deren Wachstumsstrategie gelegt. – Back to the Roots, mit jahrzehntelanger Erfahrung und exzellenter Handwerkskunst.


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