Rückenansicht einer Person mit zum Dutt gebundenen Haaren, Hand mit Kugelschreiber an Kinn gestützt, im Hintergrund verschwommen weitere Personen an Tisch sitzend
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Handelsobmann Trefelik: "Gewerkschaft hat Chance auf Abschluss auch in 5. KV-Runde vertan"

Arbeitgeber:innen erhöhten Angebot auf ein nachhaltiges Plus von 8 %, doch Gewerkschaft will offenbar Streiks statt Weihnachtsfrieden

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Aktualisiert am 07.12.2023

"Für einen Kompromiss braucht es immer zwei. Wir sind mehrmals einen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen, doch auf der anderen Seite gab es kaum Bewegung. Durch dieses starre Beharren hat die Gewerkschaft leider auch in der fünften Runde die Chance auf einen Abschluss vertan", sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), nach den heutigen Verhandlungen zum Kollektivvertrag der Angestellten und Lehrlinge im österreichischen Handel. Denn an der Ausgangslage habe sich nichts geändert: Eine KV-Erhöhung, wie sie die Gewerkschaft fordert, sei für die Unternehmen "schlicht nicht leistbar". Die aktuelle Situation im heimischen Handel ist schließlich von sinkenden Umsätzen bei gleichzeitig steigenden Kosten geprägt. Allein im Oktober gab es im Nicht-Lebensmittelhandel ein reales Umsatzminus von 5,6 %.

Trotz dieser schwierigen Lage haben die Arbeitgeber:innen ihr Angebot ein weiteres Mal nachgebessert und auf eine nachhaltige KV-Erhöhung von 8 % angepasst. "Nachdem die Gewerkschaft Einmalzahlungen so rigoros ablehnt, haben wir eingelenkt und sind auf eine nachhaltige Lösung umgeschwenkt. Es ist für uns daher unverständlich, dass die Gewerkschaft immer noch blockiert. Denn mit unserem Angebot wäre den Mitarbeiter:innen im heimischen Handel mit Sicherheit mehr gedient als mit Streiks. Die Gewerkschaft will offenbar lieber Kampfmaßnahmen statt Weihnachtsfrieden", kritisiert Trefelik.

Schade sei vor allem, dass die Arbeitnehmervertreter:innen dabei vergessen, dass sie am eigenen Ast sägen: Droht im Weihnachtsgeschäft aufgrund der Verunsicherung der Konsumenten durch die angekündigten Gewerkschaftsmaßnahmen ein sattes Umsatzminus, werde dies letztlich auf Kosten der Arbeitsplätze gehen. "Schon jetzt nehmen Insolvenzen und Schließungen im Handel extrem zu. Wir sollten diese Dynamik nicht zusätzlich befeuern", warnt Trefelik, der außerdem das Argument der Gewerkschaft, dass Lohnerhöhungen eins zu eins in den Handel zurückfließen, geraderückt: "Nach Einschätzung des IHS ist das nur bei rund 30 % der Steigerung der Fall. Wissenschaftler bestätigen also: KV-Erhöhungen im Handel finanzieren sich ganz sicher nicht von selbst", so Trefelik.

Handel könnte Empfehlung für Gehaltssteigerungen an Unternehmen abgeben

Sollte es auch in den nächsten Tagen zu keiner Einigung mit der Gewerkschaft kommen, wird die Bundessparte eine Empfehlung für eine nachhaltige Gehaltserhöhung an die Unternehmen abgeben. "Wir wollen nicht, dass unsere Mitarbeiter:innen durch die Blockadehaltung der Gewerkschaft im Ungewissen gelassen werden, sondern ihnen Sicherheit und Planbarkeit bieten", sagt Trefelik. (DFS)