Lächelnde Person mit Brillen steht in Buchhandlung und blickt in aufgeschlagenes Buch
© dusko | stock.adobe.com

Wo die Konsumenten-Nachfrage der Zukunft entsteht

Handelsexpertinnen über Trends und ihre Auswirkungen auf den Handel - WKÖ-Trefelik sieht Chancen durch Transformation, "aber stehen noch am Anfang"

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 06.10.2023

Aktuell sind es vor allem die Kostensteigerungen, die dem heimischen Handel zu schaffen machen - von den Energiepreisen über die Einkaufspreise bis hin zu den Personalkosten. "Das Hauptproblem ist, dass die Umsatzentwicklung mit der Kostenexplosion nicht Schritt hält“, verdeutlicht Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Dies drängt Zukunftsthemen manchmal in den Hintergrund. Dabei stellen auch die digitale Transformation sowie jene zu mehr Nachhaltigkeit den Handel vor große Herausforderungen. "Es gibt aber durchaus auch Chancen durch die Transformation, wenngleich wir noch am Anfang stehen“, sagt Trefelik.

Mit diesen Chancen beschäftigt sich die renommierte deutsche Retail-Expertin und Zukunftsforscherin Theresa Schleicher. Sie empfiehlt den Handelsunternehmen, "genau hinzuschauen, wo die Konsumenten-Nachfrage der Zukunft entsteht“. Einige wichtige Trends seien dabei der Notwendigkeit geschuldet, sich den Realitäten des Klimawandels zu stellen. Etwa gebe es den Trend zur Sharing Economy, jenen des "neuen Lokal“, also die verstärkte Nachfrage nach regionalen Produkten oder den Megatrend Urbanisierung mit neuen Konzepten für die Innenstädte. Daraus ergeben sich für Handelsunternehmen laut Handelsforscherin Schleicher auch Chancen, das zeigt ein Umfrageergebnis: So gehen 50 Prozent der Befragten davon aus, 2040 Marken zu kaufen, die es heute noch gar nicht gibt. Das heißt, es gibt genügend Raum für neue Lösungen.

Neue Lösungen in kleinen Schritten erfolgreich umsetzen

Um zu diesen zu kommen, empfiehlt Schleicher den Handelsbetrieben, erst veraltete Dinge abzuschneiden, die es für ihn als Händler und den Kunden nicht mehr braucht, um dann in Schritten sich den digitalen und nachhaltigen Lösungen zu widmen. Solche im Geschäft weit hinten zu verstecken, etwa weil sie für viele Kund:innen zu teuer sein könnten, sei der falsche Weg: "Seien Sie mutig und stellen Sie Ihre nachhaltigen Produkte nach vorne“, rät Schleicher. Auf diese Weise lernen Kunden neue, bessere Produkte zu wollen und auch mehr Geld zu zahlen. Denn feststehe: "Es gibt immer Lösungen. Man muss dem Thema Nachhaltigkeit seine Größe und Schwere nehmen“, so die Retail-Expertin im Rahmen des WKÖ-Handelstags vergangene Woche.

Eva Eggeling, Leiterin des Fraunhofer Innovationszentrums für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz KI4LIFE, sieht etwa in Verpackungsstrategien, die auf weniger und wiederverwertbare Materialien setzen, Zukunftschancen. Aber auch im Bereich der Lieferkettenthematik und der Logistik gebe es Potenzial, wobei innovative Lösungen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz dabei helfen können, die Logistik nachhaltiger zu machen.

Bei IKEA Österreich probiert man bereits einige neue Wege aus, wie Nicole Reitinger, Country Business Development & Transformation Manager bei IKEA Österreich, schilderte. Zum Beispiel werden in den Restaurants Kameras über den Abfalleimern angebracht, die auch mit einer Waage gekoppelt ist. Die Waage wiegt die Menge, die KI-gestützte Kamera erkennt, welche Lebensmittel weggeworfen werden. So wird erhoben, welche Lebensmittel in welcher Menge im Müll landen. Daraus werden Schlussfolgerungen gezogen, um etwa Portionsgrößen anzupassen, oder die richtigen Mengen zu den richtigen Uhrzeiten produzieren zu können. Generell ist Nachhaltigkeit laut Reitinger eines der drei großen Ziele des Unternehmens - neben Erreichbarkeit und Leistbarkeit. Aus diesem Grund wurde die IKEA-Flotte im Großraum Wien elektrifiziert und man verfolgt zudem das Ziel, verstärkt in die Innenstädte zu gehen.

Welche weiteren Lösungen den Handelsunternehmen helfen können, die Twin Transition, also die digitale und grüne Transformation, am besten zu bewältigen, aber auch, welche Wege aus der Krise Top-Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft sehen, finden Sie in der Rückschau zum WKÖ-Handelstag 2023: Handelstag | Rückblick - WKO.at