Bärtige Person mit grauen Haaren in Gillet im Portrait auf Einzelplatz in Zug sitzend, zur Seite blickend, hält Kaffeetasse in Hand, vor ihr verschwommen aufgeklappter Laptop, im Hintergrund roter Teppichboden und Sitzplätze
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Fachverband der Schienenbahnen begrüßt Rekordwachstum im Personenverkehr, mahnt jedoch Handlungsbedarf im Güterverkehr ein

Jahresbericht der Schienen Control zeigt bemerkenswerten Zuwachs im Personenverkehr – Stärkung des Schienengüterverkehrs nötig

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Aktualisiert am 20.11.2023

Der Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) nimmt Stellung zum kürzlich veröffentlichten Jahresbericht der Schienen Control und begrüßt den erzielten Angebotsrekord im Personenverkehr. Dies sei ein erfreulicher Trend, der die steigende Nachfrage der Fahrgäste in die Bahn als umweltfreundliche und zuverlässige Transportmöglichkeit bestätigt. "Dennoch möchten wir auf die herausfordernde Situation im Güterverkehr hinweisen, die im Jahresbericht der Schienen Control ebenfalls zum Ausdruck kommt. Obwohl der Personenverkehr floriert, steht der Güterverkehr unter Druck. Die steigenden Anforderungen an die Logistik und der wachsende internationale Wettbewerb stellen den Schienengüterverkehr vor große Herausforderungen. Es bedarf dringender Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Güterverkehrs auf der Schiene langfristig zu sichern“, betont Andreas Mandl, Vorsitzender des Ausschusses Schienengüterverkehr in der WKÖ. 

Der Fachverband der Schienenbahnen setzt sich aktiv für die Förderung des Schienenverkehrs ein und fordert daher politische Entscheidungsträger sowie die Verantwortlichen in der Transport- und Logistikbranche auf, jetzt die Weichen zu stellen, um den Güterverkehr auf der Schiene gezielt zu stärken. Es müssen Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden, um Engpässe zu beseitigen und die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes zu verbessern. Zudem sind innovative Ansätze und eine enge Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Logistikkette erforderlich, um den Schienengüterverkehr effizienter und wettbewerbsfähiger zu gestalten. 

Der Masterplan Güterverkehr, der vom Klimaschutzministerium veröffentlicht wurde, legt genau diese künftigen strategischen Eckpfeiler für den Güterverkehrssektor fest und bietet eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung des Schienengüterverkehrs. Als Fachverband Schienenbahnen begrüßen wir die Initiative des Ministeriums und teilen die darin formulierten Ziele zur Förderung des Schienengüterverkehrs. Wir möchten auf einige Punkte des Masterplans eingehen und unsere Position dazu konkretisieren: 

  • Modal Split und Verlagerung auf die Schiene
    Der Masterplan betont die Bedeutung einer verstärkten Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, um die Klimaziele zu erreichen. Wir stimmen dieser Aussage uneingeschränkt zu und betonen erneut, dass die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene einen der effektivsten und nachhaltigsten Hebel darstellt, um die Klimaziele von Paris zu realisieren. Eine Erhöhung des Modal Splits zugunsten der Schiene ist von entscheidender Bedeutung, und wir sind bereit, in Arbeitsgruppen aktiv an der Umsetzung dieses Ziels mitzuwirken. „Eine wichtige Rolle kommt hier den kranbaren Sattelaufliegern zu, die bereits bei der Terminalplanung stärker berücksichtigt werden müssen um diese Verlagerung zu erleichtern“, konkretisiert Mandl.

  • Infrastrukturmaßnahmen
    Der Masterplan erkennt die Notwendigkeit von Investitionen in die Schieneninfrastruktur an, um den Schienengüterverkehr effizienter und attraktiver zu gestalten. Wir unterstützen diese Maßnahmen und fordern gleichzeitig eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den relevanten Behörden und Stakeholdern, um die Planung und Umsetzung von infrastrukturellen Maßnahmen zu beschleunigen. Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist ebenfalls von großer Bedeutung, um Engpässe an den Ländergrenzen zu beseitigen und den Schienengüterverkehr reibungsloser zu gestalten.

