Arbeiter auf einem Funkturm
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Die volkswirtschaftlichen Effekte der Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich

Erstmals liegen vollständige Berechnungen zu Bruttowertschöpfung, Beschäftigungseffekten, Steuern & Abgaben sowie Investitionen der beiden Schlüsselbranchen vor

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Aktualisiert am 26.09.2023

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica hat im Auftrag des Fachverbands Telekom|Rundfunk der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) erstmals die volkswirtschaftlichen Effekte der Telekommunikations- und Rundfunkbranche errechnet.

Die Studienergebnisse machen deutlich, welche wichtige stabilisierende Funktion der Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich - auch in Zeiten einer schwierigen Wirtschaftslage - zukommt. Die aktuellen Unsicherheiten im Zuge des Ukrainekrieges, gepaart mit den noch immer erkennbaren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden sich wohl noch länger negativ auf die österreichische Volkswirtschaft auswirken. "Im aktuellen Umfeld fungiert die Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich als Stabilitätsanker, da sie sowohl österreichweit Beschäftigung sichert, als auch jährlich hohe Steuerzahlungen leistet", unterstreicht Helga Tieben, Geschäftsführerin des Fachverbands Telekom|Rundfunk.

Rund 7,2 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung wurden im Jahr 2022 direkt durch die gesamte Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich erwirtschaftet. Über Vor- und Zuliefernetzwerk kamen entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch weitere rund 4,0 Mrd. Euro an indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten hinzu, sodass in Summe mehr als 11,2 Mrd. Euro an Wertschöpfung auf die Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich zurückzuführen waren. Dies entsprach einem Anteil von 2,81 Prozent an der gesamten österreichischen Wertschöpfung im Jahr 2022.

Mit den Wertschöpfungseffekten gingen Beschäftigungseffekte im Ausmaß von nahezu 49.000 Beschäftigungsverhältnissen einher, die direkt mit der Telekommunikations- und Rundfunkbranche verbunden sind. Der Gesamteffekt (inklusive indirekte und induzierte Effekte) beträgt fast 102.000 Beschäftigungsverhältnisse. Somit ist jeder 47. Beschäftigte in Österreich mittelbar und unmittelbar auf die Telekommunikations- und Rundfunkbranche zurückzuführen. Prof. Christian Helmenstein, Mitglied des Vorstandes von Economica, zur Telekommunikations- und Rundfunkbranche: "In der erweiterten Telekom- und Rundfunkbranche findet etwa 1 Prozent der Beschäftigten Anstellung. Diese erwirtschaften 1,8 Prozent der heimischen Bruttowertschöpfung, was die hohe Produktivität im Sektor unterstreicht."

Die der Telekommunikations- und Rundfunkbranche gesamt direkt zurechenbaren Löhne & Gehälter für das Jahr 2022 in Österreich umfassten ein Volumen von mehr als 2,6 Mrd. Euro. Ergänzt um die indirekten und induzierten Effekte ergab sich daraus ein gesamtösterreichischer Lohn- und Gehaltseffekt von mehr als 4,3 Mrd. Euro, der sich jährlich (nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung) positiv auf die heimische Kaufkraft auswirkte. Das entsprach 2,42 % der gesamten Bruttolohn- und Gehaltssumme in Österreich.

Im Jahr 2022 betrug die Höhe aller Steuern & Abgaben (Fiskalwirkung), die von der Telekommunikations- und Rundfunkbranche gesamt gezahlt oder im Namen Dritter eingehoben wurde – also deren direkter fiskalischer Effekt – mehr als 2,9 Mrd. Euro. Über alle Verursachungsebenen (d.h. direkte, indirekte und induzierte fiskalische Effekte) ergab sich insgesamt ein Steuer- und Abgabeneffekt in Höhe von nahezu 4,5 Mrd. Euro. "Dies entspricht beispielsweise 91 % des Aufkommens der veranlagten Einkommenssteuer und ist höher als das Aufkommen der Kapitalertragssteuer oder der Mineralölsteuer", betont Gerhard Haidvogel, Obmann des Fachverbands Telekom|Rundfunk.

Betrachtet man den fiskalischen Gesamteffekt nach Steuerarten, so entfielen rund 2,0 Mrd. Euro auf lohnabhängige Steuern und Abgaben, fast 380 Mio. Euro auf sonstige Produktionsabgaben und rund 1,5 Mrd. Euro auf die Umsatzsteuer. Inländischen Ertragsteuern (z. B. KöSt oder Einkommenssteuer) waren mehr als 330 Mio. Euro zuzurechnen. Die Gütersteuern addierten sich auf mehr als 160 Mio. Euro.

Investitionen im Telekommunikations- und Rundfunksektor 

In den Jahren 2018 bis 2022 tätigte der Telekommunikations- und Rundfunksektor insgesamt rund 3,7 Mrd. Euro wertschöpfungswirksame Investitionen. Durch diese Investitionen wurden rund 1,4 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung in Österreich direkt erwirtschaftet. Über Vor- und Zuliefernetzwerke kamen entlang der gesamten Wertschöpfung noch weitere rund 880 Mio. Euro an indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten hinzu, sodass in Summe fast 2,3 Mrd. Euro (kumuliert über fünf Jahre) an Wertschöpfung auf die Telekommunikations- und Rundfunkbranche in Österreich zurückzuführen waren.

Damit gingen Beschäftigungseffekte im Ausmaß von rund 13.600 Jahresbeschäftigungsverhältnissen (kumuliert über fünf Jahre) einher, die direkt mit den Investitionen der Telekommunikations- und Rundfunkbranche verbunden waren. Der Gesamteffekt (inklusive indirekte und induzierte Effekte) beträgt über 23.600 Beschäftigungsverhältnisse.

Die den Investitionen der Telekommunikations- und Rundfunkbranche in den Jahren 2018 bis 2022 direkt zurechenbaren Löhne & Gehälter in Österreich umfassten ein Volumen von mehr als 600 Mio. Euro (kumuliert über fünf Jahre). Ergänzt um die indirekten und induzierten Effekte ergab sich daraus ein gesamtösterreichischer Lohn- und Gehaltseffekt von nahezu 1 Mrd. Euro, der sich (nach Abzug von Steuern und Sozialversicherung) positiv auf die heimische Kaufkraft auswirkte.

Durch die von der Telekommunikations- und Rundfunkbranche in den Jahren 2018 bis 2022 getätigten Investitionen entstanden Steuern & Abgaben (Fiskalwirkung) direkt in der Höhe von fast 470 Mio. Euro, indirekt in der Höhe von über 280 Mio. Euro und induziert in der Höhe von 55 Mio. Euro, sodass sich insgesamt – über alle Verursachungsebenen – ein Steuer- und Abgabeneffekt in Höhe von über 800 Mio. Euro ergab. (PWK314/ES)