  • Vereinfachung der Genehmigungsverfahren
    Der Masterplan hebt die Bedeutung einer Entbürokratisierung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren hervor, um den Schienengüterverkehr effizienter zu gestalten. Wir setzen uns hier für eine Überprüfung der bestehenden Genehmigungsprozesse sowie eine Harmonisierung auf europäischer Ebene ein, um den administrativen Aufwand für die Eisenbahnverkehrsunternehmen zu reduzieren. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Behörden und der Schienenbranche ist erforderlich, um effektive Lösungen zu erarbeiten.

  • Anschlussbahnförderung
    Ohne Anschlussbahnen ist kein effizienter Schienengüterverkehr möglich. Der Rückgang der Anzahl an Anschlussbahnen in den letzten Jahren und die Stagnation seit 2020 gibt Anlass zur Sorge: „Umso mehr begrüßen wir, dass die neu ausgearbeitete Förderrichtlinie für Anschlussbahnen auf Basis des Masterplan Güterverkehr an die EU-Kommission notifiziert wurde und nun auch angewendet werden kann“, zeigt sich der Präsident des VABU-Verbands der Anschlussbahnen, Markus Schinko, erfreut. Der VABU hat sich bei der Entwicklung dieser Fördermöglichkeiten im BMK aktiv eingebracht.

  • Technische Harmonisierung
    Der Masterplan betont die Bedeutung einer technischen Harmonisierung im Schienengüterverkehr, um die Interoperabilität zu verbessern und den grenzüberschreitenden Verkehr zu erleichtern. Wir unterstreichen diese Position und fordern eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den nationalen Behörden und der Europäischen Union, um einheitliche technische Standards und Vorschriften zu entwickeln. Dies wird dazu beitragen, technische Hindernisse zu überwinden und den Schienengüterverkehr effizienter zu gestalten. 

"Der kürzlich vorgestellte Masterplan Güterverkehr hat das Gebot der Stunde und die zentrale Bedeutung des Schienengüterverkehrs erfreulicherweise erkannt. Jetzt geht es an die Umsetzung, es braucht konkrete Maßnahmen und Timings und da sehen wir noch Optimierungspotenzial. Da müssen wir konkreter werden und mehr Tempo machen“, betont Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbandes Schienenbahnen in der WKÖ.  

Fehlentwicklungen gegensteuern  

Der Fachverband der Schienenbahnen ist davon überzeugt, dass eine Stärkung des Güterverkehrs auf der Schiene nicht nur ökonomische Vorteile mit sich bringt, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und damit der Erreichung unserer Klimaziele leistet. Umso herausfordernder ist für die Branchenvertreter die Rückverlagerung von Transporten von der Schiene auf die Straße, die seit Jahren zu beobachten ist. "Wir müssen der Realität ins Auge sehen und die Zahlen sprechen derzeit eine eindeutige Sprache. Wir brauchen mehr Güter auf der Schiene. Daher plädieren wir für eine nachhaltige Verkehrswende, bei der der Schienengüterverkehr die entscheidende Rolle spielt“, so Scheiber abschließend.

Über den Fachverband der Schienenbahnen 

Der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich ist die österreichweite Interessensvertretung für alle Eisenbahnen und städtischen Nahverkehrsunternehmen. Derzeit umfasst der Fachverband 105 Mitglieder und vertritt diese auch auf EU-Ebene. Neben der Initiierung, und Begutachtung von Gesetzen, fungiert der Fachverband auch als bewährter Sozialpartner und verhandelt für seine Mitgliedsunternehmen branchenweit die Kollektivverträge im Eisenbahnbereich.

www.schienenbahnen.at

Über den VABU – Verband der Anschlussbahnen

Der Verband der Anschlussbahnen ist die österreichweite Interessensvertretung für Anschlussbahnen. Derzeit umfasst der Verband 173 Mitglieder, die er in allen Angelegenheiten unterstützt und deren Interessen er vertritt. 

www.anschlussbahnen.at